Attacke auf Präsident Gegenbauer - Nach Kritik an Präsident Gegenbauer: Hertha-Investor Windhorst bestreitet Wortbruch

Auch drei Tage nach der ebenso harten wie öffentlichkeitswirksamen Kritik durch Investor Lars Windhorst an Präsident Werner Gegenbauer kehrt bei Hertha keine Ruhe ein. Am Mittwoch dementierte Windhorst einen angeblichen Wortbruch per Twitter.
Investor Lars Windhorst hat dem öffentlich ausgetragenen Machtkampf beim Fußballbundesligisten Hertha BSC am Mittwoch ein neues Kapitel hinzugefügt. Via Twitter dementierte Windhorst, dass er Hertha ein Versprechen gegeben hätte, sich bis Mai nicht über die aktuelle Situation beim abstiegsbedrohten Klub zu äußern. "Ich kann und würde eine solche Zusage nie geben. Denn ich bin für Transparenz, Offenheit und gegen Hinterzimmer", schrieb der Unternehmer auf Twitter.
Hintergrund war ein brisantes Interview beim Sender Bild-TV, in dem Windhorst scharfe Kritik an der Hertha-Vereinsführung um Präsident Werner Gegenbauer geäußert hatte. In diesem Zuge hatten "Tagesspiegel" und "Sport Bild" von einem Treffen zwischen Windhorst und Hertha-Geschäftsführer Fredi Bobic im Vorfeld des Interviews berichtet. Im Rahmen dieses Treffens soll Windhorst Bobic zugesichert haben, sich vorerst nicht mehr öffentlich zu Herthas Führung zu äußern.
Der Investor beschrieb dieses Versprechen nun als "erfunden und gelogen". Bei Hertha wiederum wollte man am Mittwoch die neuerlichen Vorwürfe Windhorsts nicht kommentieren. So erklärte Fredi Bobic wie schon zuletzt, dass er sich "zu internen Gesprächen in der Öffentlichkeit nicht äußern" wolle.
Windhorst attackiert Gegenbauer und tritt von Beiratsposten zurück
Nach dem ersten Sieg im Jahr 2022 von Hertha BSC hatte Windhorst am vergangenen Wochenende die beschriebene, sehr scharfe Kritik an der Vereinsführung geäußert. Ziel seines Ärgers war vor allem Hertha-Präsident Werner Gegenbauer. Am Sonntagmorgen sagte Windhorst bei Bild-TV, dass er "ganz klar gegen die Spitze und seine Gefolgsleute" sei. Der Präsident tue nicht alles dafür, den Erfolg des Vereins herbeizuführen. Stattdessen ginge es Gegenbauer "sehr stark um den eigenen Machterhalt." Hertha sei für den Präsidenten "sehr stark ein persönliches Spielzeug", führte der Investor fort. Es brauche einen "Neustart an der Spitze."
Für Windhorst sei es in Zukunft nicht mehr möglich, mit Gegenbauer zusammenzuarbeiten. Deshalb verkündete er mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt vom Amt im Beirat des Vereins, für das er nun einen Vertreter bestimmen wird. "Mir ist leider nach wenigen Monaten klar geworden, dass es unter der Führung von Herrn Gegenbauer sehr, sehr schwierig ist, als Team gemeinsam etwas zu erreichen, zu besprechen, zu kooperieren", sagte Windhorst.
Das Investment der Tennor Group bei Hertha BSC wolle Windhorst deshalb aber nicht aufgeben. Er sei "weiterhin fest entschlossen, alles dafür zu tun, damit auch mit Verzögerung und viel größeren Schwierigkeiten als erwartet das Investment noch ein Erfolg werden kann." Windhorst hat seit seinem Einstieg im Jahr 2019 insgesamt 375 Millionen Euro in den Hauptstadtklub investiert und hält im Gegenzug 64,7 Prozent der Anteile.
Gegenbauer nimmt Aussagen "zur Kenntnis"
Der angegriffene Präsident Werner Gegenbauer wollte sich zum Angriff des Investors am Sonntag vorerst nicht konkret äußern."Unser Verein darf auch diese Aussagen von Herrn Windhorst zur Zeit nur zur Kenntnis nehmen. Wir haben in dieser sportlich schwierigen Situation Trainer und Mannschaft versprochen, diese Dinge in den kommenden entscheidenden Wochen nicht in der Öffentlichkeit zu diskutieren," sagte der 71-Jährige.
Der Präsident will sich aber zu einem späteren Zeitpunkt zu seinem Verhältnis zu Lars Windhorst äußern. "Sobald der Klassenerhalt endgültig gesichert ist, werde ich unsere Sichtweise deutlich darlegen und wir werden uns faktisch über den Verlauf und das Umfeld des Investments bei Hertha BSC äußern", sagte Gegenbauer.
Ex-Hertha-Spieler und Klub-Legende Axel Kruse zeigte sich hingegen weniger zurückhaltend. "Ich finde es schockierend, dass in Zeiten von 50+1 sich ein Investor hinstellt und sagt, mit dem arbeite ich nicht mehr zusammen. Unsere Leute freuen sich alle, endlich mal ein Spiel gewonnen zu haben, und anstatt sich mal zu freuen, setzt sich diese Pfeife da hin und macht das alles kaputt," sagte Kruse im rbb-Podcast "Hauptstadtderby".
Bereits Anfang des Monats hatte der Sprecher der Tennor Group Andreas Fritzenkötter einen Machtwechsel im Hertha-Präsidium bei der Mitgliederversammlung im Mai gefordert. Der Verein reagierte damals verägert und sah eine Grenze in Bezug auf die Autonomie im Verein überschritten.
Sendung: Abendschau, 20.03.22, 19:30 Uhr