Zwischenbilanz nach 10 Spieltagen - Überraschendes Spitzenduo und Krisen in Berlin: So läuft die Regionalliga-Saison

Do 27.10.22 | 16:22 Uhr
Die Spieler des BAK jubeln über den Sieg gegen Energie Cottbus. Quelle: imago images/Matthias Koch
Bild: imago images/Matthias Koch

In der Regionalliga Nordost sind zehn Spieltage absolviert. An der Tabellenspitze haben sich zwei Teams eingeordnet, mit denen vor der Saison nicht unbedingt zu rechnen war. In Berlin hatten gleich mehrere Mannschaften Probleme mit dem Start.

Überraschungen

Berliner Athletik-Klub

Der Berliner Athletik-Klub ist bislang der Überflieger in der Regionalliga Nordost. Die Mannschaft von Trainer Benjamin Duda steht nach zehn Spieltagen bereits mit sechs Punkten Vorsprung auf dem ersten Tabellenplatz. Die Berliner konnten neun Spiele gewinnen, nur bei der BSG Chemie Leipzig gab es eine knappe Niederlage (1:2). Da der Etat beim BAK vor der Saison reduziert und das Team stark verjüngt wurde, kommt der Höhenflug der Berliner doch ziemlich überraschend.

Duda hatte vor dem Start gesagt, für seine Mannschaft ginge es zunächst darum, sich zu finden, einzuordnen und anzupassen – das ist dem Berliner AK bislang eindrucksvoll gelungen. Ob die Qualität im Kader ausreicht, um bis zum Ende der Spielzeit oben mitzuspielen, wird die restliche Saison zeigen.

SV Babelsberg

Der SVB-Vorsitzende Björn Laars hatte zu Beginn des Jahres im rbb|24-Interview offen über die langfristigen Ambitionen der Babelsberger und einen möglichen Aufstieg in die Dritte Liga in einigen Jahren gesprochen. Dass der Klub aber schon jetzt zur Spitzengruppe der Regionalliga Nordost gehört, dürfte auch die Potsdamer selbst überraschen. Babelsberg ist mit 21 Punkten erster BAK-Verfolger. Das Team des im Sommer nach Potsdam gewechselten Markus Zschiesche hat erst ein Spiel verloren, hinzu kommen drei Remis und sechs Siege – eine starke Ausbeute.

Auch neben dem Platz machte der SVB in dieser Saison bereits mehrfach Schlagzeilen. So stellte der Klub im September sein Stadion-Catering fast ausschließlich auf vegane Produkte um. Auch die Forderung, wegen der Energiekrise die Rasenheizungen in Deutschland abzuschalten, sorgte für Aufsehen.

Im Soll

Energie Cottbus

Der FC Energie Cottbus kann mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden sein. Die Lausitzer haben sich nach zehn Spieltagen hinter dem BAK und Babelsberg auf dem dritten Platz einsortiert – allerdings punktgleich mit Rot-Weiß Erfurt und Lok Leipzig. Mit 20 Zählern (6 Siege, 2 Remis, 2 Niederlagen) ist auch das Punktekonto zufriedenstellend gefüllt. Vor der Spielzeit hatte Trainer Claus-Dieter Wollitz erklärt, man wolle um die Meisterschaft mitspielen. Dafür haben die Cottbuser eine gute Ausgangslage, müssten aber noch dominanter werden. Ein Anfang ist mit zuletzt fünf Spielen in Serie ohne Niederlage (davon vier Siege) aber sicherlich gemacht.

Hertha BSC II

Auch die zweite Mannschaft von Hertha BSC befindet sich voll im Soll. Trainer Ante Covic hatte sich vor der Saison gewünscht, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Das gelingt den Berlinern bislang gut. Auf Rang zwölf steht man mit elf Zählern vier Punkte vor der Abstiegszone. Wichtiger ist es für die Nachwuchsmannschaft der Blau-Weißen allerdings, Spieler für die Profimannschaft vorzubereiten. "Wir versuchen genau wie im letzten Jahr, dass wir drei Spieler unserer Mannschaft zu Profis machen“, sagte Covic vor der Saison. Mit Derry Scherhant hat bislang schon ein Spieler Bundesliga-Luft geschnuppert. Der 19-jährige Stürmer gab am 2. Spieltag gegen Eintracht Frankfurt sein Debüt unter Sandro Schwarz in der Bundesiga.

Lichtenberg 47

Ähnlich wie bei den Amateuren von Hertha BSC ist man auch in Lichtenberg immer dann zufrieden, wenn der Klub über dem Strich steht und mit dem Tabellenkeller nichts zutun hat. Zwar haben die Berliner zwei Punkte weniger als Hertha, aber damit immer noch drei Punkte Vorsprung auf den 15. Luckenwalde. Allerdings gingen die letzten drei Spiele teils deutlich verloren. Mit dem BAK (0:6), dem Chemnitzer FC (0:2) und dem BFC Dynamo (2:4) hatte das Team von Trainer Tik Murat aber auch drei starke Gegner. Die nächsten Wochen werden also zeigen, in welche Richtung es für Lichtenberg geht.

VSG Altglienicke

"Ganz ehrlich, wir haben kein Saisonziel", hatte Altglienicke-Trainer Karsten Heine vor der Saison nüchtern gesagt. Nach zehn Spieltagen steht sein Team mit 16 Punkten im ruhigen Regionalliga-Mittelfeld. Mit der unteren Tabellenregion haben die Berliner nichts zu tun, aber auch die Spitzengruppe ist schon einige Zähler weg. Dennoch dürfte man in Altglienicke zufrieden sein, ergänzte Heine im Interview vor der Spielzeit schließlich noch: "Wir sind da ganz entspannt. Wir wollen einfach weiterhin gierig sein nach Toren."

Enttäuschungen

Viktoria Berlin

Für Drittliga-Absteiger Viktoria Berlin läuft die Saison bislang enttäuschend. Zwar stand nach dem Abstieg aus der 3. Liga zunächst ein Umbruch und die Neustrukturierung des Kaders auf dem Programm, mit nur neun Punkten aus zehn Spielen und dem 13. Tabellenplatz kann das Team des neuen Trainers Semih Keskin allerdings nicht zufrieden sein. Die weiterhin ambitionierten und finanzstarken Berliner bekommen keine Kontinuität in ihre Saison und verlieren immer wieder auch Spiele überraschend und gegen krasse Außenseiter – das 0:5 bei Aufsteiger Greifswald ist nur ein Beispiel.

BFC Dynamo

Auch der BFC Dynamo, der in der letzten Saison noch Meister wurde und in der Relegation knapp den Aufstieg in die 3. Liga verpasste, hat in dieser Spielzeit bislang zu kämpfen. Heiner Backhaus, der das Team im Sommer übernahm, führte den BFC bislang auf Platz zehn. Zwar verloren die Berliner erst drei Spiele, neben drei Siegen verbucht der BFC allerdings auch vier Unentschieden. Insbesondere die Punkteteilungen bei Aufsteiger Greifswald oder gegen die zweite Mannschaft von Hertha BSC dürften den BFC ärgern. Somit läuft man der Spitzengruppe schon jetzt mit einigem Abstand hinterher.

FSV Luckenwalde

Der FSV Luckenwalde war eins der Überraschungsteams in der letzten Saison. Die Brandenburger sammelten 50 Punkte, landeten auf Platz 12 und hatten mit dem Abstieg gar nichts zu tun. Das könnte in dieser Saison anders werden. Nach zehn Spielen findet sich das Team von Michael Braune mit sechs Punkten auf Rang 15 wieder. Problematisch: Ein Sieg ist dem FSV noch gar nicht gelungen.

Tennis Borussia Berlin

Dass es für Tennis Borussia auch in dieser Spielzeit nur um den Klassenerhalt geht, stand bereits vor der Saison fest. Der Start verlief für Tebe dennoch ernüchternd. Mit vier Punkten steht man auf dem vorletzten Platz, insbesondere das Torverhältnis von 9:32 ist dramatisch schlecht. Nach dem Abgang des erfolgreichen Trainers Markus Zschiesche, den es im Sommer nach Babelsberg zog, hat sich das Team unter Abu Njie noch nicht gefunden. Immerhin gab es vor kurzem gegen Schlusslicht Germania Halberstadt den ersten Saisonsieg (4:3).

Sendung: rbb24, 27.10.2022, 21:45 Uhr

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