Sieg gegen Köln - Knoche ist Unions Herz

Sa 02.04.22 | 10:52 Uhr | Von Till Oppermann
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Robin Knoche von Union Berlin spielt den Ball. (Quelle: Andreas Gora/dpa)
Audio: rbb24 Inforadio | 01.04.2022 | Jakob Rüger | Bild: Andreas Gora/dpa

Union erreicht mit einem 1:0-Sieg gegen Köln vorzeitig das interne Saisonziel. Auf dem Platz bewies Robin Knoche, dass seine Vertragsverlängerung am Freitag noch wichtiger war als drei Punkte in der Liga. Von Till Oppermann

In der vierten Minute der Nachspielzeit von Union Berlins Heimspiel gegen den 1. FC Köln mussten sich viele der über 22.000 Zuschauer im Stadion an der Alten Försterei auf die Lippe beißen. Zwar gelang den Gästen in der zweiten Hälfte kein einziger Schuss aufs Tor von Frederik Rönnow, aber dessen Vorderleute gaben sich alle Mühe, vorzeitige Freudenschreie ihrer Anhänger zu unterbinden.

Trotz der knappen 1:0-Führung und obwohl bereits die letzten Sekunden des Spiels liefen, schlugen die Unioner den Ball nicht aus der eigenen Hälfte. So wechselte der Ball in kurzer Zeit knapp vor dem eigenen Strafraum mehrfach zwischen Kölnern und Berlinern hin und her. Nur Innenverteidiger Robin Knoche behielt die Nerven und drosch die Kugel im hohen Bogen in den Köpenicker Abendhimmel. Der folgende Schlusspfiff des Schiedsrichters ging in rot-weißem Jubel unter.

Knoche ist das Herz der Union-Abwehr

Nicht nur in dieser Szene zeigte Knoche, warum eine Nachricht vom Nachmittag für Unions Zukunft noch wichtiger ist als der Sieg gegen die Kölner. Der Abwehrchef verlängerte seinen auslaufenden Vertrag und wird mindestens bis 2024 eisern bleiben. "Ich fühle mich wohl mit der sportlichen Situation", erklärte Knoche nach dem Spiel am DAZN-Mikrofon. Trotz schmerzhafter Abgänge habe Union jedes Jahr eine konkurrenzfähige Mannschaft. In den letzten beiden Saisons liegt das nicht zuletzt am 29-Jährigen. Seitdem er 2020 aus Wolfsburg nach Berlin wechselte, verpasste Knoche nur ein einziges Pflichtspiel. Alle anderen Partien absolvierte er über die volle Distanz.

Das Vertrauen von Trainer Urs Fischer ist kein Zufall. Knoche organisiert im Herzen des Abwehrbollwerks aus drei Innenverteidigern die Mannschaft. Seine Kommandos entscheiden darüber, ob Union kollektiv nach vorne rückt. Als letzter Mann entscheidet er, wie hoch die Mannschaft verteidigt und wann seine Nebenmänner Timo Baumgartl und Paul Jaeckel aus der Kette rücken dürfen, um Zweikämpfe zu führen oder Pässe abzufangen. Gelingt ihnen das nicht, sichert Knoche ab. Gegen Köln klärte er fünf Mal, so oft wie kein anderer Unioner. "Ich glaube in der zweiten Halbzeit hat Köln nicht einmal aufs Tor geschossen, da muss man viel richtig machen", lobte Fischer.

Probleme bei der Ballkontrolle

Auch im Ballbesitz gab Knoche den Takt vor, mit 37 Pässen spielte er die zweitmeisten bei Union. Um seinen Wert für die Mannschaft zu unterstreichen, lässt sich eine weitere Statistik bemühen. Mit sieben akkuraten langen Bällen sorgte Knoche gegen Köln häufiger für Entlastung als alle anderen seiner Mitspieler. "Sie versuchen immer Ballverluste zu provozieren, laufen hoch an", analysierte Fischer die Gäste. Auch deshalb tat sich Union schwer ins Spiel zu kommen. Zwar wäre der spätere Siegtorschütze Taiwo Awoniyi beinahe schon in der ersten Minute frei vorm FC-Tor aufgetaucht, aber ihm versprang der Ball.

Ähnlich unruhig entwickelte sich die gesamte erste Halbzeit. Beiden Mannschaften gelang es nicht, das Spiel zu kontrollieren. Die Folge waren viele Zweikämpfe und Fehlpässe. "Man hat schon nach zehn bis fünfzehn Minuten gemerkt, wer den ersten Fehler macht, verliert", sagte Kapitän Christopher Trimmel.

Das Kölner Innenverteidigerduo aus Timo Hübers und Luca Kilian wirkte wacklig. Rechtsverteidiger Kingsley Ehizibue wandelte schon nach 20 Minuten am Rande eines Platzverweises. Aber anstatt diese Schwachstellen konsequent zu bespielen, wirkten Unions Ballbesitzphasen eher zufällig. Das hängt auch mit den Mittelfeldspielern Rani Khedira, Grischa Prömel und Genki Haraguchi zusammen. Beim Nachschieben auf zweite Bälle sind sie herausragend, als Passgeber bestenfalls Bundesligadurchschnitt. Die nötige Ruhe, um auf den Ball zu treten und das Tempo zu wechseln, ist keinem von ihnen gegeben.

Der Unterschied zwischen Ruhe und Geduld

Die Ruhe, die Fischers Mannschaft am Ball fehlte, machte sie mit Geduld wett. Auch nach der Pause vertraute Union dem gewohnten Plan lief Köln an, hielt die Abstände eng und lauerte. Bis Jonas Hector in der 49. Minute einen verhängnisvollen Fehlpass auf Awoniyi spielte, der frei vor dem Tor nur noch einschieben musste. Mit seinem Satz: "Heute hat Köln einen Fehler zu viel gemacht, das konnten wir ausnutzen", fasste Fischer das Spiel treffend zusammen. "Das war nichts für Fußballfeinschmecker", ergänzte Knoche. Nur gut, dass die Eisernen in Geduld bestens geübt sind.

Die 40 Punkte in der Liga, das interne Saisonziel, wie Fischer, Knoche und Trimmel nach dem Spiel bekräftigten, waren seit Wochen in greifbarer Nähe. Aber fünf Niederlagen, ein Sieg und ein Unentschieden aus den sieben Spielen vor Köln reichten nicht, um sie zu erreichen. Nach dem Sieg stehen die Eisernen bei 41 Zählern. Man werde nun neue Ziele für die Liga besprechen, schmunzelte Fischer. Das Erste gibt der Spielplan vor. Am nächsten Spieltag geht es gegen den Stadtrivalen Hertha BSC. "Wir wollen zeigen, wer im Moment die Nummer Eins in Berlin ist", versprach Knoche. Seine Organisation der Defensive wird im Olympiastadion ganz besonders gefragt sein.

Sendung: rbb24, 01.04.2022, 21:45 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

2 Kommentare

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  1. 2.

    Zitat: "!!"

    Blubbediblubberblubb . . . Abzug ziehen und und weg isser.

    Bei Ihren analytischen Fähigkeiten sollten Sie mindesten für den 'Kicker' schreiben!! . . . und ein "!" setzte ich noch obendrauf.

  2. 1.

    "Trotz der knappen 1:0-Führung und obwohl bereits die letzten Sekunden des Spiels liefen, schlugen die Unioner den Ball nicht aus der eigenen Hälfte. So wechselte der Ball in kurzer Zeit knapp vor dem eigenen Strafraum mehrfach zwischen Kölnern und Berlinern hin und her. Nur Innenverteidiger Robin Knoche behielt die Nerven und drosch die Kugel im hohen Bogen in den Köpenicker Abendhimmel."
    Klingt nach ganz großem Fußball!
    Wenn man dann auch noch solche Tore geschenkt bekommt, dann kann ja nichts mehr schiefgehen!!

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