Nach Weltrekord in 2018 - Kipchoge läuft sich im Tiergarten für den Berlin-Marathon warm

Fr 23.09.22 | 20:35 Uhr | Von Jakob Lobach
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Der Marathon-Läufer Eliud Kipchoge (Bild: IMAGO/Camera4+)
Video: rbb24 Abendschau | 23.09.2022 | Tim Tonder | Bild: IMAGO/Camera4+

Der Kenianer Eliud Kipchoge gilt als Gesicht des Marathon-Sports. Anteil daran hatte auch sein Weltrekord in Berlin 2018. Am Sonntag steht der 37-Jährige erneut im 45.500 Teilnehmer starken Feld des Berlin-Marathons - und will "pushen". Von Jakob Lobach

Es hat etwas Philosophisches, wenn Eliud Kipchoge über seine Beziehung zur Stadt Berlin spricht: "Sie erlaubt es den Menschen, sich zu pushen, Grenzen zu verschieben, Körper und Geist zu fordern", sagt der 37-Jährige über die Hauptstadt, auf deren Straßen er 2018 als bislang letzter Marathonläufer einen Weltrekord aufgestellt hat. Dann hält Kipchoge einen Moment inne, ehe er ergänzt: "Hier kann man seine Möglichkeiten ausschöpfen und alles, was man sich in den Kopf gesetzt hat, auch erreichen."

Das Gesicht des Sports

Vier Jahre ist es her, dass Kipchoge in exakt zwei Stunden, einer Minute und 39 Sekunden beim Berlin-Marathon selbst den Beweis für seine eigene Berliner These bescherte. Der erwähnte Weltrekord, den Kipchoge in eben dieser Zeit aufstellte, ist noch heute die höchste Messlatte des Marathon-Sports. So auch am kommenden Sonntag, wenn um neun Uhr morgens auf der Straße des 17. Juni der Startschuss für den Berlin-Marathon 2022 fällt. Eliud Kipchoge wird dann als dominanter Läufer der vergangenen Jahre und als Gesicht seines Sports versuchen, sich selbst unter seine eigene Bestmarke zu treiben.

Auch wenn die Erfüllung dieses Zieles natürlich noch aussteht, ist eines schon jetzt klar: Kipchoge wird vorbereitet sein, wenn er am Sonntag mit dem Startschuss auf den Start-Knopf seiner Stoppuhr drückt und auf den ersten der insgesamt 42,195 Kilometer startet. Bereits seit Dienstag ist der Kenianer in Berlin. Den Feinschliff für seine Rückkehr zu dem Rennen, das er bereits dreimal gewinnen konnte, holte er sich beim Training im Tiergarten. Er fühle sich sehr gut, sagt Kipchoge, eine offensive Kampfansage an die Konkurrenz oder den Weltrekord formuliert er allerdings nicht. Stattdessen spricht er auch dieser Tage mit ruhiger Stimme über den Lauf am Sonntag. "Ein gutes Rennen" wolle er laufen, sagt er. Statt eine bestimmte Zeit anzuvisieren, habe er es sich zum Ziel genommen, sich das gesamte Rennen "zu pushen".

Trainingscamp in 2.500 Metern Höhe

Dass er genau das besonders gut kann, beweist Kipchoge seit Jahren. Im Kenianischen Kaptagat, rund anderthalb Autostunden von seinem Geburtsort Kapsisiywa entfernt, hat er sich 2.500 Meter über dem Meeresspiegel ein Trainingscamp aufgebaut, wo er seit Jahren die Grundlage für seine Erfolge legt. Neun Siege bei den wichtigsten Marathon-Rennen der Welt kombiniert mit zwei Olympiasiegen machen Kipchoge zum besten Marathonläufer jüngerer Jahre, vielleicht sogar zum besten aller Zeiten. Hinzu kommt, dass er 2019 als erster Läufer überhaupt die Marathon-Distanz in unter zwei Stunden lief - zugegebenermaßen unter perfektionierten Bedingungen, mit einer Vielzahl an Tempomachern und somit ohne Anspruch auf einen Weltrekord. Dennoch haben Leistungen wie diese, gepaart mit seinen großen regulären Erfolgen, Kipchoge zuletzt zum Gesicht seines Sports gemacht.

Ex-Weltfußballer Kaká läuft mit

Unter die rund 45.500 Läuferinnen und Läufer wird sich am Sonntag auch ein einstiger Weltfußballer mischen. Der Brasilianer Kaká absolviert in Berlin seinen ersten Marathon überhaupt.

"Nach dem Ende meiner Fußballkarriere hat mir im Training ein Ziel gefehlt", sagt der 40-Jährige rbb24 gegenüber, "also habe ich mir mit dem Marathon eines gesucht." Vorbereitet hat sich der Weltmeister und Champions-League-Sieger mit fünf Trainingseinheiten pro Woche. "Ob ich damit weitermache, entscheide ich nach meinem ersten Marathon", sagt Kaká mit einem Lachen.

Als die Veranstalter des Berlin-Marathons im Juli dieses Jahres Kipchoges Teilnahme am bevorstehenden Rennen bestätigten, setzten sie also ein Zeichen. Ohnehin haben es die Organisatoren von SCC Events in den vergangenen Jahren geschafft, den Berlin-Marathon als eines der Highlights im Terminkalender des Sports zu etablieren. Der Streckenkurs, der die insgesamt rund 45.500 Läuferinnen und Läufer auch am Sonntag wieder quer durch die Berliner Innenstadt führen wird, gilt als einer der weltweit schnellsten. Hinzukommen Jahr für Jahr hunderttausende Zuschauer, die das Rennen auch atmosphärisch zu einem besonderen machen.

Eliud Kipchoge will sich am Sonntag von den Menschen am Streckenrand zusätzliche Energie holen. Sie und andere Läufer zu inspirieren, treibe ihn auch mit seinen 37 Jahren noch an, sagt Kipchoge. Davon, dass er ihnen auch im höheren Läuferalter am Wochenende noch eine gute und vor allem schnelle Show bieten kann, ist Kipchoge überzeugt. "Ich bin sicher, dass ich die Kilometer und die Geschwindigkeit noch in meinen Beinen habe", sagt er. Es ist eine Überzeugung, mit der Kipchoge am Sonntag auf der Strecke sicherlich nicht allein sein wird.

Kipchoges Konkurrenz

Allen voran der Äthiopier Guye Adola wird versuchen, Kipchoge Konkurrenz zu machen. Der 31-Jährige bezeichnet den Kenianer zwar als "einen Helden" seines Sports, wird allerdings gleichzeitig alles daransetzen, seinen Vorjahressieg in Berlin zu verteidigen. Als aussichtsreichster und prominentester deutscher Läufer geht Johannes Motschmann an den Start.

Die Favoritin bei den Frauen hingegen kommt aus den USA. Als einzige Läuferin im Teilnehmerfeld liegt Keira D’Amato mit ihrer bisherigen Bestzeit von 2:19:12 Stunden unter der Marke von zwei Stunden und 20 Minuten. Ihre persönliche Bestzeit wolle sie am Sonntag in Angriff nehmen, kündigte die 37-Jährige auf einer Pressekonferenz in dieser Woche an - ehe sie mit Blick auf den Stellenwert des Berlin-Marathons in ähnlich großen Worten wie Eliud Kipchoge erklärte: "Ein großes Rennen wie Berlin zu gewinnen, ist ein Traum und ein großes Karriereziel."

Sendung: rbb24, 23.09.2022, 18 Uhr

Beitrag von Jakob Lobach

3 Kommentare

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  1. 2.

    Es gilt natürlich die Unschuldsvermutung bis zur Öffnung der A+B Proben. Mal bei Hajo Seppelt informieren...

  2. 1.

    ich mag' diesen Kerl einfach und wünsche viel Erfolg.

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