Interview | Malcolm Badu vom FC Energie Cottbus - "Ich träume nach wie vor von der Bundesliga"

Do 20.10.22 | 13:03 Uhr
Flügelspieler Malcolm Badu vom FC Energie Cottbus bejubelt einen Treffer (imago images/Steffen Beyer)
Bild: imago images/Steffen Beyer

Nach einigen Rückschlägen in seiner Karriere und gesundheitlichen Problemen in der vergangenen Saison scheint sich Malcolm Badu bei Energie Cottbus wieder zur Topform zu entwickeln. Im Interview spricht er über schwierige Phasen und große Ambitionen.

rbb|24: Herr Badu, beginnen wir mal in der vergangenen Saison. Sie wechselten zu Energie Cottbus in die Regionalliga und zeigten zu Beginn richtig starke Leistungen. Dann wurden sie von gesundheitlichen Problemen geplagt und verpassten viele Spiele. Wie war diese Situation für Sie?

Malcolm Badu: Das war eine der schwierigsten Situationen in meiner Karriere. Welche genauen Probleme ich hatte, darauf möchte ich nicht genauer eingehen. Ich bin zum Beginn der letzten Saison super hier angekommen und wurde großartig aufgenommen. Da kam ich gerade nach einem halben Jahr Vereinslosigkeit aus einer schwierigen Phase und man kann schon sagen, dass ich mental am Boden war. In Cottbus habe ich ein Umfeld und vor allem einen Trainer vorgefunden, der mir sehr viel Vertrauen entgegengebracht hat. Nur dadurch war es möglich, dass ich gleich zu Beginn so gut performen konnte.

Zur Person

Porträt von Malcolm Badu im Trikot des FC Energie Cottbus (imago images/Fotostand)
imago images/Fotostand

Malcolm Badu

Badu wurde 1997 in Berlin geboren und machte seine ersten fußballerischen Schritte beim SV Empor Berlin.

2011 wechselte der Flügelspieler in das Nachwuchsleistungszentrum des VfL Wolfsburg und durchlief dort sämtliche Jugendmannschaften bis zur zweiten Mannschaft in der Regionalliga Nord. Außerdem wurde er zum Nationalspieler in den U18-, U19- und U20-Teams des Deutschen Fußball Bundes.

2019 ging es für ihn nach Russland in die zweite Mannschaft von Spartak Moskau, wo er sich aber nicht durchsetzen konnte und seinen Vertrag im Januar 2021 auflöste. Nach einem halben Jahr ohne Verein unterschrieb im Sommer vergangenen Jahres bei Energie Cottbus.

Dann musste ich wegen meiner Gesundheit lange aussetzen und es gab aufgrund meines auslaufenden Vertrags viel Trubel um meine Person, was sich auch auf meine Psyche ausgewirkt hat. In der Rückrunde hatte ich zusätzlich mit muskulären Problemen zu kämpfen und habe ein Stück weit den Anschluss verloren. Nichtsdestotrotz habe ich mich im Sommer nach einem langen Gespräch mit dem Trainer ganz klar dazu entschieden, meinen Vertrag hier um ein Jahr zu verlängern, weil ich glaube, dass es das Beste für meine Entwicklung ist.

Gab es im Sommer denn Verhandlungen mit anderen Teams?

Ja, ich war in Verhandlungen. Aber keine der Optionen wäre ein Fortschritt für mich gewesen. Da bin ich dann schnell einsichtig geworden. Das lag auch am Gewinn des Landespokals, der Energie Cottbus einen Startplatz im DFB-Pokal garantiert hatte. Schon zum Ende der letzten Saison hat man gemerkt, dass eine unglaubliche Aufbruchstimmung um den Verein herrscht und da wollte ich auf jeden Fall ein Teil von sein. Von daher fiel dann schnell die Entscheidung, meinen Vertrag zu verlängern.

Diese Entscheidung scheint die richtige gewesen zu sein, denn aktuell läuft es wieder richtig gut für Sie und sie standen bisher in jedem der neun Regionalligaspiele der aktuellen Saison auf dem Rasen. Sind Sie wieder in Topform?

Ich nähere mich meiner Topform auf jeden Fall an. Das ist aber nicht ganz einfach. Zwar stand ich in allen neun Spielen in der Startelf, hatte in der Vorbereitung aber wieder einen kleinen muskulären Rückschlag. Dadurch konnte ich im DFB-Pokal gegen Werder Bremen nicht in der Startelf stehen, was eigentlich mein großes Ziel war. Am Anfang der Saison musste ich dann das aufholen, was ich in der Vorbereitung verpasst hatte. Jetzt merke ich durch das Spielen und den Rhythmus, dass ich mir langsam mein Selbstvertrauen wieder erarbeitet habe. Die ganze Mannschaft trotzt vor Selbstvertrauen, das macht es einfacher.

Sprechen wir mal über Ihre Karriere. Sie sind in Berlin geboren, haben die Jugendakademien des VfL Wolfsburg durchlaufen und standen im Aufgebot verschiedener deutscher Jugend-Nationalmannschaften. Hatten Sie eigentlich größere Ambitionen als in der Regionalliga zu spielen?

Definitiv, das muss ich ganz klar so sagen. Wenn man überlegt, mit welchen Spielern aus meinem Jahrgang ich so zusammengespielt habe, dann haben es vielen von denen in die 1. oder 2. Bundesliga geschafft. Da habe ich mich ganz klar auch gesehen. Aber das ist nicht immer planbar und man braucht auch ein bisschen Glück. Ich habe in Wolfsburg leider nicht den Durchbruch geschafft, obwohl ich meiner Meinung nach nah dran war und alles dafür getan habe. Da kann ich mir nichts vorwerfen. Durch meinen Wechsel nach Moskau bin ich dann ein bisschen von der Bildfläche verschwunden. Das muss ich mir jetzt in der Regionaliga erst einmal wieder erarbeiten. Ich habe die aktuelle Situation aber schon längst akzeptiert, weil ich eben nicht für einen normalen Regionalligisten spiele. Die Bedingungen in Cottbus sind unfassbar professionell und ich glaube man kann sich hier sehr gut entwickeln. Das Wichtigste für mich ist, dass ich den Spaß am Fußballspielen wieder gefunden habe. Der ist zum Ende beim VfL Wolfsburg und in den beiden Jahren in Moskau komplett verloren gegangen.

Die Zeit bei Spartak Moskau endete für Sie sehr plötzlich und Sie waren daraufhin erst einmal vereinslos. Welche Probleme gab es in Russland?

Ich habe Mitte Januar 2021 meinen Vertrag dort aufgelöst. Das kam ein Stück weit unerwartet, weil die Führungsebene bei Spartak komplett ausgetauscht wurde und mir erst kurz nach Weihnachten mitgeteilt wurde, dass es für mich bei dem Verein nicht mehr weitergehen würde. Dann hast du plötzlich Druck, weil das Wintertransferfenster nur bis Ende Januar geöffnet ist.

Ich habe einige Probetrainings gemacht, doch die Vereine haben sich alle gegen mich entschieden. Zum einen war ich nicht deren Spielertyp, zum anderen war ich nicht fit, weil ich lange Zeit kein Mannschaftstraining hatte. Ich habe immer wieder versucht, bei verschiedenen Teams mit zu trainieren, wurde aber von vielen abgewiesen. Corona war zu diesem Zeitpunkt das beherrschende Thema und man wollte keine Spieler von außerhalb mit in die Trainingsgruppe holen. Das war eine sehr schwierige Zeit. Eineinhalb Jahre zuvor war ich noch U20-Nationalspieler, habe die WM gespielt und in Wolfsburg und Moskau mit den Profis trainiert. Unter anderem war jemand wie Domenico Tedesco mein Trainer und André Schürrle mein Mitspieler. Und plötzlich wirst du von allen Teams abgewiesen.

Sie sind mit Ihren 25 Jahren noch im besten Fußballer-Alter und haben in Ihrer Karriere noch einiges vor sich. Ist der Traum von der 1. Bundesliga immer noch präsent?

Ja, der ist nach wie vor sehr groß. Ich bin ein sehr ambitionierter Spieler. Das prägt mich schon seit meiner Kindheit. Natürlich ist auch das Fußballerische wichtig, aber mich haben vor allem meine Einstellung und meine Mentalität hierhergebracht. Ich bin auch stolz auf das, was ich schon geschafft habe. Nicht jeder kann von sich behaupten, schonmal auf so hohem Niveau mitgespielt und trainiert zu haben. Ich träume also immer noch davon, sonst würde ich das alles nicht machen. Dafür muss ich jetzt aber erstmal mit Energie Cottbus erfolgreich sein. Der Rest wird sich dann ganz automatisch ergeben.

Ein Erfolg wäre der Aufstieg mit dem FC Energie in die 3. Liga. Zum Auftakt gab es in der aktuellen Saison ein paar Probleme, nun scheint die Mannschaft ihren Rhythmus aber gefunden zu haben. Sind Sie zufrieden mit der aktuellen Leistung?

Ja, sehr sogar. Die Probleme am Anfang sind ja zu erklären. Wir haben zur neuen Saison sehr viele wichtige Spieler verloren. Da ist es normal, dass sich die neue Offensive erst einmal einspielen muss. Wenn man für einen Traditionsverein spielt und es zu Anfang nicht läuft, dann wächst natürlich direkt der Unmut. Was mir aber imponiert hat ist, dass wir ruhig geblieben sind und die Dinge intern geklärt haben. Da hat es auch noch einmal geknallt, aber das haben wir gebraucht. Schon bei der Niederlage gegen den BAK haben wir ein super Spiel gemacht, und diese Entwicklung hat sich in den letzten Wochen konsequent fortgesetzt. Wir arbeiten unter der Woche extrem hart, und das trägt jetzt Früchte. Es ist kein Zufall, dass wir zuletzt auswärts 5:0 gewonnen haben. So kann es gerne weiter gehen. Am besten schon nächsten Samstag.

Da wartet mit Viktoria Berlin ein Absteiger aus der 3. Liga, der sich noch nicht wirklich in der Regionalliga zurechtfindet. Wird es in diesem Spiel Zeit für Ihr erstes Saisontor?

Ja, natürlich möchte ich jetzt treffen. Viele sprechen mich gerade darauf an, auch die Fans. Aber ich setze mich da gar nicht unter Druck. Samstag wäre ein guter Zeitpunkt dafür, aber über allem steht, dass die Mannschaft gewinnt, und ich bereite ja auch viele Tore vor. Im Endeffekt ist es mir eigentlich egal, solange wir erfolgreich sind. Dazu würde ich gerne mit Toren beitragen, aber man sieht glaube ich auch so, dass ich in guter Verfassung bin.

Was ist Ihr persönliches Ziel für diese Saison?

In erster Linie, gesund zu bleiben. Das steht bei mir über allem. Dann kommt der Rest sowieso von allein. Und mit der Mannschaft möchte ich versuchen, bis zur Winterpause eine Erfolgsserie zu starten. Über den Winter hinaus will ich noch nicht blicken. Das ist eine zu lange Zeit. Wir müssen von Spiel zu Spiel denken und die Lehren aus der letzten Saison mitnehmen, damit es diese Mal hoffentlich für den ganz großen Wurf reicht.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Lukas Witte, rbb Sport.

Sendung: rbb24, 20.10.2022, 18 Uhr

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