Ex-Energie-Spieler Rost wird Trainer in Aue - "Ich bin ein autoritärer Spielerfreund"

Mi 01.06.22 | 22:17 Uhr | Von Lukas Witte
Ex-Energie-Spieler und heute aufstrebender Trainer: Timo Rost (imago images/foto2press)
Bild: imago images/foto2press

Viele Jahre spielte Timo Rost bei Energie Cottbus und verliebte sich in Ostdeutschland. Jetzt beginnt er eine Karriere als Trainer. Für die neue Aufgabe hat er sich wieder bewusst für einen Verein im Osten entschieden. Von Lukas Witte

Im Frühjahr 2002 stand Timo Rost vor einer wichtigen Entscheidung. Der damals 23-jährige Mittelfeldspieler war auf der Suche nach einem neuen Verein. Er wollte ein Sprungbrett, um seine Karriere so richtig anzustoßen. Zwei Vereine standen dem gebürtigen Franken damals zur Auswahl: Udinese Calcio in Italien oder der FC Energie Cottbus. Rost entschied sich für die Lausitz. "Viele Leute haben damals nicht verstanden, warum ich als Wessi in den Osten gegangen bin", erinnert er sich.

In Cottbus lernte er Ostdeutschland lieben

Doch Rost sah Potential in Cottbus und sollte seine Entscheidung nicht bereuen. Acht Jahre verbrachte er bei Energie, schaffte 2006 den Aufstieg in die 1. Bundesliga und verliebte sich in die Lausitz. "Ich bin vom ersten Tag an herzlich aufgenommen worden und habe die Menschen und die Region wirklich kennen und lieben gelernt", sagt er. Auch jetzt noch würde er ab und zu für einen Urlaub zurückkehren, er pflegt noch viele gute Freundschaften.

Nun will der 43-Jährige als Trainer durchstarten und wird in der kommenden Saison Chefcoach bei Zweitliga-Absteiger Erzgebirge Aue. Bei der Entscheidung spielte auch seine Cottbusser Vergangenheit eine große Rolle. "Ich habe mich bewusst für einen ostdeutschen Verein entschieden. Ich kenne den Osten gut und habe mich dort auch immer sehr wohlgefühlt", sagt Rost. "Die Menschen haben dort eine sehr ehrliche Art, was mir sehr gefällt."

Trainierkarriere begann in der Oberpfalz

Seine relativ junge Trainerkarriere begann jedoch in Westdeutschland. Nach seinem Rücktritt vom aktiven Profifußball 2013 wurde Rost Spielertrainer vom FC Amberg in der fünftklassigen Bayernliga Nord. Während seiner gesamten Spielerkarriere war ihm klar, dass er diesen Weg einschlagen wollte. "Ich war fast an allen meinen Stationen Kapitän. Deshalb hatte ich immer gute und enge Kontakte zum Trainerteam und habe gemerkt, dass mir das großen Spaß macht", erzählt er.

2014 erhielt er dann seine A-Lizenz und schaffte nur ein Jahr später bereits den Aufstieg in die Regionalliga mit den Ambergern. Nachdem er 2017 einen Fußballlehrerlehrgang beim DFB absolvierte und die UEFA-Pro-Lizenz erhalten hatte, wurde er Cheftrainer der zweiten Mannschaft von Greuther Fürth. Die konnte er erfolgreich vor dem Abstieg aus der Regionalliga bewahren.

Neustart in Aue

Im September 2018 folgte seine wohl wichtigste Trainerstation bisher. Er übernahm die Leitung des Regionalligisten SpVgg Bayreuth, der zu diesem Zeitpunkt abgeschlagener Tabellenletzter war. Rost schaffte den Klassenerhalt und etablierte den Verein in der Folgesaison in der Spitzengruppe. Zweimal gewann er mit der Mannschaft den Landespokal, in diesem Jahr führte er die Mannschaft in die 3. Liga.

Dieser Blitzstart in die Trainerlaufbahn sorgte schnell für Aufsehen. "Aue war nicht der einzige Verein, der angefragt hat", sagt Rost. "Viele haben wohl mitbekommen, dass wir in Bayreuth ganz solide und gute Arbeit geleistet haben." Doch für ihn sei klar gewesen, dass er zurück in den Osten wollte und sich der Herausforderung des Zweitligaabsteigers stellen wollen würde. "Außerdem haben sie mir von Anfang an gesagt, dass sie jetzt bereit für einen absoluten Neuanfang sind und ich mein Trainerteam mitbringen kann", erzählt der gebürtige Franke.

Zwei Komponenten für den Erfolg

Für seinen Erfolg als Trainer seien vor allem zwei Komponenten verantwortlich: Spielphilosophie und Menschenführung. Aggressiv, dynamisch und aktiv will Rost seine Mannschaft spielen lassen. "Wir wollen eine kompakte Defensive, schnelle Umschaltaktionen und variable Angriffsmuster", erklärt er. In Bayreuth gelang es seiner Mannschaft so, über 100 Tore in einer Saison zu schießen.

In der Spielerführung handelt Rost ganz nach der Redewendung Zuckerbrot und Peitsche. "Ich bin ein autoritärer Spielerfreund. Die Spieler wissen, dass ich von ihnen viel verlange, aber auch immer versuche, sie besser zu machen", erklärt er. Das würde ihn als Trainer erfolgreich machen.

Rückkehr in die 2. Bundesliga

Erfolg soll nun auch im Erzgebirge einkehren. Aue hat eine schwere Zeit hinter sich und musste sich am Ende der gerade abgelaufenen Saison aus der 2. Bundesliga verabschieden. Für Rost sei jetzt wichtig, die Fans wieder an Bord zu holen: "Wir müssen eine DNA in der Mannschaft entwickeln, die ins Erzgebirge passt und mit der sich die Zuschauer identifizieren können." Ein direkter Wiederaufstieg sei kein formuliertes Ziel. Trotzdem will der mittlerweile 43-Jährige oben mitspielen. "Allerdings mit einer gewissen Demut und Respekt vor der 3. Liga", erzählt er.

Auf diese Aufgabe will er sich voll und ganz konzentrieren. Wie damals Energie Cottbus könnte nun Aue zu einem Sprungbrett in seiner Trainerkarriere werden. Mittelfristig will er den Erzgebirgsklub zurück in die 2. Liga führen. Und vielleicht wird dann ein Bundesligaverein auf ihn aufmerksam? Damit will sich Rost derzeit zwar nicht beschäftigen, er lässt aber durchblicken: "Jeder der mich kennt, weiß, dass es immer mein Ziel ist, so hoch wie möglich zu arbeiten."

Sendung: rbb24, 01.06.2022, 21.45 Uhr

Beitrag von Lukas Witte

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