Showdown am Sonntag - Steffel gegen Bernstein - Präsidentenwahl bei Hertha wird zum Duell

Do 23.06.22 | 16:46 Uhr | Von Till Oppermann
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Die beiden Hertha-Präsidentschafts-Kandidatn Frank Steffel (l) und Kay Bernstein (r) (Quelle: dpa/Arne Richter)
Bild: dpa/Arne Richter

Herthas Mitglieder entscheiden am Sonntag ab 11 Uhr über die Zukunft des Vereins. CDU-Politiker Frank Steffel und Ex-Ultra Kay Bernstein ringen um das Präsidenten-Amt. Ein dritter Kandidat gilt als chancenlos. Von Till Oppermann

Für Frank Steffel ist bereits Tage vor der Wahl am Sonntag klar, wer Hertha-Präsident werden wird. "Ich biete allen meine Zusammenarbeit an", sagte der 56-Jährige im Interview mit dem Fußball-Fachmagazin "Kicker". Das gelte ausdrücklich auch für seinen Rivalen Kay Bernstein.

Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Sonntag kommt es zu einem Showdown: Der ehemalige Ultra und heutige Unternehmer Bernstein ringt mit dem ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten und noch amtierenden Füchse-Berlin-Präsidenten Steffel um das Vertrauen der Hertha-Mitglieder.

Wer ist Frank Steffel?

Zweifelsohne ist Steffel der bekanntere Kandidat. 2001 kämpfte er gegen Klaus Wowereit, damals ging es um den Posten des Regierenden Bürgermeisters von Berlin. Seine Partei vermarktete ihn als Kennedy von der Spree – Steffel verlor. Danach war er einige Jahre Oppositionsführer im Abgeordnetenhaus, später wechselte der Sportpolitiker in den Bundestag und vertrat seinen Wahlkreis Berlin-Reinickendorf bis 2021 im hohen Haus.

Aber seine wahre Berufung fand der 56-Jährige außerhalb der Politik oder seiner Tätigkeit als Unternehmer. Seit 2005 ist Steffel Präsident der Reinickendorfer Füchse und führte die Handballsparte unter dem Namen Füchse Berlin aus der zweiten Liga in die europäische Spitze. Füchse-Manager Bob Hanning sagt: "Ich glaube, dass Frank jemand ist, der wirklich vereinen kann. Man kann Hertha nur gratulieren." Außerdem sei Steffel "Unternehmer durch und durch", so Hanning.

Wer ist Kay Bernstein?

Als Unternehmer inszeniert sich auch Bernstein. Der gelernte Industriemechaniker ist heute der Inhaber einer Kommunikations- und Eventagentur. An der weißen Wand seines Büros prangt der Spruch "#einfachmachen". In seiner Jugend gehörte er zu den Gründern der Ultra-Gruppe "Harlekins". Heute hat der 41-Jährige seinen Platz in der Kurve gegen die Haupttribüne eingetauscht. Bernsteins Ziel: "Ich möchte dem Verein seine Seele zurückgeben."

Schon als er im Frühjahr vor allen anderen seine Kandidatur verkündete, veröffentlichte Bernstein eine ausführliche Webseite, auf der er unter dem Label "Wir Herthaner" seine Vision erklärte. Seitdem befindet sich der gebürtige Sachse im aktiven Austausch mit den Fans. Am vergangenen Wochenende veranstaltete Bernstein eine Konferenz, bei der er mit 120 Mitstreitern in Workshops über Herthas Zukunft diskutierte. Auch Steffel war anwesend – hielt sich jedoch vornehm zurück.

Pering für Steffel, Drescher für Bernstein

Vielleicht weil er damit beschäftigt war, Ingmar Pering zu umgarnen. Überraschend zog Pering am Dienstag seine eigene Präsidentschaftskandidatur zurück. Er wolle und werde nun Steffel unterstützen, verkündete das aktuelle Präsidiumsmitglied. "Es geht jetzt nicht um Eitelkeiten", erklärte Pering. Steffel könnte Pering seine Unterstützung mit der Vizepräsidentschaft versüßen. Mit Peer Mock-Stüner schlug sich ein weiteres Präsidiumsmitglied auf Steffels Seite, auch Lutz Kirchhof, der Fußball-Vorsitzende der Amateur-Abteilung, will den 56-Jährigen unterstützen.

Bernstein kann sich indes ebenfalls auf ein Mitglied des aktuellen Präsidiums verlassen. Der Rechtsanwalt Fabian Drescher möchte im Falle eines Wahlsieges von Bernstein dessen Vizepräsident werden. Eine Zusammenarbeit mit Steffel kommt für beide vorerst nicht infrage. Während sich Drescher komplett aus der Vereinsspitze zurückziehen möchte, sollte der CDU-Politiker gewinnen, fragt Bernstein: "Wollen die Mitglieder einen konsequenten Neustart?" Alles andere wäre für ihn die Fortsetzung des Status Quo.

Wie wird gewählt?

Nachdem Pering sich Steffel angeschlossen und auch Michael Baumgärtner seinen Rückzug erklärt hat, bleibt den Mitgliedern neben Bernstein und Steffel nur noch der als chancenlos geltende Fan Marvin Brumme, 37-jähriger Polier im Bereich Hochbau, als Alternative.

Alles scheint also auf einen Zweikampf zwischen Frank Steffel und Kay Bernstein hinauszulaufen. Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic kennt das Prozedere: "Die Mitglieder entscheiden das am Ende." Auch er werde am Sonntag im City Cube abstimmen. "Gott sei Dank geheim", wie Bobic mit einem Seufzer sagt.

Zuerst wird der neue Vereinspräsident gewählt, danach sein Stellvertreter und schließlich drei weitere einfache Präsidiumsmitglieder. Derzeit besteht das Hertha-Präsidium nur aus vier Mitgliedern – obwohl eigentlich neun vorgesehen sind.

Sendung: rbb24 Inforadio, 23.06.2022, 18:15 Uhr

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Beitrag von Till Oppermann

16 Kommentare

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  1. 16.

    Lieber Herr Steffel,
    Dank der CDU Wähler in Frohnau hatten Sie jahrelang eine unauffällige kuschelige Ecke im Bundestag.
    Lassen Sie es dabei bewenden!

  2. 15.

    Nun, da werden alte Kamellen ausgepackt und Steffel denunziert. Was uns wie er das mit den Füchsen macht, gemacht hat, zollt auch mein Respekt.
    Ob das aber auch mit den Big City Club zu machen ist? Arroganz, Überheblichkeit, Selbstverliebtheit, Dummheit, spielerisches Unvermögen, kollektives Verweigern steckt in diesem Verein wie ein unbehandelbarer Virus.
    Schade, dass der Verein, zur Neuausrichtung, nicht abgestiegen ist. So bleibt ihm nur das schlechteste Ergebnis, 17 Klatschen in einer Saison, zu toppen und als Punktebringer für andere Vereine zu fungieren.

  3. 14.

    Den Teppichhändler hielt ich Anfang des Jahrtausends für den Tiefpunkt Berliner Politik. Da passt es ja wie die Faust auf's Auge, dass dieser Mensch mit dem aberkannten Doktortitel nun die Geschicke der Hertha leiten soll und vermutlich wird. Kann Hertha wirklich nichts auslassen, was den Verein noch unsympathischer (und inkompetenter) dastehen lässt? Ich frage mich zunehmend, womit ich mich als Mitglied noch identifizieren soll.

  4. 13.

    Nun, da werden alte Kamellen ausgepackt und Steffel denunziert. Was uns wie er das mit den Füchsen macht, gemacht hat, zollt auch mein Respekt.
    Ob das aber auch mit den Big City Club zu machen ist? Arroganz, Überheblichkeit, Selbstverliebtheit, Dummheit, spielerisches Unvermögen, kollektives Verweigern steckt in diesem Verein wie ein unbehandelbarer Virus.
    Schade, dass der Verein, zur Neuausrichtung, nicht abgestiegen ist. So bleibt ihm nur das schlechteste Ergebnis, 17 Klatschen in einer Saison, zu toppen und als Punktebringer für andere Vereine zu fungieren.

  5. 12.

    Das erinnert mich an alte Zeiten als Herzog die nìcht verkauften Eintrittskarten im Sarg versteckte. Damals flogen sie aus der BL.
    Falls Steffel so etwas passiert, kann er einen Teppich nehmen. Ist schon ein Abstieg vom Möchtegernbürgermeister zum Hertha-Präsident. Aber vielleicht überrascht er uns ja auch.

  6. 11.

    Beide sind nicht die besten Bewerber um das Amt. Jedoch steht Bernstein für Neuanfang. Steffel für alte Seilschaften. Also Status quo. Weiter wie gehabt, ohne Neuanfang.

  7. 10.

    @ Alexander, bei welcher Gelegenheit? Ja er hat Stoiber in die richtige Position gebracht. War dann aber auch alles.

  8. 8.

    Frank Steffel sollte lieber seine Teppiche verkaufen als Hertha noch weiter in den Sumpf zu ziehen. Ein Politiker an der Spitze eines Fussballvereins bedeutet weitere Korruption.

  9. 7.

    Was für ein idiotischer Kommentar. Hertha kam aus dem Wedding sitzt jetzt in Charlottenburg und spielt für Berlin. Wo liegt das am Stadtrand.

  10. 6.

    Was hat das jetzt mit der Wahl am Sonntag zu tun. Will man versuchen schmutzige Wäsche zu waschen. Hier geht's um den Verein und Herr Steffel hat bewiesen das er Menschen führen kann und die richtige Leute auf richtige Posten setzen kann.

  11. 5.

    Ist das nicht dieser unsympathische Teppichhändler aus Reinickendorf? Würde irgendwie gut zur GmbH am Stadtrand passen…

  12. 4.

    Ja und nun??? Frau Giffey ist doch auch Bürgermeisterin geworden. Bei Stoiber hat er alles richtig gemacht, wer fängt sich freiwillig Eier ein, besonders wenn Stoiber vor einem steht. Bevor Sie den Friedmann hier nennen, hätten Sie sich mal über die „Friedmann-Affäre „ schlau machen sollen.

  13. 3.

    Hoffentlich nicht Teppich-Steffel...

  14. 2.

    Zum Werdegang von Steffel sollte aber fairerweise auch erwähnt werden, dass ihm sein Doktortitel wegen Plagiatsnachweisen aberkannt wurde und er die Wahl zum Regierenden Bürgermeister dadurch versemmelte, dass er am Rednerpult mit Herrn Stoiber bei Eierwürfen aus dem Publikum hinter Herrn Stoiber in Deckung ging! Zu guter Letzt wurde er in einer Sendung bei Friedmann von diesem total fertig gemacht!

  15. 1.

    Also wenn einer wirklich Neustart möchte müsste das auch zurück zu den Wurzeln bedeuten nämlich Hertha BSC wieder an die Plumpe dort gehören Sie hin und das Glück käme zurück seitdem Hertha nach Charlottenburg zog hatten Sie nur noch Pech.
    Also Mut zur Bekenntnis Einsicht ist manchmal der einzige richtige Weg.

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