Union Berlin vor dem Trainingslager - Baustellen überall

So 10.07.22 | 13:39 Uhr | Von Ilja Behnisch
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Union-Kapitän Christopher Trimmel vor dem Spiel gegen Bohemians Dublin (imago images/Matthias Koch)
Audio: rbb24 Inforadio | 10.07.2022 | Jakob Rüger | Bild: imago images/Matthias Koch

Nach der Saisoneröffnung und dem Testspiel gegen Bohemians Dublin zeigten sich die Verantwortlichen von Fußball-Bundesligist Union Berlin unzufrieden. Dabei gibt es durchaus Grund zum Optimismus. Von Ilja Behnisch

So wirklich zufrieden waren weder Spieler noch Trainer von Union Berlin. Zwar hatte der Fünfte der vergangenen Bundesliga-Saison zur Saisoneröffnung und vor immerhin knapp 16.000 Zuschauern mit 2:1 (1:0) gegen den irischen Erstligisten Bohemians Dublin gewonnen, der sich zudem mitten in der Saison befindet.

Und dennoch meckerte Erfolgscoach Urs Fischer direkt nach Abpfiff: "Es war ein bescheidener Auftritt von uns." Dass die Mannschaft vor der Abfahrt ins österreichische Trainingslager über müde Beine und Köpfe klagen könnte, wollte der Übungsleiter dabei nicht gelten lassen. "Wir trainieren derzeit normal", so Fischer, und auch seine Spieler suchten gar nicht erst nach Ausreden.

Selbstkritik als Erfolgsrezept

Man habe "heute kein gutes Spiel gemacht", sagte etwa Mittelfeld-Stratege Rani Khedira, der bemängelte, der Vortrag sei "sehr träge, sehr behäbig" gewesen. Und auch Außenverteidiger Julian Ryerson zeigte sich unzufrieden: "Wir sollten eigentlich besser sein." Mehr Tore hätte man erzielen können, die Angriffe besser ausspielen, so der 24-jährige Norweger. Dabei lieferte vor allem die erste Halbzeit genügend Anzeichen, dass Union im gewohnten 3-5-2-System bereits auf gutem Weg ist, mit schnellem und direktem Spiel über die Außen zum Erfolg zu kommen.

Doch zum Erfolgsrezept der Köpenicker zählt eben auch die Selbstkritik und der stete Wille, sich immer weiter zu verbessern. Das gilt für die Mannschaft, die sich nach den Abgängen der Stamm- und Topspieler Grischa Prömel und Taiwo Awoniyi einmal mehr neu (er-)finden muss. Auch wenn zumindest in diesem Punkt und zumindest bei Rani Khedira Optimismus vorherrscht. "Da haben Oliver Ruhnert und sein Team in der Vergangenheit immer einen sehr, sehr guten Job gemacht", so Khedira gegenüber dem rbb. Zudem, so Khedira, hätten sich die Neuzugänge bereits gut in die Automatismen und Abläufe eingefunden, weshalb er glaube, Union sei "gut gewappnet".

Und dennoch mahnt der Ex-Augsburger in Hinblick auf die Saisonziele und stellt dabei ein Wort ganz besonders in den Vordergrund: "Demut. Natürlich war es ein rakenhafter Aufstieg in den letzten Jahren von Union. Das hat sich keiner träumen lassen und vor drei Jahren voraussagen können. Von daher muss man schön auf dem Teppich bleiben." So gelte auch für die kommende Saison, dass "40 Punkte unheimlich schwer zu erreichen sind und das gilt es weiterhin umzusetzen."

Union-Präsident Zingler will an den Strukturen arbeiten

Der Fokus Klassenerhalt ist dabei eine Stoßrichtung, die auch Unions Präsident Dirk Zingler unter der Woche erneut vorgetragen hat. Auch wenn Zingler im Vorfeld des Spiels gegen die Bohemians gegenüber dem rbb sagte: "Europäische Wettbewerbe, daran könnten wir uns gewöhnen."

Es mache einfach "Spaß, andere Kulturen und andere Sichten auf unseren Sport kennenzulernen. Das ist im besten Sinn Völkerverständigung." Und weil Platz fünf aus der Vorsaison "kaum noch zu verbessern" sei für Union und der Präsident qua Amtes ohnehin das große Ganze im Blick hat, schaut Zingler in Sachen Verbesserungspotentiale auch weniger auf die Mannschaft, als vielmehr auf Strukturen und Abläufe.

Man habe inzwischen 280 festangestellte Mitarbeiter und über 1.200 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Verein, da gäbe es zwangsläufig "so viele Prozesse, die wir optimieren können". Und dann sind ja noch die Bauvorhaben Trainingszentrum, Stadionausbau und Klubhaus sowie die bereits begonnenen Arbeiten am Nachwuchsleistungszentrum.

Das seien "viele Projekte, die Kraft kosten, aber auch Spaß machen", so Zingler. So wolle man mit dem Stadionbau weiterhin im Sommer 2023 beginnen, auch wenn die Bedingungen nicht besser würden und es "riesengroße Probleme" gäbe, "was die Versorgung, was die Lieferketten betrifft“.

Wiedersehen mit Taiwo Awoniyi

Finanziell hingegen sei der Verein, so Zingler, "wieder da, wo wir vor Corona waren". Der Verein erwirtschafte Gewinne und Gewinne werde man immer zur sportlichen Entwicklung einsetzen. "Wenn Oliver Ruhnert und Urs Fischer der Meinung sind, dass noch Spieler kommen sollen, werden wir wirtschaftliche Mittel zur Verfügung stellen", so Zingler.

Ob Union nochmals tätig wird auf dem Transfermarkt, darüber dürften auch die Eindrücke aus dem Trainingslager entscheiden. Für zehn Tage bezieht der Union-Tross ab Montag Quartier im österreichischen Neukirchen am Großvenediger, zwei Testspiele inklusive. Am Freitag, den 15. Juli, geht es gegen den tschechischen Erstligisten Dynamo Budweis.

Einen Tag später folgt ein Test gegen den italienischen Erstligisten Udinese Calcio. Am 23. Juli schließlich folgt das abschließende Härtetest gegen den Premier League-Aufsteiger Nottingham Forest, das zudem zu einem Wiedersehen mit Ex-Unioner Taiwo Awoniyi wird.

Gewalt gegen Dublin-Anhänger

Zu hoffen ist dann vor allem auch, dass es abseits des Rasens und auch außerhalb des Stadions friedlich bleiben wird. Anders als nach dem Spiel gegen Bohemians Dublin, in dessen Nachgang es außerhalb zu Angriffen durch vermeintliche Union-Anhänger gekommen ist.

So sind nach Angaben von Bohemians-Fans sowohl zwei Fahnen der Iren gestohlen als auch zwei Anhänger so schwer verletzt worden, dass sie in ein Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Der 1. FC Union sprach den Betroffenen gegenüber rbb|24 sein Mitgefühl aus und hofft, dass sie "schnell und vollständig genesen". So etwas gehöre "weder ins Stadion noch um das Stadion herum", sei letztlich aber "Aufgabenbereich der Polizei".

So wirklich zufrieden sein konnte nach dieser Saisoneröffnung eben niemand.

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.07.2022, 19:15 Uhr

Beitrag von Ilja Behnisch

5 Kommentare

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  1. 4.

    Und Sie haben offensichtlich ein ernsthaftes Problem mit der Wahrnehmung und der Wahrheit. Gute Besserung!
    Zum eigentlichen Thema: Sollten die Dubliner tatsächlich von „Union-Fans“ attackiert worden sein, kann man sich nur zutiefst schämen und um Entschuldigung bitten.

  2. 3.

    Na gut ule, dann nenn mir doch Mal die Vorfälle von letzter Saison, 7. und na sagen wir Mal 24. Spieltag. Ich kann mich nicht mehr erinnern.

  3. 2.

    Danke Ule für deinen ausführlichen Beitrag. Sehr detailliert und überzeugend.

  4. 1.

    Union hat ein ernsthaftes " Fanproblem" kein Spiel wo nicht irgendetwas Ernsthaftes passiert .

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