Regionalliga Nordost - Jonglieren für den Klassenerhalt

Fr 14.10.22 | 16:30 Uhr | Von Friedrich Rößler
Fans und Spieler vom Regionalligisten SV Lichtenberg 47 freuen sich über ein Tor(Bild: imago images/Matthias Koch)
Bild: imago images/Matthias Koch

Die einen wollen die Regionalliga so schnell wie möglich Richtung 3. Liga verlassen, die anderen empfinden es als große Ehre, überhaupt dabei zu sein. Doch wie versuchen der SV Lichtenberg 47, FSV Luckenwalde oder TeBe den Klassenerhalt zu planen? Von Friedrich Rößler

Für die Spitzenteams in der Regionalliga Nordost geht es immer nur um den ersten Platz. Denn nur der Meister spielt in einer Relegation entweder gegen den Staffelsieger aus Bayern oder der Regionalliga Nord um den Aufstieg in die 3. Liga. Alle drei Jahre winkt sogar ein direkter Fahrschein in den Profifußball.

Und im Tabellenkeller? Dort hoffen die kleineren Vereine, die ihre Teams oft nur aus Amateurfußballern rekrutieren, immer auf ein gutes Ende. Zwar wissen weder Tennis Borussia Berlin, der SV Lichtenberg 47 oder der FSV Luckenwalde, wie viele Absteiger es am Saisonende geben wird (einen oder vier), doch für den Klassenerhalt planen die drei Vereine trotzdem.

Mit 47er-DNA volle Kraft voraus

Der SV Lichtenberg 47 steht nach neun Spieltagen gerade so über dem Strich und hat bereits drei Punkte Vorsprung auf den ersten möglichen Abstiegsplatz. Laut Benjamin Plötz, dem sportlichen Leiter der 47er, wäre damit das Saisonerziel erreicht. "Wir fokussieren uns volle Kraft voraus auf den Klassenerhalt, allerdings nicht angstorientiert, sondern aus Überzeugung."

Dieses Selbstbewusstsein kommt nicht aus irgendeiner Laune daher, sondern einerseits aus den Erfahrungen der vergangenen drei Spielzeiten (11., 12., 13. Platz), andererseits aus dem Umgang miteinander. "Wir gehen persönlich durch Dick und Dünn in einer Saison, tauschen uns mit dem Team und der Mannschaft viel über Gefühle aus und versuchen, den Spielern eine 47er-DNA einzupflanzen", sagt Plötz rbb|24 am Telefon.

Mit einem Gesamtbudget von mehr als 300.000 Euro müssen die Lichtenberger gut haushalten. Man jongliere mit vielen Variablen, versuche niemanden zu überfordern und schaue dabei immer auf die Team-Zusammenstellung. "Wir sind überzeugt, jeden Spieler besser machen zu können", ergänzt der ehemaliger Lichtenberg-Spieler Plötz. Schließlich sei es eine Freude, in der Regionalliga Nordost gegen Teams wie den BFC Dynamo oder dem FC Energie Cottbus antreten zu dürfen.

Die Komponente Mensch beim FSV Luckenwalde

Dort, wo die 47er in der Tabelle stehen, wäre auch der FSV Luckenwalde gern. Die Fläminger warten nach acht Spielen immer noch auf den ersten Sieg, denn der würde helfen beim Saisonziel Klassenerhalt. Teammanager Thomas Mill, ein echtes Luckenwalder Urgestein, schwärmt von der Regionalliga. "Es ist das Größte, dort zu spielen." Ein Abstieg wäre aber kein Weltuntergang.

In der Saisonplanung achte man vor allem auf die Komponente Mensch: "Wir suchen leidenschaftliche Fußballer, die zusammen Spaß haben und alle an einem Strang ziehen." Deshalb setze man auf intelligente Spieler, "die wissen, dass ihre aktive Fußballerzeit endlich ist", sagt Mill.

Um die Spieler mit langfristigen Verträgen baue man positionsbezogen herum, suche entsprechende Profile und Alternativen. "Klar ist das stressig und viel Arbeit, aber wir suchen immer das Gespräch, wie wir uns zusammen die Zukunft vorstellen", ergänzt der Luckenwalder Teammanager. Dabei spiele der eigene Nachwuchs eine große Rolle, denn der 500.000-Euro-Gesamtetat ist genauso endlich wie die Fußballerkarriere.

Abgeschlagene Borussia ohne Hauptsponsor

Ein Punkt aus acht Spielen, das bedeutet letzter Platz und Saisonsziel verfehlt für Tennis Borussia Berlin. Doch Vorstandsvorsitzender Günter Brombosch wähnt sich guter Dinge im Telefongespräch mit rbb|24. "Wir haben die reale Zielsetzung Klassenerhalt, uns fehlen bisher eben die ersehnten Punkte."

Im Spiel gegen die punktgleichen Halberstädter am Sonnabend um 13 Uhr sieht Brombosch schon eine Art Endspiel. Dass der Kader Regionalliganiveau besitze, sei die Überzeugung aller im TeBe-Umfeld. Man kommuniziere viel mit dem neuen Trainerteam und den 19 Zugängen. "Wir müssen ein Team mit fester Struktur sein, um einen Nicht-Abstiegsplatz erreichen zu können", sagt der TeBe-Vorstandsvorsitzende.

In der Vergangenheit haben die Lila-Weißen schon viele Probleme meistern müssen und gerade deswegen wären die Entscheider eben keine Berufsoptimisten. Entgegen allen Planungen habe man es versäumt, den Etat zu erhöhen, erzählt Günter Brombosch selbstkritisch. Seit anderthalb Jahren fehle ein Hauptsponsor, die beiden Vorgänger hätten ihre vertraglich festgeschriebenen Zahlungen nicht erfüllt.

Außerdem hoffe man auf noch mehr Fans im Mommsenstadion, aktuell kämen nur 750 bis 800 Zuschauer zu den Heimspielen. Dennoch sei man guter Dinge, dass sich zur Rückrunde vieles ändere. Die Identifikation mit dem Verein sei sehr hoch bei den Spielern, das würden auch die Rückkehrer oder die integrierten Nachwuchskicker zeigen. TeBe-Torhüter Karl Albers zum Beispiel trägt seit seiner Jugend das lila-weiße Trikot. Nicht nur deswegen habe man "vollstes Vetrauen" bei Tennis Borussia, dass der Klassenerhalt ein reales Ziel sei.

Beitrag von Friedrich Rößler

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