Neue Spielstätte für Hertha BSC - Reitverein lehnt sich gegen Sprangers Stadionpläne auf

Geht es nach Sportsenatorin Spranger, kann Hertha BSC sein neues Stadion am Maifeld bauen. Doch konkrete Pläne gibt es noch keine - dafür aber konkreten Widerstand. Denn das avisierte Gelände ist die Heimat eines Reitvereins. Von Sebastian Schöbel
Mr. Punzelman ist heute gut drauf: Der schwarze Wallach genießt offenbar die Aufmerksamkeit der vielen Gäste, als er elegant zum Sprung ansetzt über Holzstapel und Erdhügel. Am Ende geht es durch einen künstlich angelegten Teich. Nach dem kurzen Ritt blickt der edle Oldenburger fast ein wenig erwartungsvoll in die kleine Menge, die ihm am Maifeld beim Geländeritt zugeschaut hat: ein schönes Pferd. "Und das weiß er auch", sagt Reiterin Toni Sukowski und lacht.
"Lindeneck" als Bauplatz für Stadion im Gespräch
Wie lange Mr. Punzelman und seine Reiterin Toni im Reitverein am Maifeld noch ihre Runden drehen können, ist allerdings offen: Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) hat das vier Hektar große Gelände namens "Lindeneck", im Nordwesten des Olympiaparks, als Bauplatz für eine neues Stadion für Fußball-Bundesligist Hertha BSC ins Gespräch gebracht. Sehr zur Überraschung der rund 150 Reiterinnen und Reiter am Maifeld, sagt ihre Vereinsvorsitzende Angela Siesslack: "Weder Hertha noch die Sportsenatorin sind auf uns zugekommen. Wir hören das immer nur aus den Medien, oder über das, was auf Facebook oder Instagram verbreitet wird. Ansonsten: Null."
Seit fast 30 Jahren ist der Verein am Maifeld beheimatet und bietet Dressur-, Spring- und Geländereiten an, aber auch Reiten für Menschen mit Behinderung, für sozial benachteiligte Kinder und Menschen, die das Reiten als Teil einer Therapie lernen, etwa nach Traumaerfahrungen.
Reitverein soll auf ein Areal weiter südlich umziehen
Dazu kommen zahlreiche Turniere und Reit-Seminare - wegen der außergewöhnlich guten Möglichkeiten und der idealen Lage, sagt der Vize-Vereinsvorsitzende Sebastian Eichler. "Deswegen sind wir auch nicht interessiert, über Alternativen nachzudenken."
Laut dem 2020 vom Senat vorgelegten Masterplan für das Olympiagelände soll der Reitverein auf ein Areal weiter südlich umziehen. Die Sache habe aber einen Haken, sagt Siesslack: Das Gelände ist nur knapp ein Viertel so groß wie das jetzige und war mal ein Tanklager der britischen Streitkräfte. "Da gibt es keine Bodenproben, die alten Tanks sind noch im Boden. Das ist also nicht sehr durchdacht." Außerdem könne der Verein dort nicht sein Vielseitigkeitsreiten anbieten, sagt Siesslack: Das Gelände am alten Reitstadion sei dafür ungeeignet. Das Gelände werde außerdem bereits von einem anderen Reitverein genutzt.
Zuspruch über die Parteigrenzen hinweg
Im Bezirk erhält der Verein derzeit viel Zuspruch über die Parteigrenzen hinweg: Das Bezirksamt selbst lehnt einen Stadionneubau im Olympiapark aktuell ab. Bezirksstadtrat Arne Herz von der CDU bekräftigt: Zuständig für den Bau des Stadions sei zunächst einmal der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf - und dem liege offiziell noch gar nichts Konkretes dazu vor. "Ich wäre gespannt, zu erfahren, ob es überhaupt schon Pläne gibt, bevor man sich auf anderer Ebene festlegt, dass hier auf jeden Fall etwas gebaut wird." Herz meint damit die überraschende Ankündigung von Sportsenatorin Spranger im rbb vor gut zwei Monaten. Damals brachte sie das Areal am Maifeld ins Gespräch - und legte rund einen Monat später nach: In der Frage gebe es "keine Diskussion mehr".
Bei ihm gebe es da allerdings noch "sehr viele Fragezeichen", sagt CDU-Politiker Arne Herz. Die Sportverwaltung teilte auf rbb-Nachfrage nun lediglich mit, dass man derzeit den Standort noch "prüfe", eine weitere Stellungnahme sei nicht möglich. Nach rbb-Informationen lässt Hertha BSC gerade mit Hochdruck neue Entwürfe erstellen, für den Stadionbau am Maifeld. Doch ob sie bereits am kommenden Freitag fertig sind, wenn das Stadion Thema im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses wird, ist unklar.
Angela Siesslack kündigt an, sich wehren zu wollen. "Auch wir sind ein Berliner Verein", sagte sie dem rbb. "Wir werden nicht weichen, weil wir zu Berlin gehören."
Sendung: rbb24, 08.06.2022, 21:45 Uhr