Interview | Alba-Geschäftsführer Marco Baldi - "Das kommt mir schon ein bisschen merkwürdig vor"

Mo 13.06.22 | 21:20 Uhr
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Albas Geschäftsführer Marco Baldi (imago images/O.Behrendt)
Bild: imago images/O.Behrendt

Alba Berlin hat das erste Finalspiel um die deutsche Basketball-Meisterschaft für sich entschieden. Trotzdem warnt Geschäftsführer Marco Baldi vor dem zweiten Spiel bei Bayern München. Und wundert sich.

rbb|24: Marco Baldi, nach dem ersten Finalspiel um die deutsche Meisterschaft im Basketball hat Bayerns Trainer Andrea Trinchieri gesagt, Alba habe seiner Mannschaft "in den Hintern getreten". Wie haben Sie den 86:73-Erfolg ihrer Mannschaft erlebt?

Marco Baldi: Das war ein wahnsinnig intensives Spiel. Das Ergebnis täuscht ein bisschen, so klar war es nicht. Wir mussten uns schon sehr, sehr strecken und werden das auch in der ganzen Serie tun müssen, um die Oberhand zu behalten. Wir müssen schauen, dass wir unser Spiel durchkriegen und weniger schauen, was die Bayern machen. Wenn wir unsere Geschlossenheit, unser schnelles Spiel aufziehen können, dann haben wir auch gute Aussichten.

Alba hatte seine beste Phase im letzten Viertel. Da denkt man sofort: So spielt ein Meister.

Es ist alles schön im Moment, aber ich kenne Playoff-Serien sehr gut. Man braucht drei Siege, nicht einen. Und der Weg dahin ist noch extrem weit und sehr, sehr hart. Wir wissen genau, was in München los sein wird. Die Stimmung in der Halle ist immer extrem hitzig, das wird ein sehr schwieriges Spiel für uns werden. Und wichtig ist, dass wir wirklich nur das nächste im Auge haben und nicht schon denken, wir haben schon irgendwas erreicht. Vor allem dürfen wir uns nicht ablenken lassen von irgendwelchem Getöse von außen.

Sie haben gesagt: "Die Bayern sind das erfahrenste und das abgebrühteste Team." Stellen Sie Ihr Licht unter den Scheffel?

Nein, auf keinen Fall. Ich finde auch, dass wir den attraktiveren, schnelleren und ehrlich gesagt auch den besseren Basketball spielen. Aber das ist ein Team, das nur aus Stars besteht, die alle schon sämtliche Schlachten auf höchstem Niveau geschlagen haben. Das ist ihre große Qualität. Wir bestechen mehr durch Teamspiel, durch Schnelligkeit, durch eine gewissen Spielfreude. Die Bayern sind eher stark, wenn es darum geht, dem Spiel den Stempel aufzudrücken, es zu verlangsamen und in die Köpfe reinzukriechen und einen in gewisser Weise zu verunsichern. Da sind sie unglaublich erfahren. Sie wissen, wie man Fouls zieht, wie man den Gegner nervös macht, wie man für schlechte Laune sorgt und uns die Spielfreude nimmt. Und das dürfen wir uns in keinem Fall nehmen lassen, das ist unsere große Qualität. Und darum wird es am Ende gehen: wer sich mit seinem Konzept durchsetzen kann.

Sie wissen aber auch, wie man stänkern kann. Bayern München hatte sich vor dem Halbfinale gegen Bonn zum Außenseiter erklärt, woraufhin Sie sagten: "Wenn ich Bayern wäre und ich würde Bonn zum Favoriten titulieren, da sehe ich ehrlich gesagt kein 'Mia san mia'".

Das ist mit Abstand das erfahrenste Team, das am besten besetzte Team was die Qualität der Spieler anbelangt. Den höchsten Etat haben sie sowieso. Dann ist der Vereinsslogan "Mia san mia". Und wenn man dann gegen Bonn im Halbfinale sagt: Wir haben eigentlich gar keine Chance - dann kommt mir das schon ein bisschen merkwürdig vor.

Für Alba-Trainer Israel Gonzalez ist es die erste Saison als Chefcoach. Wie zufrieden sind Sie mit ihm?

Das ist ziemlich sensationell, was da passiert. Dass er den Stil von Aito fortsetzt, aber auch eigene Ideen und Schwerpunkte hinzufügt und dass sich das auch gleich so verfängt und so erfolgreich ist, gleich in der ersten Saison, das ist Wahnsinn. Das ist fantastisch, was er da bisher geleistet hat.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Thomas Kroh für rbb|24 inforadio. Das Interview ist eine leicht redigierte und gekürzte Fassung.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.06.2022, 19:15 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Vermutlich hätte er dann gesagt, dass München eine unheimlich erfahrene Müllabfuhr hat...

  2. 1.

    Bei Alba und Interview mit dem Geschäftsführer, hätte ich ehrlich gesagt Themen wir Müllabfuhr und Recycling erwartet.
    Klar dämmert es einem im Artikel, dass es da auch ein Sportengagement gibt. Für noch selbst Sporttreibende war es jetzt aber nicht direkt zu erkennen.

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