Neue Spielstätte für Hertha BSC - Reitverein lehnt sich gegen Sprangers Stadionpläne auf

Mi 08.06.22 | 08:24 Uhr | Von Sebastian Schöbel
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Das Gelände des Reitsportvereins am Maifeld mit dem Olympiapark im Hintergrund (Bild: imago images/Matthias Koch)
Video: rbb24 | 07.06.2022 | Bild: imago images/Matthias Koch

Geht es nach Sportsenatorin Spranger, kann Hertha BSC sein neues Stadion am Maifeld bauen. Doch konkrete Pläne gibt es noch keine - dafür aber konkreten Widerstand. Denn das avisierte Gelände ist die Heimat eines Reitvereins. Von Sebastian Schöbel

Mr. Punzelman ist heute gut drauf: Der schwarze Wallach genießt offenbar die Aufmerksamkeit der vielen Gäste, als er elegant zum Sprung ansetzt über Holzstapel und Erdhügel. Am Ende geht es durch einen künstlich angelegten Teich. Nach dem kurzen Ritt blickt der edle Oldenburger fast ein wenig erwartungsvoll in die kleine Menge, die ihm am Maifeld beim Geländeritt zugeschaut hat: ein schönes Pferd. "Und das weiß er auch", sagt Reiterin Toni Sukowski und lacht.

"Lindeneck" als Bauplatz für Stadion im Gespräch

Wie lange Mr. Punzelman und seine Reiterin Toni im Reitverein am Maifeld noch ihre Runden drehen können, ist allerdings offen: Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) hat das vier Hektar große Gelände namens "Lindeneck", im Nordwesten des Olympiaparks, als Bauplatz für eine neues Stadion für Fußball-Bundesligist Hertha BSC ins Gespräch gebracht. Sehr zur Überraschung der rund 150 Reiterinnen und Reiter am Maifeld, sagt ihre Vereinsvorsitzende Angela Siesslack: "Weder Hertha noch die Sportsenatorin sind auf uns zugekommen. Wir hören das immer nur aus den Medien, oder über das, was auf Facebook oder Instagram verbreitet wird. Ansonsten: Null."

Seit fast 30 Jahren ist der Verein am Maifeld beheimatet und bietet Dressur-, Spring- und Geländereiten an, aber auch Reiten für Menschen mit Behinderung, für sozial benachteiligte Kinder und Menschen, die das Reiten als Teil einer Therapie lernen, etwa nach Traumaerfahrungen.

Reitverein soll auf ein Areal weiter südlich umziehen

Dazu kommen zahlreiche Turniere und Reit-Seminare - wegen der außergewöhnlich guten Möglichkeiten und der idealen Lage, sagt der Vize-Vereinsvorsitzende Sebastian Eichler. "Deswegen sind wir auch nicht interessiert, über Alternativen nachzudenken."

Laut dem 2020 vom Senat vorgelegten Masterplan für das Olympiagelände soll der Reitverein auf ein Areal weiter südlich umziehen. Die Sache habe aber einen Haken, sagt Siesslack: Das Gelände ist nur knapp ein Viertel so groß wie das jetzige und war mal ein Tanklager der britischen Streitkräfte. "Da gibt es keine Bodenproben, die alten Tanks sind noch im Boden. Das ist also nicht sehr durchdacht." Außerdem könne der Verein dort nicht sein Vielseitigkeitsreiten anbieten, sagt Siesslack: Das Gelände am alten Reitstadion sei dafür ungeeignet. Das Gelände werde außerdem bereits von einem anderen Reitverein genutzt.

Zuspruch über die Parteigrenzen hinweg

Im Bezirk erhält der Verein derzeit viel Zuspruch über die Parteigrenzen hinweg: Das Bezirksamt selbst lehnt einen Stadionneubau im Olympiapark aktuell ab. Bezirksstadtrat Arne Herz von der CDU bekräftigt: Zuständig für den Bau des Stadions sei zunächst einmal der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf - und dem liege offiziell noch gar nichts Konkretes dazu vor. "Ich wäre gespannt, zu erfahren, ob es überhaupt schon Pläne gibt, bevor man sich auf anderer Ebene festlegt, dass hier auf jeden Fall etwas gebaut wird." Herz meint damit die überraschende Ankündigung von Sportsenatorin Spranger im rbb vor gut zwei Monaten. Damals brachte sie das Areal am Maifeld ins Gespräch - und legte rund einen Monat später nach: In der Frage gebe es "keine Diskussion mehr".

Bei ihm gebe es da allerdings noch "sehr viele Fragezeichen", sagt CDU-Politiker Arne Herz. Die Sportverwaltung teilte auf rbb-Nachfrage nun lediglich mit, dass man derzeit den Standort noch "prüfe", eine weitere Stellungnahme sei nicht möglich. Nach rbb-Informationen lässt Hertha BSC gerade mit Hochdruck neue Entwürfe erstellen, für den Stadionbau am Maifeld. Doch ob sie bereits am kommenden Freitag fertig sind, wenn das Stadion Thema im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses wird, ist unklar.

Angela Siesslack kündigt an, sich wehren zu wollen. "Auch wir sind ein Berliner Verein", sagte sie dem rbb. "Wir werden nicht weichen, weil wir zu Berlin gehören."

Sendung: rbb24, 08.06.2022, 21:45 Uhr

Beitrag von Sebastian Schöbel

64 Kommentare

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  1. 64.

    Respekt für den sachlichen und konstruktiven Beitrag

  2. 63.

    In Berlin ist so etwas immer schwierig, in Köpenick sind die Strukturen kleiner, da kann man das unter Verwandten klären.

  3. 62.

    Ein Hertha-Stadion ist momentan soweit weg wie Hertha‘s Teilnahme an der Champions League, also irrelevant bzgl. einer konkreten Planung. Sollte Hertha in den nächsten 2 bis 3 Jahren ihre 1.Bundesligatauglichkeit ohne Kämpfe um den Abstieg bestehen, kann man neu drüber nachdenken, wo man das Stadion hin baut.

    Noch ein Vorschlag für ein möglichen Standort: ICC abreißen und das Ding da hin bauen - sind mit weiteren Über- und Umbauungen des Autobahnkreuzes bestimmt mehr als 4 ha.

    Wird zwar teurer, aber das ICC hat nach der Wende seine Bedeutung für Berlin verloren und somit kann sich die Stadt an dem Projekt beteiligen, indem ein Leerstand, der keine Funktion hat, durch ein sinnvolles Objekt ersetzt wird. Hierfür lassen sich sicherlich auch Investoren begeistern.

  4. 61.

    Anstatt sich Gedanken zu machen wie es sportlich für den Verein weitergeht , macht man sich trotzdem mehr Gedanken über ein neues Stadion als über den nötigen Umbruch in der Mannschaft
    Ich sehe ihn bisherr noch nicht
    Hertha hat ein Bundesligataugliches Stadion

  5. 60.

    Sehr gut ausgedrückt! Viele merken in Ihrer selbstgerechten Empörung gar nicht, welchen Blödsinn Sie hier verbreiten. Hauptsache man kann gegen Hertha hetzen.

  6. 59.

    Da stimme ich Ihnen zu. Am Ende müssen die Entscheidungen nachvollziehbar veröffentlicht werden. Bis dahin wäre es von Vorteil, wenn alle Beteiligten (Senat, Vereine, usw.) schnellstmöglich miteinander anstatt wie aktuell eher über- bzw. nebeneinander sprechen. Dieser Medienrummel schadet irgendwie nur allen Parteien. Der Reitverein hat dadurch vielleicht weniger Anfragen, da potentielle Kundinnen & Kunden die weitere Existens des Vereins anzweifeln könnten und sich lieber woanders umschauen. Hertha wird als großer Verein, der rücksichtslos kleinere Vereine verdrängt, dargestellt. Die Politik ist sich auch nicht einig und gibt kein gutes Bild ab (Senat gegen Bezirksamt). Mitunter nimmt sogar die Stadt Berlin einen gewissen Schaden dadurch, wenn man hier Vergleiche zum BER in den Kommentaren findet ("Was kann Berlin überhaupt?").

  7. 58.

    Hertha braucht bald nur noch ein 3500 Zuschauer fassenden Stadion als Amateurclub in der 6. Liga
    Davon gibt es genug in Berlin
    Hoffe, das Hertha in die Bedeutungslosigkeit absteigt und andere Berliner Clubs Hertha den Schneid abkauft
    Hertha ist der Arroganteste Club Deutschlands

  8. 57.

    Wie lange redet man denn nun in Berlin schon darüber für die "AlteDahme" Hertha ein neues Stadion zu bauen. Verwunderlich ist, dass in Ostberlin es jetzt geschafft wurde eine Lösung und Genehmigung für die"Alte Förstrei" zu erstellen. Da muss natürlich Westberlin jetzt nachziehen ohne Rücksicht auf Verluste. Ein Standhafter ehrenvoller Reitverein soll für ein Stadium neben dem Stadium weichen?! Ich finde wir haben doch genug aus dem BER gelernt!

  9. 56.

    Also ich finde es Klasse, wenn Themen, die die Allgemeinheit irgendwie betreffen, öffentlich gemacht und nicht nur an runden Tischen, wohlmöglich in Hinterzimmern, besprochen werden.
    Das ist kein Aufschrei, das ist Pressefreiheit und Demokratie - und ja, diesbezüglich stimme ich Ihnen sogar zu, " Es soll auch nicht alles wie '36 aussehen müssen."

  10. 55.

    Der AVUS-Parkplatz ist vom Tisch? Schade...

  11. 54.

    Es sollte eine Lösung zu finden sein, die alle Vereine voran bringt. Hertha schafft sich eine Heimat und gibt Berlin mehr oder weniger eine weitere Veranstaltungsstätte in einer Größenordnung, die bisher fehlt (Olympiastadion zu groß - nicht nur für Hertha / andere Hallen+Freiflächen zu klein). Die Umwandlung des genannten Parkplatzes wäre nur eine weitere (kleine) Fläche, die für den Vereinssport genutzt werden könnte. Weitere Flächen sind natürlich zu finden, um allen gerecht zu werden. Am Ende wird sicherlich auch der Reitverein mit nagelneuen Anlagen (weiterhin) im Olympiapark beheimatet sein. Für die geplante Öffnung des Geländes für die Öffentlichkeit muss von vorne bis hinten ein Konzept her. Letztendlich werden alle am runden Tisch zusammenkommen und sich einigen, der Aufschrei in den Medien ist da zu groß, finde ich. Da man nicht direkt auf dem Maifeld bauen möchte, dürfte der Denkmalschutz dort wenig Bauchschmerzen bekommen. Es soll auch nicht alles wie '36 aussehen müssen.

  12. 53.

    Ich finde es gut, dass der Berliner Reitsportverein sich wehren will und drücke die Daumen, dass es auch klappt.
    Von Frau Spranger finde ich es unmöglich, dass sie es überhaupt in Erwägung zieht dem alteingesessenen Berliner Verein seine Wirkungsstätte wegzunehmen, um diese an HERTHA BSC zu vergeben.
    HERTHA BSC soll sich mit eigenem Geld ein passendes Grundstück kaufen und nicht finanziell vom Senat auf Kosten der Steuerzahler unterstützt werden.

  13. 52.

    Es gibt so unglaublich peinliche Kommentare hier, die nur durch Unwissenheit und Falschinformationen entstehen können. Sind die Leute, die gegen die Hertha hetzen eigentlich auch mal im Stande sich korrekt zu informieren und nicht jede Lüge nachzuplappern. Ne, es gibt sogar noch welche, die darauf hinweisen, dass sie HBSC doof finden, i obwohl sie aus West-Berlin kommen. Really? Die Mauer ist vor über dreißig Jahren gefallen, kommt mal langsam im Jetzt an. Und an User "Pferde": Schläge, Rollkur und Medikation soll Sportpferden Spaß machen, ja? Na, super Einstellung.

  14. 50.

    Berlin hat zwei Erstligisten und zwei taugliche Stadien - macht 100% Auslastung. Das Olympiastadium, dessen blaue Tartanbahn auf Herthas Mist gewachsen ist, ist nicht nur mulitfunktional, sondern auch WM-tauglich. Ihre Eingangs erwähnte Option, den Parkplatz an der Schirwindter Allee als Ersatz für den Reitverein zu nutzen ist doch wohl nur ein schlechter Scherz. Es stehen sich rd. 28.000 m² Vereinsfläche und rd. 6300 m² Parkplatzfläche gegenüber. Zudem wird ein Stadionneubau innerhalb eines denkmalgeschützten Ensembles (Fundstelle Berlin.de) propagiert.
    Wie ich leider feststellen musste ist ihr Ursprungspost wohl redigiert worden, also "(eine Zeitung o. Ä.) durch Bestimmung von Inhalt und Form, Auswahl und Bearbeitung der Beiträge gestalten" - aber das sollte der RBB wissen. Nun denn auch mein zweiter Versuch.

  15. 49.

    Haben sie schonmal einen Menschen gesehen, der mit einer Tastatur oder einer Säge in der Hand geboren wurde, damit die oberen zehntausend ihrem vergnügen nachgehen können??? Fragen sie doch mal das Pferd? Vielleicht macht es diesem sogar Spaß ( der Beruf). Oder was glauben sie wo das Pferd landet, wenn es berufsverbot bekommt? Aber vielleicht will es ja lieber zu schlachter.
    Im übrigen Unterstütze ich den Reitverein. Er leistet wichtige Arbeit besonders im Bezug auf Kinder! Hier ist mitmachen gefragt und nicht nur brüllen im Stadion oder vor dem Fernseher.

  16. 48.

    Hertha war auch bzw seit den 80er nur 2 klassig. In der ersten Liga immer um den klassenerhalt gekämpft.
    Und di3 Unioner sind KEINE 2 Klassiker. Die haben eine Funktionierende Mannschaft mut wenig Geld. Di3 machen es richtig.

    P.S. Ich komme aus West Berlin


    .... willste Hertha an der Spitze sehen, musst du die Tabelle drehen......

  17. 47.

    Völlig richtig. Kein Stadion für Hertha die sollen ersteinmal un der 3ten Liga spielen üben für 10 jahre

  18. 46.

    In Berlin gibt es zwei Erstligisten und zwei bundesligataugliche Stadien - also eine Bedarfsabdeckung zu 100% . Das multifunktionell gestaltete Olympiastadion, dessen blau/weiße Tartanbahn ein Wunsch von Hertha war, ist sogar "WM-tauglich". Die kleineren Fußballereine tummeln sich zugegebener Maßen auf teilweise abenteuerlichen Plätzen. Hier wäre aber erst eine Sanierung / Modernisierung angesagt bevor auch nur ansatzweise daran gedacht wird, eine andere Sport- und auch Therapieeinrichtung von einem in der Gesamtheit denkmalgeschützen Ensemble zu vertreiben. Ihre Anregung auf den Parkplatz Schirwindter Allee als Ersatz zurückzugreifen kann nur ein schlechter Witz sein. Es stehen sich rd. 28.000 m² Vereinsfläche und etwa 6300 m² Parkplatzfläche gegenüber.

  19. 45.

    Du hast aber schon mitbekommen, dass der Reitverein UNABHÄNGIG vom Hertha-Stadion umziehen soll, ja?

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