Ex-Cottbuser Rost und Piplica nun Trainer in Aue - "Für mich waren die beiden absolute Idole"

Mi 13.07.22 | 10:39 Uhr | Von Fabian Friedmann
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Timo Rost (links) und Tomislav Piplica im Trikot von Energie Cottbus. (Bild: picture-alliance/ dpa | Arne Dedert)
Bild: picture-alliance/ dpa | Arne Dedert

Timo Rost und Tomislav Piplica sind die beiden Rekord-Bundesligaspieler von Energie Cottbus. Gemeinsam wollen sie nun Erzgebirge Aue zurück in die 2. Liga führen. Dort treffen sie auf einen alten Bekannten aus Energie-Zeiten. Von Fabian Friedmann

Das Leben eines Fußballprofis ist geprägt von Vereinswechseln. Doch für die meisten Spieler gibt es eine Station, die prägend für ihre weitere Karriere ist – so auch bei Timo Rost und Tomislav Piplica.

Sieben Jahre stand Rost in Diensten des FC Energie Cottbus, Piplica hütete gar elf Jahre das Tor der Lausitzer. Jetzt haben beide gemeinsam eine neue sportliche Heimat gefunden: beim sächsischen Drittligisten Erzgebirge Aue ist der eine (Rost) neuer Cheftrainer, der andere (Pilplica) nun Torwarttrainer. Dort treffen sie auf einen weiteren Ex-Cottbuser, der in Aue zu einer Art Kultfigur avanciert ist: Torhüter Martin Männel.

Männel, ein Keeper der offenen Worte

Seit 14 Jahren ist der gebürtige Hennigsdorfer im Verein, kommt auf über 400 Pflichtspiele für Aue, hat Auf- und Abstiege miterlebt und genießt bei den Fans auch deshalb einen hohen Stellenwert, weil er die Dinge offen und ehrlich anspricht. "Ganz klar ist, dass ich nicht jedem nach dem Mund geredet habe. Das ist für mich der einzige Weg", sagt der mittlerweile 34 Jahre alte Männel. So etwas mögen sie im Erzgebirge, einer Region, die jahrzehntelang vom Bergbau geprägt wurde und wo man sich heute noch zur Begrüßung ein herzhaftes "Glück auf" entgegenschmettert.

Der Verein aus Sachsen steht vor einem kompletten Neuanfang. Die finanziellen Mittel sind zusammengekürzt, zahlreiche Spieler sind nach dem Abstieg im Sommer in die dritte Liga gegangen, 16 neue Akteure muss der neue Cheftrainer Timo Rost aktuell integrieren, dazu seine neue Spielidee "implementieren", wie er selbst sagt. Es bleibt nicht viel Zeit, denn das sportliche Ziel ist klar formuliert: "Die Mannschaft muss sich finden. Wer mich kennt, der weiß, dass ich kein Trainer bin, der ums Mittelfeld spielen will. Natürlich werden wir versuchen, oben anzugreifen", sagt Rost.

Bayreuth als Sprungbrett für das Traineramt in Aue

Der gebürtige Franke hat sich in den vergangenen vier Jahren als Trainer in Bayreuth einen Namen gemacht. Mit der Spielvereinigung legte er einen beeindruckenden, sportlichen Aufstieg hin, führte den Verein von den Niederungen der Regionalliga in die Aufstiegs-Playoffs, danach zweimal in den DFB-Pokal. Zuletzt feierte er die souveräne Meisterschaft in der Regionalliga Bayern, gleichbedeutend mit dem Aufstieg in die dritte Liga. Doch dann kam das Angebot aus Aue und Rost nahm an, weil es "sehr gute Gespräche" mit den Verantwortlichen gegeben habe, dazu komme die gute Infrastruktur in Aue. "Die sucht schon seinesgleichen in der dritten Liga", erklärt Rost, der von 2002 bis 2009 für Energie Cottbus spielte, dabei lange Jahre als Kapitän auflief.

Während dieser Zeit traf er bereits auf einen jungen Martin Männel. Der war 2001 als Nachwuchs-Torhüter in die Jugendabteilung des FC Energie gewechselt, kam aber beim späteren Bundesligisten nie über die Reservistenrolle und Einsätze in der U23-Mannschaft hinaus. Und so zog es ihn 2008 nach Aue, wo er sowohl sein fußballerisches als auch sein privates Glück fand.

Seine alten Mitspieler Rost und Piplica sind Männel aber noch in guter Erinnerung geblieben: "Die beiden standen immer für extremen Ehrgeiz, für extremen Wille, das war mir sehr sympathisch. Darüber hinaus waren sie diejenigen, die sich in der Kabine auch um die jungen Spieler gekümmert haben. Für mich waren die beiden absolute Idole."

Die beiden standen immer für extremen Ehrgeiz, für extremen Wille, das war mir sehr sympathisch. Darüber hinaus waren sie diejenigen, die sich in der Kabine auch um die jungen Spieler gekümmert haben. Für mich waren die beiden absolute Idole.

Aue-Torhüter Martin Männel über Timo Rost und Tomislav Piplica

Rost und seine "unfassbar schöne Zeit" in Cottbus

Wenn es um diese Zeit bei Energie Cottbus geht, dann gerät Timo Rost noch heute ins Schwärmen: "Es war eine unfassbar schöne Zeit als Spieler. Ich bin dort vom ersten Tag herzlich aufgenommen worden. Die Region lebt und liebt den Fußball." Der 43-Jährige ist dem Verein, der aktuell in der Regionalliga Nordost spielt, nach wie vor emotional sehr verbunden und pflegt seine Freundschaften und Kontakte in die Stadt. "Cottbus ist und bleibt immer ein Verein, den ich verfolgen werde und die Daumen drücke". Aber bezogen auf das Sportliche hat Rost mittlerweile andere, größere Ziele.

Da wäre zunächst die Rückkehr mit Aue in die zweite Liga. Die will er mit einem dynamischen, kompakten und variablen Spielstil umsetzen. Im Kern heißt das: erfolgreichen Fußball spielen, der aber auch Spaß macht. Keeper Martin Männel sieht bei Rost vor allem, dass er eine klare Spielidee mitbringt. Und: "Er hat ein ganz gutes Gespür dafür, wie eine Mannschaft intern tickt, wie Spieler ticken. Er hat aber auch Werte, die ihm sehr wichtig sind, die er uns täglich vorlebt und die er von der Mannschaft auch einfordert." Wenn da einer aus der Reihe tanze, werde "gnadenlos dazwischengehauen", so Männel.

Prägende Trainerfiguren von Geyer bis Rangnick

Spricht man Rost auf die Trainerfiguren an, die ihn am stärksten geprägt haben, dann fallen Namen wie Ralf Rangnick ("für den taktischen Bereich"), Winfried Schäfer ("im Umgang mit jungen Spielern") und natürlich der langjährige Energie-Coach Eduard Geyer. "Er war ein Trainer, der aus ganz wenig Mitteln mit Disziplin und harter Arbeit ganz viel gemacht hat", sagt Rost über Geyer. Allerdings sei es ihm wichtig, als Coach seinen eigenen, persönlichen Stil zu finden. Kopieren käme für ihn nicht in Frage.

Dabei steht bei Timo Rost auch ganz klar das Leistungsprinzip im Vordergrund. Das sei schließlich der Kern eines Neuanfangs. Und da bekommt auch ein erfahrener Keeper wie Martin Männel keine Vorschusslorbeeren. Der 34-Jährige kuriert momentan noch eine Knieverletzung aus dem April aus, will danach aber wieder voll angreifen. Im Training wird Männel dann auf einen neuen Konkurrenten treffen. Erzgebirge Aue verpflichtete zuletzt mit Lukas Sedlak ein verheißungsvolles Torhütertalent aus Jena.

Cottbuser Dreigestirn als "netter Nebeneffekt"

Doch Martin Männel sieht es eher als Ansporn und denkt noch lange nicht ans Aufhören: "Solange ich körperlich fit bin und Spaß am Fußball habe, will ich weiter auf dem Platz stehen." Seinen neuen Torwarttrainer Tomislav Piplica dürfte es freuen. "Ich habe Piplica in den Trainings erlebt, wie er auch im hohen Alter noch körperlich aufgestellt war. Für mich war er damals einer der besten Torhüter der Bundesliga, auch wenn diese Aussage vielleicht heute von einigen belächelt wird", sagt Männel.

Rost, Piplica, Männel – ein Cottbuser Dreigestirn für den Neuanfang in Aue. "Das ist sicher ein schöner Nebeneffekt mit Jungs zusammenzuarbeiten, die man schon länger kennt", sagt Rost zu dieser Konstellation. Er will in Aue den nächsten Schritt als Trainer gehen. Und trotz des Abstiegs herrsche auch eine Art "Aufbruchstimmung", sagt Männel.

Sendung: rbb24 Inforadio, 12.07.2022, 18:15 Uhr

Beitrag von Fabian Friedmann

2 Kommentare

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  1. 2.

    Rost und Pipi, das waren noch Zeiten. Da gab es noch keine (wahrzunehmenden) Nazi-Ultras, keine Schmähgesänge und jedes Spiel war ein Fußballfest, egal wie es ausging. Die Gegner wurden freundlich begrüßt und nicht ausgebuht.
    Ich wünsche euch viel Erfolg bei Aue und schade, dass man in Cottbus mehr auf Wollwitz setzt. Sollte es Energie in diesem Jahr nicht mit dem Aufstieg schaffen, sollte man endlich über einen anderen Trainer nachdenken. Einer, der ähnlich wie Ede, aus wenig viel machen kann und nicht wie aktuell mit hohem Aufwand Mittelmaß.

  2. 1.

    Als Cottbus Fan erinnere ich mich sehr gern an diese Zeit zurück. Ich wünsche den beiden alles gute und sportlichen Erfolg.

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