Ex-Ultra will Hertha-Präsident werden - Wie sich Kay Bernstein die künftige Hertha vorstellt

Di 03.05.22 | 18:29 Uhr | Von Ilja Behnisch
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Kay Bernstein (rbb)
Video: rbb24 | 03.05.2022 | Sebastian Meyer | Bild: rbb

Eigentlich steht der Posten des Präsidenten von Hertha BSC bei der Mitgliederversammlung am 29. Mai gar nicht zur Wahl. Trotzdem gibt es nun einen, der gern auf Amtsinhaber Werner Gegenbauer folgen würde. Von Ilja Behnisch

Sportlich lief es es zuletzt für Fußball-Bundesligist Hertha BSC. In der Felix-Magath-Tabelle (seit dem 27. Spieltag) liegt der Klub auf Rang acht, die letzten drei Spiele brachten zwei Siege und ein Unentschieden. Doch auch wenn am kommenden Samstag im Heimspiel gegen Mainz 05 (18.30 Uhr, mit Liveticker und Audio-Vollreportage auf rbb|24) der Klassenerhalt gesichert werden sollte, wird der Verein vorerst nicht zur Ruhe kommen. Denn obwohl auf der Mitgliederversammlung am 29. Mai überhaupt kein neuer Präsident gewählt wird, bringt sich bereits ein Kandidat in Stellung, die Nachfolge von Werner Gegenbauer anzutreten.

"Ein Kind dieser Kurve, ein Kind dieser Stadt"

Kay Bernstein, 1980 geboren, steht der Initiative "Wir Herthaner" [wirherthaner.de] vor, die den Verein grundlegend verändern möchte. "Hertha BSC braucht vieles, der Präsident ist eine Stufe", sagt Bernstein gegenüber dem rbb. Vor allem um Kommunikation gehe es ihm dabei, die sei in der Ära Gegenbauer "stark verbesserungswürdig" und überhaupt brauche der Klub eine Runderneuerung: "In der Kultur, im Umgang, im Auftreten, in der Kommunikation vor allen Dingen."

Kommunikation ist Bernsteins Leidenschaft, er hat sie mit einer eigenen, mittelständischen Werbe- und Eventagentur zum Beruf gemacht. Und wenn man so will, hat er schon vor mehr 20 Jahren nichts anderes gemacht, damals, als er die "Harlekins" mitbegründete und zum Vorsänger von Herthas Ultra-Bewegung wurde. Inzwischen ist er auf der Haupttribüne angekommen, sagt, er habe das Olympiastadion "durchgespielt". Seine Vergangenheit als Ultra sieht Bernstein dabei als Vorteil für seine Glaubwürdigkeit: "Ich bin ein Kind dieser Kurve, ein Kind dieser Stadt."

Ein Präsident als Projekt-Manager

Erfahrung als Fußball-Funktionär hat er keine. Kritikern, die ihm das vorhalten würden, würde er entgegnen: "Der beste Koch der Welt schält auch nur eine Kartoffel nach der anderen." Bernstein betrachtet das Präsidenten-Amt wie ein Projektmanager. Es gehe nur im Team und dafür stehe die Initiative "Wir Herthaner".

Ideen für Veränderung gibt es genügend. Sie reichen vom "Fahrradspieltag mit Sternfahrt zum Olympiastadion" über das Versprechen auf "Pressekonferenzen mit Mehrwert" bis hin zur Selbstverpflichtung, keine Sponsoren-Gelder von Sportwetten-Anbietern anzunehmen. Lars Windhorst steht Kay Bernstein "schon kritisch" gegenüber, er lebe aber in der Realität und in dieser "ist der Investor nun einmal da". Also müsse man sich an einen Tisch setzen und schauen, wie man die Ziele von Klub und Investor vereinen könne. In der Sprache der Initiative "Wir Herthaner" heißt das: "Lars, vernünftig reden oder Ruhe!"

Die Hoffnungen ruhen auf Gegenbauers Rücktritt

Dabei war es Windhorst, der überhaupt erst Bewegung in die beabsichtige Präsidentschafts-Kandidatur Bernsteins gebracht hat. Herthas Investor hatte im März verlautbart, dass auf der kommenden Mitgliederversammlung "etwas passieren" müsse. Dem drohenden Szenario, die aktuelle Führung Herthas würde durch Windhorst-Getreue ausgetauscht, wollte Bernstein etwas entgegensetzen.

Dabei liegt ein Machtwechsel nur bedingt in den Händen einer jeglichen Opposition. Zwar wird es am 29. Mai einen Abwahl-Antrag gegen den noch bis 2024 ernannten Präsidenten Gegenbauer geben. Doch müssten 75 Prozent der anwesenden Mitglieder für diesen Antrag stimmen, damit Gegenbauer auch tatsächlich seinen Posten räumt. Das jedoch gilt als unwahrscheinlich. Und so hoffen Gegenbauer Kritikers, dass der seit 2008 amtierende Hertha-Präsident zwar im Amt bestätigt wird, allerdings nur mit etwa 35 bis 40 Prozent der Stimmen. Das wiederum, so das Kalkül, führe dann zu einem Rücktritt Gegenbauers und Neuwahlen.

Ob die Rechnung aufgeht oder Gegenbauer wie ursprünglich geplant bis 2024 im Amt bleibt, wird sich also am 29. Mai auf der Mitgliederversammlung zeigen. Mindestens bis dahin wird weiter Unruhe herrschen rund um die Hertha. Da kann selbst Felix Magath nichts dran ändern.

Sendung: rbb24, 03.05.2022, 18 Uhr

Beitrag von Ilja Behnisch

10 Kommentare

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  1. 10.

    Gegenbauer ist kein Kandidat der Hertha-Fans und der hier zitierte ehemalige Ultra sicherlich auch nicht.
    Ne, was Hertha braucht, ist eine Persönlichkeit mit allen typischen Merkmalen eines Fußball-Präsidenten und Galionsfigur des Vereins, der vernetzt ist in Wirtschaft, Politik und im DFB. Da wird’s eng, aber es gibt diese(n) Typ(en): man muss sie (fem.)/ ihn/ sie (Plural) einfach nur mal fragen (aus Diskretionsgründen keine Namen)!

  2. 9.

    Dazu wird er sich bestimmt nicht sagen , die beiden kennen sich doch gut. Eine Krähe........

  3. 8.

    Mich würde brennend interessieren, wie er sich zu dem Kurvenvorfall nach dem Union-Spiel positioniert. Steht er hinter der beschämenden Aktion, ist er nicht wählbar und man kann sich die weitere Recherche über ihn ersparen.

  4. 7.

    Man verschießt doch nicht sein ganzes Pulver schon zu Beginn ;-)
    Einfach mal abwarten....

  5. 6.

    Herr Gegenbauer und Herr Bernstein das ist so etwa wie eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Harlekin sind unbelehrbar und deshalb unwählbar. Ich werd da sein und alle Mitglieder empfehlen jeden anderen zu wählen. Grüße vom ehem. Blue Dolphin

  6. 5.

    Ehrliche Frage: was erwarten Sie denn an Infos von einem Präsidentschaftskandidaten? Ich finde, die Webseite wirherthaner.de gibt schon relativ viele Infos für die Vision, die Kay Bernstein hat. Soetwas finde ich von Gegenbauer, der jetzt schon einige Jahre Präsident ist, nicht. Finde auch, wie an anderer Stelle schon erwähnt, die Erfahrungen die Kay Bernstein mitbringt, relativ interessant. Er war früher Ultra, ist heute noch Herzensherthaner (auf der Haupttribüne) und führt mittlerweile erfolgreich ein Unternehmen. Eine gute Mischung. Wo ich Ihnen Recht geben muss, ist, dass ihm (soweit ich weiß) die Erfahrung in der Arbeit in einem Präsidium fehlt. Es wäre wahrscheinlich der bessere Weg, sich erstmal für ein Amt im Präsidium von Hertha BSC zu bewerben und sich dann "hochzuarbeiten". Aber ich denke, der Schritt direkt zum Präsidentschaftskandidaten beruht auf der Dringlichkeit, da Windhorst ja schon gedroht hat, selbst einen Kandidaten ins Rennen zu schicken.

  7. 4.

    Die Frage ist doch , welche Erfahrung hatte damals Herr Gegenbauer mit einem Fußballverein . Hertha braucht frischen, wirtschaftlich kompetenten , Wind .

  8. 3.

    Kernaussage: Ich bin ein netter Typ und mein Herz schlägt.
    Bis auf eine selbsterstelle Internetseite ist bisher nicht viel an Infos gekommen.
    Leider hat der Herausforderer NULL Erfahrung in der Arbeit einer Vorstandes/Präsidiums eines BL-Vereins.
    Hat die Hertha keine patenten Mitglieder, die auch Erfahrung in die Waagschaale werfen können? Echt traurig.

  9. 2.

    Schon merkwürdig, dass sich die Unterstützer beispielsweise bei Twitter ziemlich zugeknöpft zeigen. Da wird dann nur gesagt, man wäre einer von vielen "WirHerthaner". Ist mir zu intransparent. Ich würde gerne wissen, wer diesen Mann nun genau unterstützt. Hat man es nötig, irgendwas zu verschleiern? Warum weiß man nichts genaues? Ne, ne. Mit der Nummer ist Bernstein genauso wenig wählbar wie Gegenbauer.

  10. 1.

    Mach et, Kay! Ikke drück die Daumen. Schlimmer kanns eh nicht werden!

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