1:0-Sieg in Köln - Union Berlin ist neuer Bundesliga-Tabellenführer
Der 1. FC Union hat nach einem über weite Strecken starken Auswärtsauftritt in Köln seine Serie ausgebaut und bleibt auch im 13. Ligaspiel in Folge ungeschlagen. Garant für den Sieg war mal wieder Offensivmann Sheraldo Becker.
Der 1. FC Union hat seine herausragende Serie fortgesetzt und bleibt auch im dreizehnten Bundesliga-Spiel in Folge ungeschlagen. Beim 1:0-Erfolg gegen den bis dato ungeschlagenen 1. FC Köln zeigten die Unioner vor allem in der Anfangsphase eine überragende Leistung, hätten schon früh deutlich höher führen müssen. Durch den Triumph springt Union Berlin an die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga. Der entscheidende Treffer fiel bereits nach drei Minuten - nach Hereingabe des besten Offensivmannes auf dem Platz, Sheraldo Becker, traf FC-Verteidiger Hübers ins eigene Netz.
Der Spielverlauf
Nach der etwas überraschenden 0:1-Niederlage gegen Royale Union St. Gilloise in der Europa League am vergangenen Donnerstag wechselte Urs Fischer, Trainer der Eisernen aus Köpenick, ordentlich durch. Gleich fünf Änderungen nahm er in der Startelf vor - unter anderem ersetzte Unions zweiter Torwart Lennart Grill Stamm-Keeper Frederik Rönnow, der sich im Abschlusstraining verletzte. Für Grill war es das erste Pflichtspiel für Union. Gute Nachrichten gab es vor der Partie ebenfalls: Verteidiger Timo Baumgartl stand erstmals nach überstandener Hodenkrebs-Erkrankung wieder im Kader.
Der Sonntagnachmittag auf dem Platz begann für die Eisernen optimal. Denn schon mit dem ersten Angriff gingen die Gäste in Führung. Keine drei Minuten waren gespielt, da brachte Sheraldo Becker nach schöner Kombination an der linken Strafraumkante eine flache Hereingabe in den Sechzehner. FC-Verteidiger Hübers versuchte dazwischenzugehen und fälschte den Ball unhaltbar für Köln-Keeper Schwäbe ins kurze Eck ab.
Elfmeter verschossen, 2:0 wegen Abseitsstellung aberkannt
Beflügelt vom Blitzstart spielten die Köpenicker konsequent weiter nach vorne. So gut wie jeder eiserne Angriff führte zu kniffligen Situationen und Riesenchancen. Das nächste Beispiel: Nach Einer Ecke stieg Unions Abwehrmann Knoche hoch und köpfte Richtung Tor. Die Kugel prallte an Kilians Arm und nach kurzem Check durch den Video-Assistenten stand fest - es gibt Elfmeter (9. Minute). Jordan legte sich den Ball zurecht, lief an und schob das Leder flach und unplatziert direkt in Schwäbes Arme. Es blieb beim Ein-Tore-Vorsprung für die Unioner, die sich momentan ganz offensichtlich auch von Negativ-Ereignissen nicht von ihrem Spiel abbringen lassen.
Die Gastgeber waren in der ersten halben Stunde quasi chancenlos, brachten nur einen ernstzunehmenden Torschuss zustande. Unions Angriffe wiederum waren brandgefährlich. Vor allen Dingen Sheraldo Becker bekam die FC-Defensive überhaupt nicht in den Griff. So war es fast schon logisch, dass der Außenstürmer das vermeintliche 2:0 erzielte. Nach einem verunglückten Abschluss von Kapitän Trimmel kam der Ball zu Becker, der aus spitzem Winkel direkt abzog. Der flache Schuss landete mit Hilfe des Kölner Keepers im Netz (14. Minute). Doch der Jubel hielt nicht lang. Wieder wurde die Szene überprüft - und tatsächlich stand der Niederländer knapp im Abseits.
Union nutzte Chancen nicht, Köln wurde besser
Die Berliner zeigten einen richtig starken Auftritt, mussten sich jedoch auch in der Folge vorwerfen lassen, die Führung nicht weiter ausgebaut zu haben. Becker per Aufsetzer (21. Minute) und Jordan per Kopf (25. Minute) nutzten ihre Chancen nicht. Bis zur Pause nahm sich die Partie dann eine Auszeit, Union kontrollierte das Spielgeschehen weitestgehend, die Rheinländer erarbeiteten sich bis zur Pause nur zwei gefährliche Abschlüsse.
Nach dem Seitenwechsel erhöhten die Gastgeber sofort den Druck - Unions Ersatzkeeper Lennart Grill musste einige Male in höchster Not retten und machte das in beeindruckender Manier. Gegen Maina parierte er beispielsweise einen Flachschuss im Eins-gegen-Eins-Duell (47. Min). Aber auch Union blieb gefährlich - nach einem Freistoß hatte Trimmel auf der linken Seite viel Platz, sein Mix aus Flanke und Torschuss wurde immer länger und klatschte an die Latte (58. Min).
Köln nur noch zu zehnt, Union souverän bis zum Schluss
Es machte im weiteren Verlauf zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, als würden die Unioner in dieser Partie nochmal ernsthaft in Bedrängnis geraten. Als FC-Verteidiger Luca Kilian nach seinem zweiten mit gelb geahndeten Vergehen vom Platz flog (80. Min), sprach nicht mehr viel für die Gastgeber. So brachten die Köpenicker den knappen Vorsprung souverän über die Zeit und konnten sich über die Tabellenführung freuen.
Die Kurzanalyse
Es war vor allen Dingen in den ersten dreißig Minuten mit Sicherheit ein Auftritt nach Urs Fischers Geschmack. Seine Unioner spielten mit der nötigen Aggressivität, aber viel wichtiger mit der Überzeugung in die eigenen Stärken. Wie so häufig brauchten die Köpenicker nicht viel Ballbesitz, um gefährlich zu werden. Der entscheidende Mann in der Offensive war mal wieder Sheraldo Becker, der das Eigentor stark vorbereitete und über den so gut wie jeder Angriff lief.
Neben den Offensivbemühungen ist aber auch die Defensivleistung herauszuheben. Die Abwehr um Ersatztorhüter Lennart Grill ließ in der ersten Hälfte so gut wie nichts zu, machte die Räume eng und sorgte für kurze Abstände zwischen den eigenen Verteidigern. So blieb den Kölnern so gut wie kein Platz im Zentrum, um zu kombinieren. Im zweiten Durchgang wurde Köln etwas besser, doch alles, was auf Grills Kasten kam, parierte er stark. Union hat somit die beste Defensivabteilung der Bundesliga.
Der Liveticker zum Nachlesen
Sendung: rbb24 Inforadio, 11.09.22, 17:40 Uhr