Füchse vor Spitzenspiel beim THW - In Kiel geht's um die Königsklasse

Do 10.03.22 | 09:14 Uhr | Von Shea Westhoff
Jaron Siewert und seine Füchse Berlin
Bild: imago images/Contrast

Gemeinsam mit Kiel und Flensburg ringen die Füchse Berlin um den wohl letzten erreichbaren Champions-League-Platz in der Handball-Bundesliga – und damit auch um wichtige Prämien. Aufs Team von Trainer Siewert wartet nun ein wegweisendes Spiel. Von Shea Westhoff

Die Füchse Berlin müssen ihre schwierige Aufgabe beim THW Kiel ganz ohne positive Gefühle lösen. So würde jedenfalls die Ausgangslage vor dem Spitzenspiel der Handball-Bundesliga lauten, wenn man Füchse-Trainer Jaron Siewert wörtlich nimmt: Um für "ein gutes Gefühl für das Spiel gegen Kiel" zu sorgen, hatte er am vergangenen Dienstag unbedingt den Sieg in der European Leage gegen Wisla Plock einfahren wollen.

Herausgekommen ist eine knappe Niederlage. Ein Unentschieden hätte den Füchsen für den Gruppensieg gereicht – doch neun Sekunden vor Schluss fiel der entscheidende Gegentreffer zum 29:30.

Füchse wollen endlich zurück in die Königsklasse

Am Sonntag wartet nun der amtierende Meister Kiel in der Bundesliga. Der Ausgang des Spiels könnte wegweisend sein für den Kampf um die begehrten Champions-League-Plätze. Während der furiose Tabellenführer SC Magdeburger so gut wie enteilt sein dürfte, streiten sich die Füchse Berlin mit Kiel und der SG Flensburg-Handewitt um den zweiten Königsklassen-Startplatz. Gewinnen die aktuell zweitplatzierten Kieler am Sonntag, so würden sie bereits Tatsachen schaffen.

"Mit Kiel geht es gegen den amtierenden Meister, es geht gegen eine Spitzenmannschaft", sagt Trainer Jaron Siewert und ordnet die Bedeutung der Partie hinsichtlich der Champions-League-Qualifikation ein: "Das können wichtige Big Points sein." Doch sei die Aufgabe äußerst schwer, insbesondere bei heimstarken Kielern, die gemäß der Corona-Bekämpfungsverordnung des Landes Schleswig-Holsteins mit bis zu 6.000 frenetischen Zuschauerinnen und Zuschauern rechnen können.

Klar ist: Die Füchse wollen nach zehn Jahren endlich wieder zurück auf die Bühne von Europas Handball-Königsklasse. Personell hat die Klubführung um Bob Hanning dafür bereits die entsprechenden Weichenstellungen vorgenommen.

Neue Stars gehören in die Champions League

Im vergangenen Sommer verpflichtete der Haupstadt-Klub zunächst den Welt- und Europameister Viran Morros von Paris Saint Germain. Im August gab man die Verpflichtung des Dänen Mathias Gidsel bekannt- der wertvollste Spieler bei den Olympischen Spielen von Tokio zählt zu den begehrtesten Rückraumspielern überhaupt. Ab der Saison 2022/23 soll er für den Hauptstadtklub auflaufen. Auch der schwedische Nationalspieler Max Darj wurde bereits für die kommende Spielzeit verpflichtet.

Es darf bezweifelt werden, dass sich diese Spieler den Füchsen versprochen haben, um in der kommenden Saison lediglich in der wenig renommierten European League auf Torejagd zu gehen.

"Wir haben im Dezember unnötige Punkte liegen lassen. Hätten wir das nicht getan, würde es besser aussehen", ärgerte sich Stefan Kretzschmar zuletzt über die Leistung seines Teams zum Jahresende. Gemeint waren die schwachen Leistungen gegen Balingen-Weilstetten (Remis) und MT Melsungen (Niederlage) Ende Dezember. Damals riss der Kontakt an die Tabellenspitze ab. "Wir sind noch nicht so stabil, wie Flensburg und Kiel", befand Kretzschmar.

Mit den beiden Teams aus dem hohen Norden kämpfen die Berliner um die wohl letzte verbliebene Champions-League-Position – und damit auch um wichtige Geldprämien.

CL-Prämien eröffnen Klubs neue Möglichkeiten

Während der europäische Handball-Dachverband EHF den Sieger des zweithöchsten Europa-Wettbewerbs, der European League, mit einer Prämie von 100.000 Euro belohnt, haben die Teams in der Champions League diese Summe bereits nach der Vorrunde beisammen. Der Gewinner der Champions League akkumuliert im Turnierverlauf gar Prämien von insgesamt einer Million Euro. Im Profi-Fußball wären solche Beträge nicht wirklich der Rede wert, im Handball eröffnen sie Klubs neue Möglichkeiten.

Die Partie beim THW Kiel dient den Füchsen vielleicht ein letzter Strohhalm zum lukrativeren Europa-Wettbewerb. Doch mit den Kielern wartet ein Gegner in Topform auf die Füchse. Wettbewerbsübergreifend gewann das Team um Kapitän Patrick Wiencek zuletzt elf Partien in Serie. Und womöglich hängt für die Mannschaft aus Schleswig Holstein sogar noch mehr an der Partie als für die Berliner: Der aktuell Tabellenzweite dürfte sich nach wie vor zumindest Minichancen auf eine Titelverteidigung in der HBL ausrechnen.

"Man muss schon sagen, im Jahr 2022 haben sie eine beeindruckende Konstanz wiedergefunden", kommentiert Siewert den Lauf der Kieler. "Nichtsdestotrotz haben wir auch eine gewisse Konstanz und einen ganz guten Lauf", sagt der 28-Jährige und fügt kämpferisch hinzu, dass er mit seinem Team in Kiel "was Zählbares mitnehmen" wolle.

Sicherlich nicht zuletzt: für ein gutes Gefühl.

Sendung: rbb24, 07.03.2022, 22 Uhr

Beitrag von Shea Westhoff

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