Frauen des SC Potsdam vor der Finalserie - Die größte Chance der Vereinsgeschichte

Mo 25.04.22 | 17:44 Uhr | Von Lukas Witte
SC-Potsdam Zuspielerin Sarah van Aalen beim Aufschlag (imago images/Matthias Rietschel)
Video: rbb24 | 25.04.2022 | Torsten Michels | Bild: imago images/Matthias Rietschel

Die Volleyballerinnen des SC Potsdam stehen vor einem historischen Erlebnis: Erstmals in der Vereinsgeschichte spielen sie in einer Finalserie um die deutsche Meisterschaft. Es ist das Ergebnis einer langen Reise, die nun ihren Höhepunkt finden soll.

In der MBS-Arena tobten die Fans und auf dem Feld lagen sich die Spielerinnen des SC Potsdam in den Armen und konnten ihr Glück kaum fassen. Es waren Szenen der puren Freude, die sich nach dem Gewinn der Halbfinalserie gegen die Titelverteidigerinnen aus Dresden abspielten.

Die Brandenburgerinnen haben Außergewöhnliches geschafft und sind zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte ins Finale um die deutsche Meisterschaft eingezogen. Gegen den MTV Stuttgart, das beste Team der Hauptrunde, könnten sie nun in der Finalserie die Sensation perfekt machen.

Unerwarteter Erfolg

"Das hat alles übertroffen, was wir uns erhofft hatten. Internes Ziel war eigentlich wieder das Halbfinale. Jetzt bin ich superglücklich und freue mich für die Mannschaft", sagt Teammanager Eugen Benzel. Mit einer Finalteilnahme haben wohl viele zu Beginn und im Verlauf der Saison nicht gerechnet. Zumal es keine ganz einfache Spielzeit für die Potsdamerinnen war. "Am Anfang der Saison haben wir nicht daran gedacht, dass es dann doch so weit hinaus gehen kann. Wir hatten im Dezember eine superschwierige Lage und hatten fünf Spiele hintereinander verloren", erzählt Außenspielerin Laura Emonts.

In dieser Zeit erlebten sie auch den wohl größten Tiefpunkt der Saison. Nach fünf Sätzen verloren sie knapp im Halbfinale des DVV-Pokals gegen den Dresdner SC und verpassten somit die große Chance auf einen Titel. Das dachten zumindest damals alle. Jetzt sieht alles anders aus und sie können plötzlich deutsche Meisterinnen werden. "Ich bin sehr stolz auf das Team, dass sie es geschafft haben, da wieder rauszukommen und durch eigene Moral jetzt da stehen, wo sie sind", sagt Teammanager Benzel.

Mit Moral und Kampfgeist fanden sie zurück in die Spur und beendeten die Hauptrunde auf Rang drei. "Und wir haben wirklich sehr gut trainiert. Da muss man dem Trainer auch mal Danke sagen. Er hat es echt sehr gut gemacht. Wenn ich auf den Beginn der Saison schaue, dann haben wir jetzt eine ganz andere Mannschaft", erzählt Zuspielerin Sarah van Aalen.

Trainer Hernández als Erfolgsgarant

Nicht nur die Niederländerin sieht im Trainer einen Grund für den Erfolg. Coach Guillermo Naranjo Hernández hat eine gute Reputation in ganz Europa und brachte ein bisschen Volleyball-Glanz nach Brandenburg. Der Spanier trainierte unter anderem auch schon den kommenden Finalgegner MTV Stuttgart und gewann den Supercup, zwei Mal den DVV-Pokal und zwei Vizemeisterschaften.

"Seine Verpflichtung war der allergrößte Meilenstein. Spielerinnen aus der ganzen Welt sind wegen ihm daran interessiert, bei uns zu spielen, obwohl sie bei anderen Vereinen mehr verdienen würden. Aber sie verzichten auf das Geld, weil sie glauben, dass sie sich unter unserem Trainer am besten weiterentwickeln", schwärmt Eugen Benzel.

So konnten sie sich personell deutlich verstärken, obwohl sie finanziell mit den Top-Vereinen noch nicht mithalten können. Trotzdem hat sich auch die wirtschaftliche Situation des SC Potsdam in den letzten zehn Jahren deutlich verbessert. Ausschlaggebend dafür war der Umzug der Heimspielstätte in die große MBS-Arena. Plötzlich gab es viel mehr Zuschauer und ganz andere Werbemöglichkeiten. "Dadurch haben sich dann auch weitere Sponsoren-Möglichkeiten eröffnet", erklärt der Teammanager.

Underdog im Finale

Die sportliche und wirtschaftliche Entwicklung des Vereins zahlt sich in dieser Saison nun aus. Am Dienstag (18:30 Uhr) starten sie in Stuttgart ins erste Finalspiel und kämpfen in der Best-of-Five-Serie um die ganz große Sensation. Denn die Gegnerinnen vom MTV spielten eine überragende Saison und gelten als die großen Favoritinnen auf den Titel. Sie beendeten die Hauptrunde auf dem ersten Platz und verloren überhaupt nur eine einzige Partie.

Diese Niederlage gab es allerdings gegen den SC Potsdam. Mit 3:0 gewannen die Brandenburgerinnen damals deutlich. Allerdings spielten die Stuttgarterinnen auch nur mit der zweiten Garde und schonten viele ihre Top-Spielerinnen. "Das wird im Finale jetzt etwas ganz anderes sein", weiß Laura Emonts. "Wir haben aber nichts zu verlieren und wollen alles geben und Stuttgart ärgern. Vielleicht reicht es dann auch für einen Sieg oder vielleicht sogar die Finalserie zu gewinnen", sagt die Außenspielerin.

Für ihren Traum wollen sie auf jeden Fall kämpfen. Und auch im Halbfinale gegen Dresden galten sie schon als Underdog und sind mit der Rolle vertraut. "Unser Vorteil ist, dass wir relativ wenig Druck haben. Das ist bei Stuttgart anders, weil die Favorit sind. (...) Es ist glaube ich auf keinen Fall so, dass wir gar keine Chance haben", zeigt sich Zuspielerin van Aalen zuversichtlich.

Sendung: rbb24, 25.04.2022, 18 Uhr

Beitrag von Lukas Witte

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