Interview | Union-Neuzugang Morten Thorsby - "Der Fußball muss mehr für den Klimaschutz tun"

Mi 17.08.22 | 18:02 Uhr
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Union-Neuzugang Morten Thorsby beim Testspiel gegen Hannover 96 (imago images/Matthias Koch)
Bild: imago images/Matthias Koch

Am vergangenen Wochenende gab Morton Thorsby für den 1. FC Union sein Bundesliga-Debüt. Im Interview erzählt der norwegische Nationalspieler, wie er sich bei den Berlinern eingelebt hat und dass ihn ein Thema fast noch mehr bewegt als der Fußball.

rbb|24: Herr Thorsby, warum haben Sie sich für einen Wechsel zum 1. FC Union Berlin entschieden?

Morten Thorsby: Ich verfolge sie schon eine Weile, weil ich mit Julian Ryerson auch einen Mannschaftskollegen aus der norwegischen Nationalmannschaft hier habe. Er hat mir eine Menge positive Dinge über den Klub erzählt. Diesen Sommer hatte ich dann die Möglichkeit zu wechseln und Union hat sich für mich interessiert. Ich denke, die Art und Weise, wie Union und ich Fußball spielen wollen, passt gut zusammen.

Sie sind jetzt seit ein paar Wochen hier. Was sind Ihre ersten Eindrücke vom Verein?

Es ist ein toller Verein mit großartigen Fans. Fast wie bei einer Familie, bei der alle füreinander da sind. Wir wollen alle in die richtige Richtung gehen und das hat Union in den letzten Jahren super hinbekommen. Erst der Aufstieg aus der 2. Bundesliga, dann haben sie sich in den letzten drei Jahren in der 1. Bundesliga etabliert und jetzt der Schritt in die Europa League. Das ist ein unglaublicher Trend, zu dem ich jetzt meinen Teil beitragen und helfen möchte.

Drei Millionen Euro Ablösesumme hat Union für Sie ausgegeben. Wahrscheinlich nicht, damit Sie Bankspieler werden, oder?

Nein, natürlich nicht. Ich bin in einem guten Alter und stehe mitten in meiner Karriere. Ich will den nächsten Schritt gehen. Ich habe die letzten drei Jahre in Italien gespielt und hatte dort eine gute Zeit. Jetzt habe ich aber eine neue Herausforderung gesucht. Alle haben mir gesagt, dass Deutschland für meine Art Fußball zu spielen sehr gut ist. Also will ich es hier jetzt versuchen. Die Zeit wird zeigen, wie gut es funktioniert, aber ich bin sehr ehrgeizig.

In Mainz haben Sie letztes Wochenende Ihr Bundesliga-Debüt gegeben. Wie hat sich das angefühlt?

Es war ein schwieriges Spiel und außerdem sehr heiß. Das Tempo war nicht besonders hoch, weil alle so große Probleme mit der Hitze hatten. Wir hätten uns gerne besser präsentiert, aber ich denke, am Ende kann man mit einem Unentschieden in Mainz und einem Punkt trotzdem zufrieden sein.

Welche ist Ihre Lieblingsposition?

Am liebsten spiele ich auf der Acht. Ich bin ein Box-to-box-Spieler und will die Mannschaft sowohl offensiv als auch defensiv unterstützen. Ich laufe gerne viel und will überall auf dem Feld sein.

Am Samstagabend treffen Sie auf RB Leipzig. Wird man Sie dort länger als 20 Minuten auf dem Rasen sehen?

Ich war ein bisschen spät in der Vorbereitung dabei, aber ich werde jetzt jeden Tag besser. Nach dem Testspiel gegen Hannover und dem Einsatz in Mainz fühle ich mich sehr gut und bin hundertprozentig fit. Das ist erstmal das wichtigste.

Sie tragen die Nummer 2, um auf das Zwei-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens aufmerksam zu machen. Welchen Stellenwert hat Klimaschutz in Ihrem Leben?

Das Thema ist mir sehr wichtig. Ich bin zwar Fußballspieler, aber ich bin auch ein Mensch und diese Dinge beschäftigen mich sehr. Wir alle können sehen, wie das Klima und die Erde sich verändern. Auch in Berlin war es die letzten Wochen häufig über 30 Grad. Das wird in der Zukunft ein riesiges Problem werden. Der Fußball muss mehr für den Klimaschutz tun. Deshalb trage ich meine Rückennummer als ein Symbol und versuche mehr Spieler zu mobilisieren, sich auch für die Nummer Zwei zu entscheiden. So könnten wir für globale Aufmerksamkeit sorgen.

Bei Ihrem Ex-Klub SC Heerenveen wurde dank Ihnen eine Solaranlage aufs Dach gesetzt und in Genua wurden Bäume gepflanzt. Was können wir bei Union Berlin erwarten?

Ich bin gerade erst angekommen. Jetzt will ich mich erst einmal einleben und wenn dann alles gut läuft und ich anfange, ein paar Tore zu schießen, werde ich versuchen, auch mit Union Berlin etwas zu machen. Es ist wichtig, dass jeder seine eigene Herangehensweise hat. Der Klub, die Spieler und die Fans könnten mehr tun und wenn wir das alle gemeinsam angehen, dann können wir auch etwas bewirken. Außerdem hat es auch eine große soziale Komponente. Es ist also wichtig, dass der Verein und die Spieler das Thema ernst nehmen.

Sie haben sogar Ihr Elektroauto "Greta" genannt. Haben Sie es aus Italien mit nach Berlin gebracht?

Ja, ich habe es hier. Am besten ist es natürlich, wenn man läuft oder fahrradfährt, was ich in Berlin auch oft mache. Manchmal brauche ich aber auch mein Elektroauto, zum Beispiel, um zum Training zu fahren.

Mit dem Projekt "Green Bag" setzen Sie sich für wiederverwertbare Fußballkleidung ein. Haben Sie Ihre neuen Teamkollegen auch schon davon überzeugt?

Noch lebe ich mich ein, aber in den kommenden Monaten werde ich ganz sicher gucken, ob wir das auch hier etablieren können. Es ist ein tolles Projekt, bei dem wir alte Fußballkleidung und -schuhe recyceln, um den negativen Auswirkungen der Kleidungsindustrie auf das Klima entgegenzuwirken. Das wäre also eine gute Sache.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Jan Ole Behrens, rbb Sport.

Sendung: rbb24, 17.08.2022, 18 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Inanna hat den Begriff Doppelmoral wohl mit irgendwas anderem verwechselt. Na jedenfalls findet sie es offenbar doof, dass die Kataris über jede Menge billiges Gas verfügen und wir nicht - und uns das während der WM auch noch im Fernsehen vorführen lassen müssen.

  2. 5.

    Nach Prömels Abgang brauchten wir wieder so einen Spielertyp, der von Box-zu-Box unterwegs, also einen 'Kilometerfresser' und auch mal für ein Törchen gut ist. Und sein Engagement für Umweltthemen gefällt mir auch sehr gut - toller Typ!

  3. 4.

    @Inanna: Morten Thorsby wird schon allein deswegen nicht in Katar mitspielen, weil sich Norwegen nicht für die WM qualifiziert hat. Oder wen meinten Sie mit Ihrem Vorwurf der Doppelmoral?

  4. 3.

    Sicherlich kann man auch im Fußball einige Dinge klimatechnisch verbessern. Ich sehe da aber ganz andere Sportarten vorne, wie die Formel 1 oder den Radrennsport wo eine große Entourage mitfährt.

  5. 2.

    In Katar wird das natürlich kein Thema sein. Da wird dann mit riesen Klimaanlagen die heiße Wüstenluft auf angenehme Temperaturen heruntergekühlt, während die Deutschen in kalten Wohnzimmern sitzen werden und das Spektakel in der Glotze bewundern dürfen. Doppelmoral vom Feinsten.

  6. 1.

    Wetten, dass er der einzige bei Union ist, der die 2 im Spiel trägt. Wenn man den Umweltschutz im Fußball wirklich verbessern will, sollten nur noch Heimspiele stattfinden. ;-) Am besten wäre es aber, diesen unnützen Wettbewerb ganz abzuschaffen. Wer Meister wird, ist ja nun die nächsten Jahrhunderte im voraus klar.

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