Interview | Hertha-Trainer Felix Magath - "Wir gehören in die Bundesliga"

Am Samstag entscheidet sich im Saisonfinale in Dortmund, ob Hertha in die Relegation muss oder aufatmen kann. Trainer Felix Magath erklärt im exklusiven rbb-Interview, wie seine Mannschaft den BVB schlagen könnte.
rbb: Herr Magath, Ihre Mannschaft hat es gegen Mainz verpasst, den Klassenerhalt vorzeitig klarzumachen. Wie haben sie das Team in dieser Woche wahrgenommen? Gab es eine Aufbruchstimmung oder mussten sie aufbauen?
Felix Magath: Wir waren natürlich enttäuscht. Aber ich denke, wir haben das verarbeitet und verdaut. Denn letztendlich haben wir doch eine gute Leistung gebracht. Das habe ich der Mannschaft auch gesagt. Auch gegen Mainz 05. Wir haben leider durch einen individuellen Fehler und eine Unachtsamkeit bei einer Standardsituation zwei Gegentore hinnehmen müssen. Das eine kurz vor Schluss, das war natürlich verdammt schade und hat uns deswegen auch ein bisschen runtergezogen. Aber letztendlich sind wir auf einem guten Weg. Wir haben gegen eine Mannschaft, die im gesicherten Mittelfeld der Tabelle steht, eine gute Leistung abgeliefert und waren ebenbürtig. Von daher können wir positiv auf die letzte Partie gegen Dortmund schauen.
Wenn man unabhängig vom Ergebnis von Stuttgart gegen Köln sein will, braucht es zumindest einen Punkt gegen Borussia Dortmund. Wie groß ist Nervosität bei Ihnen vor diesem Spiel?
Ich bin immer vor Spielen nervös. So natürlich auch vor diesem. Man ist als Trainer ja verantwortlich für das, was dann am Samstagnachmittag kommt. Deswegen mache ich mir immer vorher viele Gedanken darüber, was ich mache, wie ich es mache und wann ich es mache. Ich bleibe nervös, bis der Anpfiff erfolgt. Wenn der Schiedsrichter angepfiffen hat, dann ist die Nervosität weg, weil dann ist auch alles entschieden, was ich vorher entscheiden musste. Dann kann ich nur noch versuchen, jemandem so weit es geht auf dem Platz zu helfen.
Was spricht aus Ihrer Sicht für Ihre Mannschaft im Duell gegen den Vizemeister Dortmund?
Für uns spricht, dass wir in den letzten Wochen enger zusammengerückt sind und als Mannschaft aufgetreten sind, dass wir kompakt stehen und gut verteidigen und dass wir auch in die Zweikämpfe gehen, unangenehm sind und den Gegner unter Druck setzen. Ich denke, dass ist etwas, was auch den Spielern von Borussia Dortmund nicht so schmeckt. Wenn wir das gut hinbekommen, dann haben wir durchaus eine Chance.
Könnte es möglicherweise auch ein Vorteil sein zu wissen, dass man nicht mehr direkt absteigen kann? Wenn es in Dortmund schief geht, kann man nur auf den Relegationsplatz rutschen, aber hätte dann eben noch zwei Spiele, um den Klassenerhalt zu sichern.
Das nimmt natürlich etwas Druck von uns. Aber dennoch würde jeder Spieler lieber am Sonntag das Buch der Saison 21/22 zuklappen und in den Urlaub gehen, als noch zwei Spiele zu haben, die darüber entscheiden, ob man erst- oder zweitklassig ist.
Welchen Stellenwert hätte die Rettung von Hertha BSC in Ihrer sehr langen und sehr erfolgreichen Trainerkarriere?
Das wäre aus meiner Sicht eine großartige Leistung. Denn die Problematik ist ja größer, wenn man erst recht spät zu einer Mannschaft trifft. Und wir hatten jetzt nur noch acht Spiele, um die Situation zu verbessern. Ich habe als Tabellensiebzehnter hier angefangen und wir hatten dann erstmal Spiele gegen Mannschaften, die um die Teilnahme an der Champions League spielen, aber auch Mannschaften, die auf unserer Ebene waren. Und gegen diese Mannschaften haben wir gut gepunktet und haben gezeigt, dass wir besser sind und in die Bundesliga gehören. Mit dieser Gewissheit können wir auch die restlichen Partien oder die restliche Partie angehen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Jakob Rüger für den rbb Sport.
Sendung: rbb24, 12.05.2022, 18 Uhr