0:1 gegen HSV - Hertha verliert Relegations-Hinspiel nach kuriosem Gegentor

Umkämpft, zäh und knapp: Hertha startet in die Relegation mit einer Niederlage. Nach dem Seitenwechsel hatte sich eine Hamburger Flanke ins Hertha-Tor verirrt. Die Berliner waren engagiert, agierten in der Offensive aber erneut inkonsequent.
Fußball-Bundesligist Hertha BSC hat das Relegations-Hinspiel verloren. Die Mannschaft von Trainer Felix Magath unterlag am Donnerstagabend im Berliner Olympiastadion gegen den Hamburger SV mit 0:1 (0:0). Den Treffer des Tages erzielte Ludovit Reis in der 57. Minute.
Zahlreiche Gästefans bejubeln HSV
Das Olympiastadion war nahezu ausverkauft. Dank einer Zusatztribüne am Marathontor, die bereits für das DFB-Pokalendspiel aufgebaut wurde, war das Fassungsvermögen für das Relegations-Duell auf 75.500 Zuschauer aufgestockt worden.
Wohl aufgrund des unorganisierten Karten-Vorverkaufs wanderten zahlreiche Tickets fürs Olympiastadion in die Hände von HSV-Anhängern, insgesamt dürfte die Anzahl der Gästefans bei rund 15.000 gelegen haben, was auch den im Vorfeld geäußerten Befürchtungen der Gastgeber entsprach.
Vor den Augen des Hertha-Trainers und HSV-Ikone Felix Magath agierte die Heimmannschaft zunächst abwartend, spielte eher horizontale als vertikale Pässe. Dabei mussten die Gastgeber ohne Torwart Marcel Lotka auskommen: Die Nummer eins der Berliner war wegen eines Nasenbeinbruchs und einer leichten Gehirnerschütterung nicht einsatzbereit. Trainer Felix Magath vertraute dem Dänen Oliver Christensen, der zuvor noch kein Pflichtspiel für die Hertha bestritten hatte.
Zwar kam Hertha in der ersten Viertelstunde vereinzelt zu Abschlüssen, doch mit zunehmender Spieldauer waren es nun die Hamburger, die sich ein leichtes Übergewicht erarbeiten konnten.
Belfodil trifft - doch steht im Abseits
Nach 33 Minuten hatte Hertha Glück, keinen Elfmeter-Pfiff kassiert zu haben: Bei einer Grätsche im eigenen Sechzehner kam Peter Pekarik mit der Hand an den Ball. Referee Harm Osmers analysierte allerdings beim Videobeweis zutreffend, dass zuvor in der Angriffs-Entstehung der Hamburger Maximilian Rohr seine Hand am Ball hatte. Dessen Regelvergehen wurde als ausschlaggebend gewertet.
Die Szene wirkte als Weckruf für die Hausherren, sie befreiten sich nun aus dem Hamburger Klammergriff. Nach 42 Minuten wäre Hertha mit dem ersten Tor-Abschluss beinahe in Führung gegangen, Belfodil hatte per Kopfball ins kurze Eck getroffen. Doch der Jubel währte nur kurz. Der Linienrichter entschied auf Abseits.
Eine Flanke senkt sich in Herthas Tor
In der 57. Minute erzielte der HSV ein denkwürdiges Führungstor. Miro Muheim stecke auf der linken Außenbahn durch zu Ludovit Reis, der den Ball aus spitzen Winkel von der linken Strafraumkante unhaltbar über Keeper Christensen hob. Ein überaus sehenswerter Treffer, der vom Urheber allerdings mehr als Flanke gedacht worden sein dürfte.
In der Folge drückten die Hausherren, bei denen in der zweiten Hälfte Sturm-Routinier Jovetic für den glücklosen 19-jährigen Luca Wollschläger eingewechselt worden war. Nennenswerte Torgelegenheiten waren jedoch nicht zu verzeichnen. Stattdessen konnten die Gäste immer wieder zu Kontern ansetzen, jedoch ebenfalls ohne wirkliche Effizienz.
Das von Tim Walter trainierte Gästeteam machte es im weiteren Spielverlauf clever, stand tief und konnte darauf vertrauen, dass die zündenden Idee in Herthas Offensive ausblieb - daran konnten auch die eingewechselten Maolida und Richter nichts ändern. Am Ende blieb es beim 0:1 - und der Erkenntnis, dass Hertha sich beim Rückspiel am kommenden Montag steigern muss, um den Klassenerhalt doch noch zu schaffen.
Das Spiel in der Kurzanalyse
Es war wie so oft in der abgelaufenen Saison: Hertha zeigte Einsatz, war phasenweise sogar überlegen - doch am Ende fehlte der geniale Gedanke in der Offensive. Und es kam auch noch Pech hinzu: Beim kuriosen Flanken-Gegentor durch Reis war Keeper Oliver Christensen machtlos. Ansonsten zeigte der Däne bei seinem Debüt eine gute Vorstellung, war als Torwart ein Ruhepol, konnte ansonsten alle Hamburger Versuche entschärfen.
Die Viererkette um Kempf und Boyata stand weitgehend stabil, konnte über das gesamte Spiel zumindest Hamburger Großchancen verhindern. In der Offensive setzte Belfodil immer wieder Akzente, traf einmal zur Führung – die aberkannt wurde –, tanzte hier und da die Abwehr aus. Doch vor wirkliche Probleme stellte er die HSV-Defensive damit nicht. Ohne eine deutliche Leistungssteigerung im Rückspiel am Montag droht den harmlosen Berlinern der Gang in die zweite Liga.
Das sagt das Netz
So kann man Herthas Reaktion auf den Gegentreffer auch deuten.
Eine General-Kritik nach der Leistung im Relegations-Hinspiel.
Die Spielanalyse von Felix Magath ruft Unverständnis hervor.
Sendung: rbb24, 19.05.2022, 22 Uhr