Interview | Cottbus-Coach Claus-Dieter Wollitz - "Ich weiß, dass wir auf jeden Fall ein großes Wörtchen mitreden werden"

Fr 26.08.22 | 11:20 Uhr
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Energie-Cottbus-Coach Claus-Dieter Wollitz. / imago images/Jan Huebner
Audio: Antenne Brandenburg | 27.08.2022 | O-Ton Trainer Claus Dieter Wollitz | Bild: imago images/Jan Huebner

Es läuft noch nicht wie erhofft beim Fußball-Regionalligisten Energie Cottbus. Trainer Claus-Dieter Wollitz will sich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen. Er spricht über fehlende Abläufe, den Kampf um die Meisterschaft - und das Spiel gegen Meuselwitz.

rbb|24: Herr Wollitz, vier Punkte aus den ersten drei Spielen - die Tabelle zeichnet das Bild eines zähen Saisonstarts für Energie Cottbus. Wie zufrieden sind Sie als Trainer?

Claus-Dieter Wollitz: Vier Punkte sind - ganz einfach gesagt - zu wenig. Uns fehlen drei Punkte. Wenn wir sieben hätten, würden wir gut dastehen. Das war auch unser Ziel. Aber das haben wir nicht erreicht.

"Wir brauchen Erfolge und dann kommt auch das Selbstverständnis", haben sie vor dem Spiel in Lichtenberg gesagt. Es folgte das - eher enttäuschende - 0:0. Wo genau hakt es noch?

Wir müssen unsere Chancen verwerten. Gegen Lichtenberg waren genug Möglichkeiten da, um das Spiel zu gewinnen. Aber wenn man die Tore nicht macht, nagt das am Selbstvertrauen - und verunsichert den Spieler und die Mannschaft, weil die Erwartungshaltung sehr hoch ist.

Es gab einen Umbruch im Sommer. Vergangenes Jahr hatten Sie manchmal nur elf, zwölf Spieler im Training, nun ist der Kader deutlich breiter aufgestellt. Ist es womöglich auch eine Schwierigkeit, alle gut und schnell zu integrieren?

Damit haben wir keine Probleme. Aber uns fehlen die Abläufe. Wir können nicht diese Struktur haben wie andere Mannschaften, die mit Kontinuität arbeiten können. Das ist das Hauptproblem. Wenn du deine komplette Offensive austauschst - beziehungsweise austauschen musst - und diese dann auch noch erst spät mit in die Vorbereitung kommt, dann kann nicht alles funktionieren. Zumal Tim Heike und Maximilian Oesterhelweg, die in ihren Vereinen eine sehr gute Statistik hatten, vier Wochen verletzt waren. Dennoch wird aber erwartet, dass alles klappt. Und das ist problematisch. Spieler sind sehr sensibel und hören und lesen alles und es gibt nicht nur Freunde des Fußballs - schon gar nicht in Cottbus. Deswegen sind diese Selbstverständlichkeiten nicht so ganz einfach hinzubekommen.

Es wird also schon auch noch eine Aufgabe für Sie sein, diesen neuen Kader als Einheit zusammenwachsen zu lassen?

Er wächst von Tag zu Tag. Ich hätte mir natürlich auch gewünscht, dass diese Automatismen und die Überzeugung mehr da ist. Aber nun ist die Realität eben so. Wir haben auch von vorneherein gesagt, dass wir nicht der Favorit (auf die Meisterschaft, Anm. d. Red.) sind - und dennoch wollen wir den ersten Platz erreichen. Jetzt gilt es einfach, den Kopf rauszustrecken, am Wochenende das Bestmögliche zu erreichen und dann von Spiel zu Spiel zu schauen. Ich bin mir sicher, dass wir in die Stabilität und in einen Flow kommen. Die Frage ist nur: wann?

Entscheidend ist, dass die Mannschaft ihre Erwartungen erfüllt - und dann tut das auch jeder einzelne Spieler.

Claus-Dieter Wollitz

Welche Neuzugänge haben schon voll eingeschlagen - und von wem erwarten Sie noch mehr?

Einzelne Spieler waren für mich noch nie ein Thema. Für mich ist immer das Gesamtbild wichtig. Ich erwarte von der Mannschaft, dass wir solche Spiele wie vergangenes Wochenende in Lichtenberg gewinnen - und das erwartet die Mannschaft selbst von sich übrigens auch. Wir wollten alle eine bessere Breite und größere Tiefe im Kader, um in den Spielen reagieren zu können. Jetzt liegt es an uns, dass wir das auch umsetzen. Da ist jeder gefragt. Alle wissen, dass ich jeden Spieler mitnehme. Entscheidend ist, dass die Mannschaft ihre Erwartungen erfüllt - und dann tut das auch jeder einzelne Spieler.

Drei Spieltage sind natürlich noch früh für klare Erkenntnisse, aber: Haben Sie Teams in der Startphase überrascht?

Es gibt in einer Saison immer Phasen. Da gewinnt der eine mal vier Mal in Folge - und dann sind wieder andere dran. Was soll zum Beispiel der BFC Dynamo gerade sagen? Die haben auswärts in Meuselwitz gewonnen, verlieren dann zuhause gegen den Berliner AK - den hatte keiner groß auf dem Zettel -, und dann fahren sie nach Chemnitz und holen auch keine Punkte. Das Spiel habe ich live gesehen. Die haben den Top-Torjäger (Christian Beck, Anm. d. Red.) behalten und noch Spieler dazugeholt. Aber das funktioniert nicht immer alles auf Knopfdruck. Das wird ein langer Prozess und ein ganz enger Einlauf. Ich weiß, dass das Hier und Jetzt in der Tabelle für viele das Nonplusultra ist und damit haben dann einige ihr Urteil gefällt. Ich nicht. Ich weiß, dass wir auf jeden Fall ein großes Wörtchen mitreden werden.

Sie haben vor der Saison offensiv angekündigt, dass der erste Platz angepeilt werden soll - und es auch eben noch einmal bekräftigt. Wie schnell müssen Sie und Ihr Team nun in den besagten Flow kommen, um nicht früh in der Saison hinterherzuhinken?

Schauen Sie mal, wie wir vergangene Saison im September hinterher hingen - und dann fehlten uns im Dezember am letzten Spieltag vor der Winterpause auf einmal nur noch vier Punkte auf den ersten Platz. Am Ende sind wir Dritter geworden, haben die meisten Tore geschossen und die zweitwenigsten kassiert. Das alles mit dem kleinsten Kader. Und wir hatten auch Phasen, in denen wir nicht die Ergebnisse geholt haben, die wir von uns selbst - darum geht es immer - erwartet haben. Deshalb beteilige ich mich auch aktuell nicht an der Diskussion. Das ist alles wieder eine Interpretation und es wird versucht, reinzuschießen. Für mich ist entscheidend, dass die Mannschaft wächst und hoffentlich schnellstmöglich ihr ganzes Repertoire auf die Platte bringt.

Nun kommt der ZFC Meuselwitz ins Stadion der Freundschaft. Die Thüringer sind mit einem Sieg und zwei Niederlagen gestartet. Was für ein Spiel erwarten Sie?

Wie immer: Es wird eng. Gerade für uns in der aktuellen Situation. Gegen uns hauen die auch alles rein. Das hat man auch bei Lichtenberg gesehen. Die haben sich richtig reingeschmissen. Wenn Sie die eine Woche vorher (bei der 0:5-Niederlage in Erfurt, Anm. d. Red.) gesehen haben, hätten Sie es nicht für möglich gehalten, dass sie - ich überspitze jetzt und meine das nicht negativ - überhaupt über 90 Minuten kommen.

Am Samstag gegen Meuselwitz ist die Erwartung ganz klar, dass wir gewinnen.

Claus-Dieter Wollitz

Wir sind immer der Favorit, auch wenn wir es mal nicht sein sollten. Ich hatte gegen Bremen zum Beispiel das Gefühl, dass Leute gedacht haben: 'Oh, wie kann man so eine schlechte erste Halbzeit spielen gegen einen Bundesligisten? Wir sind doch Energie Cottbus.' Das stimmt. Aber wir sind Viertligist. Am Samstag gegen Meuselwitz ist die Erwartung aber ganz klar, dass wir gewinnen. Wir hatten aber auch die Erwartung, in Lichtenberg zu gewinnen. Und wir hatten die Erwartung, bei Altglienicke zumindest einen Punkt zu holen (Cottbus verlor mit 0:2, Anm. d. Red.). Wenn das immer so einfach wäre, wäre das super. Dann würden wir einfach die elf Spieler auf die Tafel schreiben und sagen: 'So, viel Spaß, wir haben ja sowieso schon gewonnen, weil wir sind ja Energie Cottbus.' Aber so ist es eben nicht.

Das Transferfenster ist noch ein paar Tage geöffnet: Sind noch Neuzugänge zu erwarten?

Eigentlich war und ist nichts geplant. Aber ich will es nicht ausschließen. Wer weiß, was jetzt am Wochenende passiert. Vielleicht kommt noch ein Spieler hier von Energie Cottbus - bisher war das nicht so - und möchte sich verändern. Oder es ergibt sich etwas auf den Markt, bei dem der Verein sagt: Das ist ein Spieler, der uns perspektivisch, aber auch schon kurzfristig helfen kann. Dann könnte es sein, dass wir was machen. Aber geplant ist das im Moment - wie gesagt - nicht.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Lukas Witte, rbb Sport.

Sendung: Antenne Brandenburg, 27.08.2022, 11:00 Uhr

3 Kommentare

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  1. 2.

    Bohne!! Auf Rechtschreibung achten.
    Immer Energie!!!!
    Für das gesamte Team weiter viel Erfolg.

  2. 1.

    Für den Klassenerhalt des FC Energy wird es schon reichen :)
    Ansonsten: viel Spaß beim Maskenball.

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