Volleys-Geschäftsführer Niroomand zieht Saison-Bilanz - "Am Ende ist alles gut gegangen"

Die BR Volleys haben die Saison mit der zwölften deutschen Meisterschaft gekrönt. Am Ende der Spielzeit entschied ein Match über Erfolg oder Misserfolg eines ganzen Jahres. Geschäftsführer Kaweh Niroomand zieht trotzdem ein positives Fazit. Von Lukas Witte
Fast 9.000 Zuschauer in der ausverkauften Berliner Max-Schmeling-Halle erlebten am Samstag die Krönung einer packenden Finalserie um die deutsche Meisterschaft im Volleyball. Im entscheidenden fünften Spiel setzten sich die BR Volleys gegen die Dauerrivalen aus Friedrichshafen durch und feierten ihren zwölften nationalen Titel vor unglaublicher Kulisse - den sechsten in Serie.
"Besser hätte man das Drehbuch nicht schreiben können. Am Ende ist alles gut gegangen und ich bin sehr zufrieden", erzählt Volleys-Geschäftsführer Kaweh Niroomand am Tag nach dem Titelgewinn. Für die Berliner war es eine lange Saison mit vielen Höhen, aber auch Tiefen, in der am Ende ein einziges Spiel über den Erfolg des ganzen Jahres entschied.
Überlegene Dominanz in der Hauptrunde
Als erster Mannschaft seit Einführung der Playoffs in der Volleyball-Bundesliga im Jahr 1987 gelang es den Volleys, nach einem 0:2-Rückstand in der Finalserie noch den Titel zu gewinnen. Dass es überhaupt so knapp war, war nach dem Saisonverlauf etwas überraschend. Denn in der Hauptrunde verloren die Berliner kein einziges Spiel und strahlten pure Dominanz aus. "Wir haben fast im Vorbeigehen alle Spiele gewonnen", sagt Niroomand. Auch in der Champions League überzeugten die Berliner und schafften es überraschend bis ins Viertelfinale, in dem sie gegen Trentino ausschieden. Die Italiener sollten es später bis ins Finale um den europäischen Thron schaffen.
Dann folgte aber der erste Tiefpunkt des Jahres: "Wir haben aufgrund von Verletzungen und Corona leider wieder den Pokal nicht nach Berlin holen können", erinnert sich der Geschäftsführer. Im Halbfinale schieden die eigentlich als unschlagbar geltenden Volleys damals gegen Friedrichshafen aus. Und plötzlich war die Sorge groß: Eine Saison ohne Titel wäre eine bittere Enttäuschung gewesen. "Wenn jetzt die Meisterschaft auch verloren gegangen wäre, bei dem Etat, bei dem Aufwand und bei dem Kader, den wir haben, dann wäre das sehr schwer zu rechtfertigen gewesen", sagt Niroomand. Und genau das wäre fast passiert.
Nach der so erfolgreichen Hauptrunde taten sich die BR Volleys in den Playoffs plötzlich schwer und zeigten Schwächen. Schon im Halbfinale gegen Frankfurt lief nicht alles nach Plan. Und dann folgte die historische Finalserie gegen Friedrichshafen, in der es zwischenzeitlich überhaupt nicht nach Happy End aussah und die Saison plötzlich nichts mehr wert gewesen wäre.
Mentale Stärke als entscheidender Faktor
Warum es am Ende noch einmal so knapp wurde, weiß auch Geschäftsführer Niroomand nicht so wirklich. Am spielerischen Talent und am Personal habe er keine Zweifel. Die Volleys hätten den besten Kader der Liga. Er glaubt eher an eine Unterforderung seiner Mannschaft. "Die einzige Erklärung, die ich dafür habe, ist das Mentale. Ich glaube, für uns ist es in der Hauptrunde zu einfach gelaufen. Wir hatten eine eingespielte Mannschaft, in der viele Spieler schon seit Jahren zusammenspielen. Das ist ein riesiger Vorteil", sagt er. Andere Mannschaften wie Friedrichshafen hätten es schwerer gehabt und mehr Probleme überwinden müssen. Das hätte aber ihre mentale Stärke verbessert und zusammengeschweißt, erklärt Niroomand.
"Wir sind gut in die Saison gestartet und haben dann angefangen, uns mental nur auf die Champions League zu konzentrieren. Nach dem Ausscheiden dort sind wir dann den Berg runtergekullert. Da wieder hochzukommen, hat lange gebraucht", sagt er.
Am Ende könnte es also an der Konzentration und am mentalen Fokus gelegen haben, dass es noch einmal so knapp wurde. Doch genau im richtigen Moment schienen die Berliner diese wiedergefunden zu haben und krönten die Saison mit einem historischen Comeback und ihrem sechsten Titel in Folge. "Das ist Sport. Mit einem Sieg, an einem Tag, in einem Spiel kann die ganze Darstellung wieder ganz anders aussehen", sagt der Geschäftsführer.
Ende gut, alles gut
Am Ende zieht Niroomand ein positives Saison-Fazit. Schließlich sind sie deutscher Meister geworden und haben in der Champions League überzeugt. Und auch die knappe und spannende Finalserie hält er für eine Bereicherung. "Vor allem die Kulisse im Finale war beeindruckend. Nach der Coronazeit hatten wir Sorgen, ob wir unsere Fans wieder erreichen. Auch die mediale Aufmerksamkeit war für die Marke BR Volleys toll", erklärt er.
Und der Blick geht auch schon wieder nach vorne. Denn in der nächsten Spielzeit könnten sich die BR Volleys in die Geschichtsbücher eintragen. Sollten sie den Titel verteidigen können und zum 13. Mal die Meisterschaft gewinnen, würden sie mit Rekordmeister Friedrichshafen gleichziehen. "Das haben wir auf jeden Fall im Kopf", sagt Niroomand. Und auch im europäischen Geschäft will man sich wieder gut verkaufen. "Wir versuchen, die Gruppenphase zu überstehen und dabei ganz gut auszusehen. Das ist ein realistisches Ziel für uns in der Champions League."
Erreichen wollen sie das mit Kontinuität. Zwar werden einige Spieler das Team verlassen, aber das Grundgerüst soll bestehen bleiben. "Für uns war es immer wichtig, dass wir versuchen, das Gerippe der Mannschaft so zusammenzuhalten, dass wir nicht immer neu anfangen müssen. Das ist auch einer der Gründe, warum wir in den letzten Jahren so erfolgreich waren. Ein Großteil der Spieler wird also bleiben", blickt der Geschäftsführer in die Zukunft.
Sendung: rbb UM6, 01.05.2022, 18 Uhr