Transferbilanz - Manager Oliver Ruhnert hat Union Berlin erneut gestärkt

Fr 02.09.22 | 09:20 Uhr | Von Till Oppermann
Union-Manager Oliver Ruhnert. / imago images/Matthias Koch
Bild: imago images/Matthias Koch

Alles wie immer beim 1. FC Union: Leistungsträger gehen, und ihre Nachfolger treten schon nach wenigen Spielen so auf, als hätten sie nie woanders gespielt. Oliver Ruhnert hat viel - aber trotzdem nicht alle Ziele erreicht. Die rbb|24-Transferbilanz von Till Oppermann

Torhüter

Seit Jahren suchen die Unioner auf der Torwartposition nach Stabilität. Mit Frederik Rönnow scheinen sie diese vorerst gefunden haben. Seitdem Rönnow während der vergangenen Saison Publikumsliebling Andreas Luthe aus dem Tor verdrängte, besticht der Däne mit starken Leistungen. Die Köpenicker verloren keines der elf Spiele, in denen Rönnow das Tor hütete. In den ersten vier Ligaspielen dieser Saison kassierte er nur drei Gegentore.

Für Lennart Grill ist das eine schlechte Nachricht. Der Neuzugang kam per Leihe aus Leverkusen und wird Schwierigkeiten haben, Rönnow zu verdrängen. Zumal vor ihm mit Moritz Nicholas und Loris Karius bereits zwei Leihtorhüter ein Jahr auf der Bank schmorten. Dennoch ist der U-21-Europameister ein solider Ersatz. Mit dem Ball am Fuß ist er Rönnow sogar überlegen.

Oliver Ruhnert hat sich eine Kaufoption für den 23-Jährigen gesichert, der so womöglich in Zukunft noch eine größere Rolle spielen wird. Das Gespann wird durch Jakob Busk komplettiert, der den Verein als einer der dienstältesten Spieler sehr gut kennt und obendrein sehr gut mit Rönnow befreundet ist.

Torhüter

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Abwehr

Lange verpflichtete der 1. FC Union fast ausschließlich deutsche Spieler, um eine homogene Truppe zu haben, die sich untereinander auch sprachlich immer versteht. Mit dem steigenden sportlichen Erfolg müssen die Köpenicker ihren Blick weiten - und sind plötzlich für ganz andere Kaliber attraktiv: Mit Danilho Doekhi und Diogo Leite kamen zwei Innenverteidiger, die auch international auf vielen Einkaufszetteln standen.

Linksfuß Leite ist seit dem Liga-Auftakt Stammspieler und besticht mit guten Zweikämpfen und starker Spieleröffnung. Doekhi debütierte erst auf Schalke, aber bereitete dort nach sechs Minuten ein Tor vor, dominierte im Kopfballspiel und wurde in die Elf des Tages des Fachmagazins "Kicker" berufen.

Timo Baumgartl befindet sich nach seiner Chemotherapie im Aufbautraining, Dominique Heintz und Rick van Drongelen wurden verliehen. Auch für Linksverteidiger Tymo Puchacz, der Urs Fischer auch in seiner zweiten Sommervorbereitung nicht überzeugen konnte, suchte Union lange nach einer Leihstation. Gleichzeitig soll es Versuche gegeben haben, auf dieser Position einen weiteren Neuzugang zu verpflichten.

Aber nachdem Julian Ryerson in den ersten Spielen auf beiden Außenbahnen überzeugte, sieht sich Union gut aufgestellt. Zurecht, denn mit Nico Gießelmann und Christopher Trimmel stehen zwei weitere Leistungsträger der Vorsaison bereit.

Abwehr

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Mittelfeld

Im Mittelfeld herrscht beim 1. FC Union das größte Gedränge. Für drei Positionen in der Startelf kommen derzeit zehn Spieler in Frage. Mit Grischa Prömel verlor Union den laufstärksten Spieler im Kader und den besten Torschützen der Rückrunde. Es scheint, als wollte Ruhnert bei seiner Nachfolge kein Risiko eingehen. Mit Morten Thorsby, Jannik Haberer, Milos Pantovic und Ex-Fürth-Kapitän Paul Seguin kamen gleich vier Spieler mit Ansprüchen auf einen Stammplatz. Thorsby und Haberer untermauerten diesen beim 6:1 auf Schalke mit Toren.

Seguin befindet sich ebenso wie Kevin Möhwald und Levin Öztunali bisher im Hintertreffen. Genki Haraguchi und Andras Schäfer durften jeweils schon in der Startelf spielen, auf der Sechserposition ist Rani Khedira gesetzt. Qualitativ steht Union im Mittelfeld besser da als in der letzten Saison - besonders, weil die Spieler sehr unterschiedliche Profile haben, die zu verschiedenen Gegnern passen. Alles kommt darauf an, wie gut Fischer den Ersatzleuten erklären kann, warum sie nicht spielen. Denn: "Am Schluss definieren sich die Jungs auch über Spielminuten", so Fischer.

Mittelfeld

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Angriff

Rekordtorschütze und Publikumsliebling: Der Abgang eines solchen Spielers kann Mannschaften aus dem Konzept bringen. Aber nicht Urs Fischers Union. 15-Tore-Stürmer Taiwo Awoniyi wechselte nach Nottingham, doch der eiserne Angriff funktioniert besser denn je.

Der Grund: Neuzugang Jordan Siebatcheu scheint für seine Gegenspieler ebenso verwirrend zu sein, wie sein Rufnahme für Journalisten und Fans. Nach Diskussionen, ob er Pefok oder Siebatcheu gerufen werden will, stellte er kürzlich klar, dass Jordan der Name seiner Wahl ist. Vorher steuerte er in fünf Pflichtspielen drei Tore und zwei Vorlagen zum besten Saisonstart der Vereinsgeschichte bei.

Besonders gut harmoniert Jordan mit seinem Sturmpartner Sheraldo Becker, der nahtlos an seine Topform des Vorjahres anknüpft. Sollte er den Verein bald verlassen, steht mit Jamie Leweling seit diesem Sommer bereits der passende Ersatz bereit, denn der deutsche Juniorennationalspieler ist ebenfalls pfeilschnell und dribbelstark. Außerdem kann er auf der Außenbahn spielen und macht so den Kader gemeinsam mit Tim Skarke, einem weiteren Neuzugang auf dem Flügel, noch unberechenbarer.

Angriff

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Fazit

Insgesamt haben sich die Eisernen verstärkt. Neuzugänge wie Leite, Haberer und Jordan bringen sowohl in der Spitze als auch in der Breite neue Qualität in den Kader, die in dieser Saison auch international helfen wird. Trotz des hervorragenden Saisonstarts ist die Leistungsspitze noch nicht erreicht, denn Spieler wie Doekhi, Thorsby und Leweling werden erst in den nächsten Wochen so richtig bei den Eisernen ankommen.

Ruhnert konnte den Kader verstärken, obwohl mit Prömel und Awoniyi absolute Leistungsträger abgegeben wurden und hielt gleichzeitig eine positive Transferbilanz von plus 10,5 Millionen Euro. Ärger lauert nur wegen der Spielermenge. Der Kader sei eindeutig zu groß, klagte Urs Fischer im Trainingslager. Seitdem ist Oliver Ruhnert zwar einige Spieler losgeworden, hat aber seine Traumgröße von 28 Spielern nicht erreicht. Besonders in der Mittelfeldzentrale ist Union überbesetzt und wird unzufriedene Spieler durch die Saison schleppen.

Sendung: rbb24, 01.09.2022, 21:45 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

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