Rekordmeister zu Gast in Berlin - Warum Hertha BSC gegen Bayern nur gewinnen kann

Do 03.11.22 | 17:44 Uhr | Von Philipp Höppner
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Hertha-Trainer Sandro Schwarz (Bild: IMAGO/Matthias Koch)
Audio: rbb24 Inforadio | 04.11.2022 | Interview Sandro Schwarz | Bild: IMAGO/Matthias Koch

Am 13. Spieltag empfängt Hertha BSC den FC Bayern München. Dessen sieben Siege in Serie zeugen von einer Form, die deutlich besser ist als die der Hertha. Dennoch gibt es für die Berliner gegen den Rekordmeister eigentlich nichts zu verlieren. Von Philipp Höppner

Thema der Woche

Nicht nur in der Tabelle sehen die Zahlen bei Hertha BSC aktuell nicht gut aus - sondern auch im kürzlich veröffentlichten Jahresbericht. In der Saison 21/22 kommt der Verein auf einen Verlust von 79,8 Millionen Euro - trotz 65 weiterer Windhorst-Millionen. Das liegt neben vielen Geisterspielen auch an satten Gehältern - für Spieler und für Trainer. So erhielt beispielsweise Felix Magath eine Millionenprämie für den Klassenerhalt.

Klar ist: Hertha muss sparen. Und sicherlich auch einige Spieler verkaufen, um zumindest wieder in Richtung "Schwarzer Null" zu kommen. Mögliche Kandidaten sind Lucas Tousart, Dodi Lukebakio oder auch Wilfried Kanga. Kommenden Sommer könnte also bereits der nächste große Kader-Umbruch bevorstehen.

Hertha-Präsident Kay Bernstein schrieb zu den veröffentlichten Zahlen auf Twitter: "Mit der neu aufgestellten Geschäftsführung werden wir das schaffen. Klar ist: Dieser Weg wird ein Marathon und kein Sprint. Lasst uns gemeinsam für die Zukunft kämpfen und unsere Erwartungen an die Realität anpassen." Auch auf der Mitgliederversammlung am 13. November wird dies sicher ein großes Thema werden.

Zum Angeben

Oder aus Hertha-Sicht: zum Weinen. Sandro Schwarz konnte als Trainer noch nie gegen den FC Bayern gewinnen. Tatsächlich sind es in fünf Spielen sogar fünf Niederlagen. "Ich gehe aber davon aus, dass ich nicht der einzige Trainer bin, der gegen die Bayern noch nicht gewonnen hat", sagte Schwarz auf der Spieltags-Pressekonferenz am Donnerstag.

Marvin Plattenhardt guckte gegen die Bayern sogar noch öfter in die Röhre: Er wartet seit 14 Bundesliga-Spielen auf einen Sieg gegen die Münchener - die zweitlängste Serie der aktiven Bundesliga-Spieler. Das Kuriose: Den ewigen Rekord der erfolglosen Bayern-Kontrahenten hält kein anderer als Fredi Bobic. Dem Geschäftsführer Sport von Hertha gelang in 18 Spielen gegen den FCB kein einziger Sieg. Diesen Rekord wird er aber sicher gerne behalten, und nicht nach fünf weiteren Spielen gegen die Bayern an Marvin Plattenhardt abtreten.

Umgekehrt: Julian Nagelsmann hat noch nie gegen Hertha verloren und kommt auf neun Siege und vier Remis gegen die alte Dame.

Der Gegner

Die Bayern sind nach ihrem schwachen Saisonstart wieder in Topform. Die letzten sieben Pflichtspiele wurden alle gewonnen. Besonders stark waren die Bayern zuletzt in der Champions League. Die Gruppenphase beendete man ohne Punktverlust mit sechs Siegen aus sechs Spielen. In der Liga hat Tabellenführer Union Berlin den Atem des Rekordmeisters nun direkt im Nacken - der Abstand beträgt mittlerweile nur noch einen Punkt.

Und der Erfolg hat ganz klar einen Namen: Jamal Musiala. Mit erst 19 Jahren ist der deutsche A-Nationalspieler der entscheidende Faktor bei den Rot-Weißen. Musiala ist Top-Scorer der Liga, mit sieben Toren und fünf Torvorlagen. Auch Serge Gnabry und Sadio Mané sind aktuell in sehr guter Form. Gnabry glänzte besonders vergangene Woche gegen Barcelona in der Champions League, als er alle drei Tore vorbereitete. Mané traf im letzten Bundesliga-Spiel gegen Mainz einmal selbst und legte zweimal auf.

Als wäre das alles noch nicht genug: Auch Robert Lewandowskis Nachfolger im Sturm, Eric Maxim Choupo-Moting trifft momentan nach Belieben. In den letzten sechs Pflichtspielen erzielte er immer mindestens ein Tor. Und Bayern hat ja auch die letzten sechs Pflichtspiele alle gewonnen - vielleicht hängt das ja zusammen. Klar ist: Herthas Defensive wird mit den Bayern am Samstag alle Hände (und Füße) voll zu tun haben.

Das Personal

Die Spieler von Hertha BSC im Kreis (Bild: IMAGO/Joachim Sielski)
IMAGO/Joachim Sielski

Bei Hertha fehlen:

Stevan Jovetic (Muskelzerrung)
Marton Dardai (Entzündung)
Jessic Ngankam (Muskelfaseriss)
Kelian Nsona (Knieprobleme)

Die erwartete Aufstellung

Stevan Jovetic fällt am Samstag mit einer Muskelzerrung im Hüftbeuger aus. Das wirft die Frage auf, ob Schwarz bei seinem zuletzt präferierten 4-4-2 bleibt, oder wieder auf 4-3-3 umstellt. "Ist ne Option", sagte Sandro Schwarz am Donnerstag. Es gibt allerdings mehrere Optionen: "Entweder 4-4-2, oder 4-3-3 oder noch eine andere Grundordnung. Werden wir dann sehen", gab Herthas Trainer sich noch bedeckt.

Davie Selke, Derry Scherhant oder auch Myziane Maolida könnten zusammen mit Kanga den Doppel-Sturm bilden. Oder aber Ivan Sunjic stärkt das defensive Mittelfeld, während entweder Kanga oder Lukebakio die einsame Spitze bilden. Anstelle von Marco Richter könnte auch Chidera Ejuke zurück in die Startelf rutschen.

So könnte Hertha auflaufen: Christensen - Plattenhardt, Kempf, Rogel, Kenny - Serdar, Sunjic, Tousart - Ejuke, Kanga, Lukebakio

Die Prognose

Hand aufs Herz - es spricht eigentlich nichts dafür, dass Hertha gegen Bayern gewinnt. Die Form der Bayern ist aktuell überragend, die von Hertha ist mittelmäßig. Die Liste, der Dinge, die es braucht, um die Bayern zu schlagen ist lang: "Einen günstigen Spielverlauf, Glück, strittige Schiedsrichterentscheidungen, die auf unserer Seite sind und einen sehr guten Torwart", sagte Schwarz am Donnerstag.

Böse Zungen würden jetzt sagen: "Hertha geht am Samstag 0:6 baden." Doch eigentlich ist die Ausgangslage gar nicht so schlecht. Denn: Hertha kann eigentlich nur gewinnen, weil (fast) jeder mit einem Sieg der Bayern rechnet. Die Mannschaft kann frei und ohne jeglichen Erwartungsdruck an das Spiel herangehen. Kriegt man 0:4 auf die Mütze - eigentlich egal, denn das passiert gegen den FC Bayern vielen. Geht man aber locker und unbeschwert in das Spiel und erwischt eine gute Tagesform (Schöne Grüße an Pal Dardai), kann Hertha vielleicht für eine echte Überraschung sorgen.

Der optimistische Tipp: 2:2

Der realistische Tipp: 1:4

Sendung: rbb24, 03.11.2022, 18 Uhr

Beitrag von Philipp Höppner

11 Kommentare

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  1. 11.

    Der Hertha und Bayern schlagen. Mit was für ein Personal? Mit der Rumpeltruppe, die ein Unentschieden feiern und Niederlagen schönreden?

  2. 10.

    Ich wünsche Hertha einen Sieg, denn dieser koennte auch Union helfen die Tabellenspitze zu behaupten.

  3. 9.

    Wünsche den Bayern viel Glück
    Aber auch Union, das sie die Bayern auf Distanz halten

  4. 8.

    Sie scheinen sich ja sehr für Hertha BSC zu interessieren und auch eine guten Sachverstand zu haben. Schon mal über eine Mitgliedschaft bei Hertha nachgedacht?

  5. 7.

    Gewinnen können sie schon, wenn nicht nach Toren, dann zumindest an Erfahrung

  6. 6.

    An den Journalisten - bitte noch mal den Artikel lesen und dann korrigieren.

    Verkaufskandidaten Kanga? Häääää

    Der ist gerade erst für 4,5 Mio gekommen und hat in 11 Spielen 1 Tor geschossen.

    Frage: Warum sollten man ihn verkaufen, wer sollte ihn kaufen bei der Quote und warum sollte man ihn kaufen?

    Das macht keinen Sinn - Dodi und Luka - jup.

    Ein Serdar wäre noch ein Verkaufskandidat.

  7. 5.

    Nun,eine Erfahrung wird der BCC sicher machen: den Unterschied von einer Spitzenmannschaft zu einer die im untersten Mittelmaß angekommenen.
    Wer an Dienstag den von Durchhalteparolen durchsetzten Beitrag vom RBB gesehen hat, hat erkennen können, wie weit der Realitätsverlust bei der Mannschaft, dem Verein und deren Fans fortgeschritten ist.
    Selbst, sollte der BCC gegen Bayern München verlieren, wird das von den Verantwortlichen schöngeredet und uns als epochaler Erfolg untergejubelt.

  8. 4.

    Als nicht Hertha BSC Fan bleibe ich hier fair u. realistisch. Die Mannschaft kann nur etwas gegen Bayern München bewegen, wenn sie sich nicht in die reine Opferolle pressen lassen. Der Trainer muss individuell perfekt seine Truppe anpassen, die Mentalität eines jeden Spielers muss stimmen. Hertha BSC muss als geschlossene Mannschaft auftreten, wo einer für den anderen kämpft u. nicht aufgibt bis zum Schluss. Auch der "12. Mann", die Fans müssen mitziehen. Wenn alles beachtet wird, ist viel drin!

  9. 3.

    Warum denn nicht, selbst Augsburg hat das schon geschafft.
    Diese falsche Bescheidenheit ist der grundelementare Fehler des Hertha Systems.
    Gewinnt endlich gegen Bayern.

  10. 2.

    Was für eine Überschrift! Tritt der "realistische Tipp" ein, dann hat Hertha massiv verloren und das bisher bezogen auf den Tabellenplatz ordentliche Torverhältnis deutlich verschlechtert. So tief sind wir Herthaner aber noch nicht gesunken, dass wir uns über sowas freuen würden. Wie bei jedem Spiel geht es um den Erfolg, auch wenn der hier natürlich nur sehr schwer zu erlangen ist.

  11. 1.

    Gewagte Überschrift ;)Zum Glück wird das im Text relativiert...

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