Nina Meinke aus Berlin - "Die Mutige" will Box-Weltmeisterin werden

Do 14.04.22 | 14:59 Uhr | Von Lukas Witte
Die Berliner Boxerin Nina Meinke nach einem gewonnenen Kampf in Magdeburg 2020 (imago images/Ed Gar)
Video: rbb24 | 13.04.2022 | Dietmar Teige | Bild: imago images/Ed Gar

Der Berliner Boxerin Nina Meinke steht einer der größten Kämpfe ihrer Karriere bevor. In Kopenhagen hat sie die Chance, sich zur Weltmeisterin im Federgewicht zu machen und in die großen Fußstapfen ihres Patenonkels Sven Ottke zu treten.

Nina Meinke sitzt lächelnd auf der Kante des Boxrings. Sie blättert in einem alten Schulheft und liest eine Geschichte vor, die sie vor 21 Jahren dort hineingeschrieben hat: "Ich war beim Boxen mit Mama, Papa, Opa, Heinzi, Kai, Dörthe und Thorsten. Als ich rein kam, war ein ziemliches Gedränge gewesen. Es war auch sehr heiß. Als Svenni in den Ring ging, haben alle Leute gejubelt. Der Gegner hieß James Butler. James hat sehr geschummelt. Aber Sven Ottke hat trotzdem gewonnen."

Für die damals Siebenjährige war der Kampf ihres Patenonkels und ehemaligen Box-Weltmeisters Sven Ottke eine Initialzündung für ihre eigene Karriere. "Das war irgendwie so ein tolles Erlebnis, das mich sehr geprägt hat. Und ich glaube schon, dass es irgendwie tief in mir drin was ausgelöst hat, sodass ich gesagt habe, dass ich auch boxen möchte", erzählt Meinke. Zu Weihnachten nach Ottkes Sieg gegen Butler bekam sie dann ihren ersten Boxsack geschenkt - und hat seitdem eine steile Karriere hingelegt.

Sie nennt sich "The Brave"

Die Berlinerin ist Europameisterin und Junioren-Weltmeisterin der WBC. In ihrer Profikarriere absolvierte sie bereits 14 Kämpfe, von denen sie zwölf gewinnen konnte - drei durch Knockout. Meinke schreckt vor nichts zurück und stellt sich jeder Herausforderung, egal wie die Aussichten auf Erfolg sind. Daher kommt auch ihr Spitzname "The Brave", also die Tapfere oder die Mutige. "Für mich ist Sport nicht immer nur gewinnen, sondern da gehört beides dazu. Man muss einfach mutig sein. Wenn man irgendwann die Beste sein möchte oder ganz oben mitspielen möchte, dann ist das einfach wichtig", erklärt sie.

Ihr Mut brachte die 29-Jährige sogar bis ins Londoner Wembley-Stadion. Dort boxte sie im Vorprogramm des Mega-Kampfes zwischen Anthony Joshua und Wladimir Klitschko gegen die Olympiasiegerin Katie Taylor. Schon vorher war klar, dass sie diesen Kampf wohl kaum gewinnen könnte. Trotzdem wollte sie auf der großen Bühne auftreten und stellte sich vor 90.000 Fans in den Ring. Sie verlor nach technischem K.O. in der siebten Runde.

Aber genau diese Einstellung hat ihr nun einen der wichtigsten Kämpfe ihrer Karriere eingebracht. Am 21. April kann sie in Kopenhagen im renommierten Boxverband IBF Weltmeisterin im Federgewicht werden. "Ich habe einen unheimlichen Willen und habe eigentlich mein ganzes Leben auf diesen Kampf hingearbeitet. Das ist mein absolutes Traumziel gewesen und jetzt sind wir so weit", sagt sie.

"Ich glaube, es wird gut werden."

Einfach wird es aber auch in diesem Kampf nicht werden. Ihre Gegnerin ist die Dänin und derzeitige Weltmeisterin Sarah Mahfoud, die noch keinen Profikampf verloren hat. Außerdem hat sie das heimische Publikum der dänischen Hauptstadt auf ihrer Seite. Noch nie gelang es einer Boxerin, auswärts einen WM-Titel zu gewinnen. "Deswegen müssen wir auch nochmal doppelt so hart arbeiten. (...) Wir haben sie natürlich im Vorfeld studiert und haben auch unsere Taktik dafür. Ich glaube, es wird gut werden", sagt Meinke.

Gemeinsam mit ihrem Trainer Kay Huste hat sie ein Konzept erarbeitet und sich auf den Kampf vorbereitet. Huste trainierte unter der Trainerlegende Uli Wegner und nahm selbst schon an Olympischen Spielen teil. Wie genau die Strategie aussieht, verraten sie vor dem Kampf aber nicht. Entscheidend sei es, kontrolliert zu bleiben und der Gegnerin den eigenen Boxstil aufzudrängen, erklärt Meinke.

Frohnatur außerhalb des Rings

Außerdem glaubt die Berlinerin, besser auf den Kampf vorbereitet zu sein als ihre Gegnerin. Die Dänin hat während der Pandemie keine Kämpfe bestritten, während Meinke zwei Mal in den Ring stieg. Als die Box-Gyms wegen Corona geschlossen wurden, hielt sie sich auf dem Dachboden ihres Vaters mit selbstgebauten Geräten fit. "Wir haben uns bestmöglich vorbereitet und jetzt wird man sehen, was kommt. Wir geben das Beste und wir haben Spaß", sagt sie.

Spaß steht bei der Berlinerin sowieso immer ganz weit oben auf der Liste. Von der knallharten Kämpferin im Ring ist außerhalb der Seile nicht mehr viel zu sehen. Die 29-Jährige wirkt immer gut gelaunt, humorvoll und lacht viel. "Man hat natürlich einen ganz anderen Fokus, wenn man im Ring steht. Aber man sollte sich außerhalb auch nicht verstellen müssen. Warum sollte ich außerhalb des Rings böse sein? Ich bin, wie ich bin. Und mir macht das Boxen ja auch Spaß. Von daher bin ich ein fröhlicher Mensch und bin hier gerne", erzählt sie.

Im Ring wird in Kopenhagen aber keine Zeit für Spaß und Sympathie bleiben. Am Ende des Kampfes will Nina Meinke die Arme hochreißen und jubelnd im Konfettiregen stehen - so wie vor 21 Jahren ihr Vorbild und Patenonkel Sven Ottke.

Sendung: rbb24, 13.04.2022, 18 Uhr

Beitrag von Lukas Witte

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