Interview | Hertha-Manager Fredi Bobic - "Bei Hertha muss es immer lauter sein? Sehe ich nicht so!"

So 17.07.22 | 17:09 Uhr
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Hertha-Geschäftsführer Fredi Bobic (imago images/Matthias Koch)
Audio: rbb24 Inforadio | 17.07.2022 | Fredi Bobic im Interview | Bild: imago images/Matthias Koch

Während die Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz für einen geglückten Saisonstart schwitzt, bastelt Manager Fredi Bobic weiter am Hertha-Kader. Warum das noch etwas dauern könnte und wie es um Marco Richter nach seiner Krebs-Diagnose steht.

rbb|24: Fredi Bobic, Hertha BSC absolviert sein Trainingslager aktuell im St. George's Park, dem Trainingsgelände der englischen Nationalmannschaft. Warum ausgerechnet dort?

Fredi Bobic: Weil es hier komplett nach Fußball riecht. Wir haben unsere Ruhe und überragende Bedingungen: 15 Fußballplätze, alle wie das Wembley-Stadion und von einer Qualität, die ich selten gesehen habe. Dazu alles, was eine Fußballmannschaft ansonsten braucht.

Zum Beispiel?

Fitness-Räume - super ausgerüstet und riesengroß. Da können zwei bis drei Mannschaften drin trainieren. Unter anderem zuletzt Benfica Lissabon, die jetzt wieder abgereist sind. Als Nächstes kommt Olympique Marseille hierher. Dazu sind wir im Mutterland des Fußballs, haben noch schöne Gegner. Und es gibt sogar ein paar Hertha-Fans in England, die sich bedankt haben, dass wir hergekommen sind.

Nach seiner Krebs-Diagnose nicht mit dabei ist Marco Richter. Wie geht es ihm?

Ihm geht's gut, die Operation ist positiv verlaufen. Wir werden in Kürze erfahren, wie die Gewebeproben sind, was für ein Tumor das ist, ob noch weitere Behandlungsformen nötig sind oder ob er Glück im Unglück gehabt hat und schnell wieder zurückkehrt. Das kann auch passieren, dass er schnell wieder auf dem Platz steht, wenn es nur der Eingriff war. Also drücken wir die Daumen, dass es in die richtige Richtung geht und dass nicht so etwas wie eine Chemotherapie empfohlen wird.

Ansonsten ist Ihr Kader zum Glück gesund, aber auch zu groß.

Ich habe ja eben von Benfica Lissabon gesprochen - die haben 39 Mann dabei gehabt. Es geht also auch noch größer. Man muss nicht in Panik verfallen. Wir in Deutschland sind immer sehr umtriebig und wollen alles schaffen, am besten vor dem ersten Spiel. Das gelingt aber nicht und wird auch in Zukunft nicht mehr gelingen.

Wir dürfen auch nicht vergessen: Wir sind immer noch in einer Zeit, die von Corona geprägt ist. Viele wollen verkaufen, aber da brauchst du eben den Käufer. Und die sind nicht da bei den normalen Klubs. Wir reden jetzt nicht von den Champions-League-Klubs. Dementsprechend ist es nicht einfach. Aber wir bemühen uns, sind guter Dinge, dass vielleicht in dieser Woche was funktionieren könnte. Und dann werden wir auch versuchen, zu reinvestieren.

Die Sommerpause ist auch dazu da, um zurückzublicken. Mit gebührendem Abstand: Was hat Sie seinerzeit bewegt, Tayfun Korkut als Trainer zu verpflichten? Immerhin war Korkut zu diesem Zeitpunkt seit mehr als drei Jahren ohne Anstellung gewesen.

Wie lange hatte denn Felix Magath keinen Job gehabt?

Aber der hatte andere Meriten vorzuweisen.

Darum geht's doch gar nicht. Und die Verpflichtung von Tayfun Korkut war keine Einzel-Entscheidung, sondern eine Entscheidung, bei der alle mit sportlicher Verantwortung beteiligt waren. Es hat gut funktioniert, am Anfang. Es hat dann später nicht funktioniert. Weil die Mannschaft das Fundament nicht hatte und Fehler gemacht hat, die haarsträubend waren, die eigentlich kein Trainer wegtrainieren kann. Individuelle Fehler sind das Schlimmste, was es gibt.

Am Ende standen zwei Siege, drei Unentschieden und neun Niederlagen zu Buche.

Ich gebe Tayfun Korkut auch immer wieder Credit, dass er sich in dieser Zeit nie beschwert hat. Über zwei Corona-Wellen - aber auch über die individuellen Fehler. Er hat Respekt verdient, weil er sich absolut korrekt verhalten hat. Und von Meriten müssen wir in Berlin mal ein bisschen wegkommen. Man will immer die ganz großen Namen, die ganz große Show haben. Aber dann schauen wir doch mal zum Nachbarn rüber (Union Berlin, Anm. d. Red.). Die haben vielleicht einen kleineren Namen verpflichtet und es hat funktioniert. Aber bei Hertha muss es immer lauter sein? Ne, sehe ich nicht so. Hier kann es auch mal ein bisschen ruhiger sein.

Ordentlich laut war es nach der überstandenen Relegation gegen den Hamburger SV um die Aufstellung gewesen. Die soll Kevin-Prince Boateng gemacht haben. Wissen Sie, wie es sich abgespielt hat?

Natürlich, ich war ja die ganze Zeit dabei.

Sie lachen. Also: Wie ist es gewesen?

Es war in Teilen so. Und am Ende entscheidet immer der Trainer. Es zeigt die Größe von Felix Magath, dass er in die Mannschaft reingehört hat. Wir alle sind dann zu dem Schluss gekommen, dass wir genauso spielen lassen wollen. Und das war die richtige Entscheidung. Und dass ein Spieler ganz allein...so läuft es natürlich am Ende des Tages nicht.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Thomas Kroh, rbb24 Inforadio.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine leicht redigierte und gekürzte Fassung. Mit einem Klick auf den Playbutton im Artikelbild können Sie das ganze Gespräch hören.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.07.2022, 15:08 Uhr

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14 Kommentare

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  1. 12.

    Die "neue" Hertha im Kampfum den Minusrekord der letzten Saison zu brechen und/oder den Platz vom 1. FC Germania 08 Forchheim einzunehmen.
    Oder die Märchen von Prinz Großkotz zu verfilmen, den elften Trainerwechsel nach den ersten drei verlorenen Spielen der Saison durchzuführen. Oder eben, um wirklich mal in der Tabelle vorne zu stehen, mit Gelben, Gelb-Roten, Roten Karten zu brillieren?

  2. 9.

    Geht es in diesen Kommentaren eigentlich nur negativ, böswillig und beleidigend? Geben wir der „neuen“ Hertha in dieser Saison doch mal vorab positive Wünsche, vielleicht auch von nicht Herthafans.

  3. 8.

    Schade, das übliche blabla.
    Die kommende Saison wird dicke.
    Es wurden bisher keine bundesligaerfahrenen Spieler geholt und die Kommunikation, mangels Beherrschung der deutschen Sprache wird auch eher schwer und unklar.
    Also alles wie immer, und das Glück wird wieder einmal herausgefordert.
    HaHoHe

  4. 7.

    Super, das hat genau das Niveau auf dem die Hertha auch spielt.

  5. 6.

    Super, das hat genau das Niveau auf dem die Hertha spielt.

  6. 4.

    Wenn das jetzt nichts hilft und was soll noch passieren, wo man doch in einem Raum war, der nach Benfica Lissabon gerochen hat, indem die englische Nationalmannschaft trainiert und wo, nachdem richtig durchgelüftet wurde, noch Olympique Marseille trainiert.
    Traumhaft! Das regt Phantasien und Hoffnungen an.
    Phantasiert hat ja schon Prinz Großmaul, als er erzählte, er war alleinig für die Aufstellung verantwortlich, die die Hertha vor dem Abstieg bewahrte.

  7. 3.

    Es werden wohl auch noch einige Verstärkungen kommen müssen
    Ansonsten Abstieg

  8. 2.

    Bobic wird schon eine Mittelmäßige 2 Ligamannschaft zusammenstellen
    Für nächstes Jahr
    Diese Saison kommt hoffentlich der seit Jahren verdiente Abstieg

  9. 1.

    Schade das Bobic nicht den Mut hatte einen echten großen Trainer zu verpflichten.
    Ich sage immer wieder Christoph Daum wäre frei und der richtige mit Ihm wäre Hertha in drei Jahren an der Spitze.

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