Frauen-Bundesligist in der Krise - Was bei der Mitgliederversammlung von Turbine Potsdam wichtig wird

Do 10.11.22 | 17:56 Uhr
Das Logo von Turbine Potsdam (imago images/Martin Hoffmann)
Bild: imago images/Martin Hoffmann

Bei Turbine Potsdam geht es derzeit auf und neben dem Rasen drunter und drüber. Jetzt soll ein neuer Präsident für Ruhe sorgen und die Wende herbeiführen. Sechs Fragen vor der Mitgliederversammlung am Freitag.

Wie steht es aktuell sportlich um Turbine?

Der 1. FFC Turbine Potsdam taumelt derzeit geradewegs dem Abstieg entgegen. In der vergangenen Saison spielten sie noch um die Champions-League-Plätze und standen im Pokalfinale, nun ist der einst so erfolgreiche Traditionsverein nach sieben Spieltagen mit nur einem Punkt Tabellenletzter. Ende Oktober führte dies zur Entlassung von Trainer Sebastian Middeke, der nur viereinhalb Monate im Amt durchhielt.

Bis auf Weiteres hat jetzt der langjährige Co-Trainer Dirk Heinrichs die Leitung auf dem Rasen übernommen. Bei seinem ersten Spiel als Cheftrainer präsentierte sich Turbine kämpferisch und besser als zuvor, unterlag im Kellerduell in Essen am Ende aber dennoch.

Unabhängig vom Erfolg des Interimstrainers ist der Verein aber sowieso schon auf der Suche nach einem Ersatz. Heinrichs besitzt nicht die vorgeschriebene A-Lizenz, um den Posten des Cheftrainers langfristig zu besetzen und kann diesen nur so lange ausüben, wie der DFB eine zeitlich begrenzte Übergangszeit einräumt.

Woher kommt der Misserfolg?

Die Frauen-Bundesliga hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Viele der Top-Teams sind an Männer-Mannschaften angegliedert und so finanziell abgesichert. Anders Turbine, die Schwierigkeiten haben, gute Sponsoren zu finden, um mit den großen Teams mithalten zu können.

Der Ruf des Geldes hatte im Sommer dazu geführt, dass die Potsdamerinnen viele Leistungsträgerinnen an andere Teams verloren hatten. Die neu zusammengestellte Mannschaft hat sich qualitativ deutlich verschlechtert und zusätzlich auch noch mit großen Verletzungsproblemen zu kämpfen.

Welche weiteren Probleme gibt es?

Auch in der Führungsebene geht es seit dem Sommer drunter und drüber. Nach einem Streit über die Trennung des damaligen Trainers Sofian Chahed, hatte Rolf Kutzmutz vor der neuen Saison sein Amt als Präsident aufgegeben. Im September tat es ihm sein Stellvertreter Uwe Reher gleich und zuletzt gingen auch die beiden Vorstandsmitglieder Stefanie Draws und Gordon Engelmann. Seitdem leitet die Vize-Präsidentin Ulrike Häfner die Geschicke des Klubs mehr oder weniger allein.

Was passiert auf der Mitgliederversammlung?

Neben großen Diskussionen über die Zukunft des Vereines, soll vor allem das Führungsproblem bei der Mitgliederversammlung am Freitag im Kongresshotel am Luftschiffhafen gelöst werden. Wichtigster Punkt der Tagesordnung wird deshalb wohl für alle Mitglieder die Wahl eines neuen Präsidentens werden. Neben einiger Formalien soll außerdem über eine Satzungsänderung abgestimmt werden, welche die Amtszeit der nicht im Wahlturnus gewählten Kandidaten begrenzt.

Wer steht zur Wahl?

Turbine wirkt für Außenstehende im Moment wie ein sinkendes Schiff. Es gibt also nicht viele Menschen, die sich zutrauen und Lust haben die schwierige Aufgabe des neuen Präsidenten zu übernehmen und den Verein zurück nach oben zu bringen. Um genau zu sein nur einen: Karsten Ritter-Lang. Der Orthopäde lebt seit 2002 im Potsdamer Umland und fand durch seine Tochter zum Verein. Vielen dürfte sein Name bisher kein Begriff gewesen sein, die nötige einfache Mehrheit wird er von den Mitgliedern aber wohl bekommen.

Im rbb|24-Interview spricht Ritter-Lang über seine Beweggründe, die Ziele für den Verein und seine Expertise für das Präsidentenamt bei Turbine Potsdam.

Wie geht es weiter?

Nach der Wahl des neuen Präsidenten steht bei dem Potsdamer Klub bereits am 8. Dezember die nächste Mitgliederversammlung an. Dort soll der neue Vorstand dann um eine Vize-Präsidentin oder einen Vize-Präsidenten und ein weiteres Mitglied erweitert werden. Erst dann ist die neue Vereinsspitze komplett.

Die Arbeit wird aber schon davor losgehen. Vor allem die Suche nach einem neuen Trainer wird dabei oberste Priorität haben. Auch hier wird es nicht ganz einfach sein jemanden zu finden, der sich der schwierigen Situation, in der Turbine derzeit steckt, annehmen möchte. Aus Vereinskreisen heißt es aber, dass man schon jetzt in Gesprächen stecken würde und es einen aussichtsreichen Kandidaten gäbe.

Danach gilt es, um jeden Preis den Abstieg zu verhindern und die Wende in der aktuellen Saison noch zu schaffen. Langfristig wird es aber auf jeden Fall neue und größere Geldgeber brauchen, damit der Traditionsverein im wandelnden Geschäft des Frauen-Fußballs mithalten kann.

Sendung: rbb24, 10.11.2022, 18 Uhr

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