DFB-Pokalfinale vor 25 Jahren - Als sich Energie Cottbus in Deutschland einen Namen machte

Mo 13.06.22 | 14:29 Uhr
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Archivbild: Cottbuser Fußballfans machen mit hocherhobenen Schals in den rot-weißen Klubfarben ihrem FC Energie Mut - am 14.6.1997 im Berliner Olympiastadion im 54. DFB-Pokalendspiel gegen den hohen Favoriten VfB Stuttgart. (Quelle: dpa)
Bild: dpa

Die Saison 1996/97 ist fest verankert in Energie Cottbus‘ Klubhistorie, dank Zweitliga-Aufstieg und DFB-Pokalfinale. Der Regionalligist warf viele Profi-Teams aus dem Wettbewerb und machte sich einen Namen in Fußball-Deutschland. Von Lorenz Schalling

Vor 25 Jahren gelang Energie Cottbus eine Heldenreise durch den DFB-Pokal: Der damalige Regionalligist musste sich erst im Finale im Berliner Olympiastadion dem Bundesliga-Vierten VfB Stuttgart geschlagen geben. Und auch, wenn es am Ende nicht wie in der biblischen Sage von David und Goliath endete: "Das hat man einfach gerne in der Vita zu stehen, dass man im DFB-Pokalfinale gestanden hat", sagt Thomas Hoßmang, eine der Säulen in der 97er-Erfolgself von Energie. "Das schafft nicht jeder Fußballer. Und ich bin auch heute noch stolz, dass ich Teil dieser Mannschaft war."

Energie mehr als nur Favoritenschreck im DFB-Pokal

Das DFB-Pokalfinale am 14. Juni 1997 war der Schlusspunkt von Energies überragender Saison. Eine Woche zuvor war den Brandenburgern gegen Hannover der Aufstieg in die 2. Liga gelungen. Welches Fußball-Fieber die Mannschaft von Trainer Eduard Geyer damals in der Lausitz auslöste, verdeutlicht Hoßmangs Erinnerung an seine ganz persönliche Final-Logistik: "Meine gesamte Familie und Verwandtschaft war dabei, für die hatte ich einen eigenen Bus gechartert."

Die Pokal-Erfolge beflügelten die erfolgshungrigen Lausitzer die gesamte Saison über. "Wir waren ja nicht die besseren Fußballer", gibt der 55-Jährige heute unumwunden zu. Aber: "Wir waren ein verschworener Haufen, der noch nichts oder noch nicht alles erreicht hatte in seiner Laufbahn. Wir haben danach gelechzt, Erfolg zu haben und konnten Cottbus so in ein anderes Licht rücken."

Stuttgarter Kickers, VfL Wolfsburg, MSV Duisburg, FC. St. Pauli und Karlsruher SC hießen die damaligen Erst- und Zweiligisten, die der Underdog im heimischen "Stadion der Freundschaft" aus dem DFB-Pokal warf. "Zu Hause haben wir mit unserer überragenden Kulisse und unserer Art Fußball zu spielen schon beeindruckt. Da sind die Gegner auch nicht unbedingt gerne nach Cottbus gekommen", erinnert sich Hoßmang noch heute mit merklichem Stolz. Und ergänzt: "Das hat uns ungemein Selbstvertrauen gegeben, zu wissen, dass wir mit unserer Art Fußball zu spielen – über die Gemeinschaft, über die hohe Laufbereitschaft, Mentalität, Zweikampfstärke – eben auch Erfolg haben."

Das war für die Region, für die Menschen - die sich bis heute damit identifizieren – sehr, sehr wichtig.

Thomas Hoßmang, früherer Spieler von Energie Cottbus

Stuttgarts "magisches Dreieck" entzauberte Energie

Spätestens nach diesen Erfolgen war der VfB Stuttgart gewarnt, die Amateure aus Cottbus im Finale nicht zu unterschätzen. "Das Erfolgsrezept der Cottbusser war, dass sie als Team agiert haben, mit viel Einsatz und Elan spielten und so kein großer Klassenunterschied erkennbar war", erinnert sich Krassimir Balakov 25 Jahre danach: "Auch wenn wir von der individuellen Stärke besser waren." Trotzdem warnte Stuttgarts Trainer Joachim Löw sein Team eindringlich. Auch wegen Cottbus' Trainer Eduard Geyer, dem "Schlitzohr", wie Krassimir Balakov ihn noch heute nennt.

Am Ende war dann die Stärke des "magischen Dreiecks" - wie Balakov und seine Offensiv-Kollegen Giovane Elber und Fredi Bobic damals genannt wurden - ausschlaggebend für den Titelgewinn des VfB. Elber erzielte beide Treffer zum 2:0-Sieg, den ersten nach einer Ecke von Balakov.

"Ich glaube schon, dass wir uns auch teuer verkauft haben", fasst Hoßmang in seiner heutigen Erinnerung das Finale zusammen: "Am Ende hatten dann die individuelle Klasse und die Qualität der Stuttgarter Mannschaft den Ausschlag gegeben."

Archivbil: 14.06.1997, Fussball DFB Pokal. Finale in Berlin, VfB Stuttgart - FC Energie Cottbus (2:0): v.l. Thomas Hoßmang (FC Energie Cottbus), Giovane Elber (VfB Stuttgart). (Quelle: dpa/H. Rudel)Spielszene aus dem DFB-Pokalfinal-Spiel 1997

Erfolgssaison beflügelte Energie Cottbus nachhaltig

Auch ohne die finale Sensation im DFB-Pokal bekam Energie Cottbus vor 25 Jahren den nötigen Rückenwind für eine beeindruckende Entwicklung. "Es war ein Startschuss, dass Cottbus im Profi-Fußball angekommen ist", urteilt Hoßmang rückblickend: "Das war für die Region, für die Menschen - die sich bis heute damit identifizieren – sehr, sehr wichtig."

Schließlich schafften es die Brandenburger in den 2000er Jahren zwei Mal bis in die 1. Liga (2000 – 20003 und 2006 – 2009). Dass es in den letzten Jahren für Energie Cottbus wieder runter ging bis in die inzwischen viertklassige Regionalliga, findet Hoßmang - in Hoyerswerda geboren und lebend - dagegen "schade, vor allem für die Menschen und die Region".

Die Erfolgself von 1997, in der viele Spieler aus der Lausitz und Umgebung stammten und dort noch immer beheimatet sind, trifft sich heute noch regelmäßig, auch um etwa zwei, drei Mal pro Jahr Benefizspiele in der Region zu spielen.

Nach Energie nur ein Regionalligist im Pokalfinale

Nach Energie Cottbus schaffte es nur noch ein Regionalligist bis ins DFB-Pokalfinale: der 1. FC Union Berlin. Die Gründe dafür sind vielschichtig. "Fußball ist leider nur noch wenig Romantik, sondern ein Geschäft geworden", analysiert beispielsweise Krassimir Balakov einen sicherlich mitentscheidenden Faktor. "Heute ist die finanzielle Schere im Fußball leider so groß geworden, dass die Kleinen keine Chance mehr haben bis ins Finale zu kommen."

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5 Kommentare

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  1. 5.

    Dann bleiben Sie besser in Ihrem schönen Berlin. Das umfahre ich seit einigen Jahren auch, wenn ich nicht beruflich gezwungen bin, da mir die selbstherrliche Arroganz vieler Berliner gehörig auf den Zeiger geht.
    In Deutschland gibt es, außer Berlin, noch genug andere interessante Regionen und Städte.

  2. 4.

    Tut mir leid Leute. Bisher 3 Kommentare und alle nur unsportlich und am Thema total vorbei. Alles Gute Energie aus Berlin. Aber trotzdem Sport frei . BFC

  3. 2.

    Sehr gut, solch Ingnoranten braucht diese Stadt nicht.

  4. 1.

    ja schöne Geschichte... Wenn ich heute Cottbus höre, weiss ich nur, dass es sich um weiträumig zu umfahrendes Gebiet handelt.

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