Berliner Fußball-Profi Moritz Jenz - "Wenn man für einen Verein wie Celtic spielt, kann man nicht meckern"

Sa 31.12.22 | 10:52 Uhr
Der Fußballspieler Moritz Jenz appplaudiert (Foto: imago images / Shutterstock)
Bild: imago images / Shutterstock

Mit dem Wechsel zu Celtic Glasgow ist Moritz Jenz der Sprung auf die große Fußballbühne gelungen. Im Gespräch mit rbb|24 erzählt der 23-Jährige von seinem Leben in Schottland, seiner Leidenschaft für Hertha BSC und warum man ihn "Mercedes" nennt.

2022 war ein besonderes Jahr für Moritz Jenz. Seit Anfang der Saison spielt der Innenverteidiger für den schottischen Traditionsklub Celtic Glasgow. Mittlerweile ist der 23-Jährige, den es schon als Teenager auf die Insel zog, Stammspieler und war mit Celtic auch in der Champions League gegen Real Madrid aktiv.

rbb|24: Fragwürdiges Essen, überschaubares Wetter: Fühlen Sie sich trotzdem wohl in Glasgow? Und wenn ja, warum?

Seit dem ersten Tag fühle ich mich hier richtig wohl. Ich habe acht Jahre lang in England gelebt, da ist es ähnlich. Ich mag die Leute, die sind einfach sehr nett. Auch das Wetter mag ich, obwohl es es viel regnet und kalt ist. Es ist wirklich eine geile Stadt mit vielen Optionen. Wenn man für einen Verein wie Celtic spielt, kann man einfach nicht meckern.

Sie haben es angedeutet: Celtic Glasgow gehört atmosphärisch und kulturell zu den Schwergewichten in der Fußballwelt. Wie äußert sich das?

Es ist ein Traum, für so einen riesigen Verein mit einer weltweiten Fanbase zu spielen. Während der WM waren wir in Australien und hatten 6.000 bis 7.000 Fans dabei. Zu den Heimspielen kommen immer 60.000 Zuschauer. Man fühlt Stolz, wenn man dieses ikonische Trikot mit den grünen und weißen Streifen trägt. Es ist immer ein Boost, wenn du spielst. Man hat keine Angst. Egal, gegen wen man spielt. Ob nun in der Champions League gegen Real Madrid oder gegen andere große Mannschaften: Man fühlt sich genauso groß. Ich bin wirklich stolz, ein Teil davon zu sein.

Sie haben im Herbst erstmals in der Champions League gespielt. Wie war das?

Es war sehr speziell und direkt gegen Real Madrid zu spielen, ist natürlich unglaublich. Vor zwei Jahren war ich noch in der Schweiz und habe gegen die Grashoppers Zürich gespielt und in diesem Jahr gegen Real. Es war wirklich ein schöner Moment und ein Erlebnis für die Ewigkeit.

Sie sind mit 13 von Berlin nach London gegangen, um dort beim FC Fulham zu spielen. Wie war das, so jung ins Ausland zu gehen?

Ich wollte es unbedingt machen. Von der Premier League habe ich immer geträumt, es ist eine fantastische Liga. Wenn dann so ein traditionsreicher Verein wie der FC Fulham anklopft, ist das schon sehr geil. Und dann auch noch London. Die ersten Wochen waren ein bisschen schwierig. Das Schulenglisch hilft dir nicht viel, wenn du mit den Londoner Jungs redest. Aber nach einer Weile war es relativ cool. London ist eine sehr multikulturelle Stadt und es ist recht einfach, dort Freundschaften zu schließen und sich wohlzufühlen.

Steckbrief

Moritz Jens in Jubelpose (Foto: imago images / Action Plus)
imago images / Action Plus)

Geburtsdatum: 30.04.1999
Geburtsort: Berlin
Größe: 1,90 Meter
Position: Innenverteidiger
bisherige Vereine: Alemannia 06 Haselhorst, SC Siemensstadt, Tennis Borussia Berlin, FC Fulham, FC Lausanne-Sport, FC Lorient, Celtic Glasgow

Wie kam der Kontakt zu Fulham überhaupt zustande?

Die hatten mich schon über Jahre gescoutet. Mit Tennis Borussia haben wir viele Turniere gespielt, da waren immer ausländische Teams und auch Bundesligisten dabei. Dann kam der Anruf aus England und sie haben gefragt, ob ich nicht mal vorbeikommen und mir alles anschauen möchte. Dann sind wir hingeflogen, haben uns das Stadion und das Gelände angesehen. Die Entscheidung ist dann schnell gefallen und wir haben es gemacht.

Sie haben Berlin vor zehn Jahren verlassen. Vermissen Sie noch etwas aus Ihrer Heimatstadt?

Schwierige Frage, ich bin schon lange nicht mehr in Berlin gewesen. Ich habe noch ein paar Freunde, die dort leben. Die fehlen mir natürlich. Ich würde schon gerne mal wieder in Berlin leben. Aber was mir fehlt ... hmm ... das weiß ich gar nicht genau.

Wie schauen Sie auf den Berliner Fußball? Als gebürtiger Spandauer halten Sie es wahrscheinlich eher mit Hertha...

... ja, ich bin Herthaner. Mein erstes Spiel, das ich im Stadion gesehen habe, war Hertha gegen den MSV Duisburg. Das muss 2007 oder 2008 gewesen sein. Seitdem bin ich Hertha-Fan und habe viele Spiele im Stadion gesehen. Für mich ist Hertha ein richtig geiler Verein und ich trage den Verein im Herzen. Die haben eigentlich alles, was man braucht, um eine Top-Mannschaft zu sein. Ein tolles Gelände, ein geiles Stadion, geile Fans. Ich hoffe, Hertha kann irgendwann wieder oben in der Tabelle mitspielen.

Und wie blicken Sie auf Union?

Ich habe großen Respekt vor der Arbeit, die dort gemacht wird. Sie machen gute Transfers, geben wenig Geld aus, haben aber trotzdem viel Qualität. Und natürlich macht auch Urs Fischer einen sehr guten Job. Es ist gut für die Bundesliga, mal etwas Neues zu sehen. Ich hoffe aber, sie haben nicht zu lange Erfolg, damit Hertha wieder mithalten kann (lacht).

Sie haben Jerome Boateng als Ihr Vorbild bezeichnet. Was beeindruckt Sie an ihm?

Er war einer der besten Innenverteidiger der Welt. Zudem hat er – wie ich - bei Tennis Borussia gespielt und auch den Schritt nach England gemacht. Ich liebe seine Spieleröffnung und sein Passspiel und brauche noch ein paar Jahre, um auf sein Niveau kommen zu können. Aber ja, im sportlichen Sinne ist er mein Idol.

Bei der WM im Katar hatte die deutsche Mannschaft vor allem in der Defensive eine sehr schlechte Figur gemacht. Hat sich Bundestrainer Hansi Flick schon bei Ihnen gemeldet?

Nein, wie hatten noch keinen Kontakt. Als wir in der Champions League in Leipzig spielten, war er im Stadion. Aber das wir kein gutes Spiel, wir haben verloren. Das Rückspiel in Glasgow war gut, da hätte ich ihn gerne dabeigehabt (lacht). Aber nein, wir hatten noch keinen Kontakt. Ich bin meiner Meinung nach auch noch nicht auf dem Niveau, um dort dabei sein zu können. Aber ich arbeite daran.

Ihr Spitzname in Glasgow ist "Mercedes". Wie kommt’s?

Nachdem ich in meinen ersten beiden Spielen zwei Tore gemacht habe, gab es ein Meme im Netz, auf dem mein Kopf auf einem Mercedes montiert war. Dann ging alles ganz schnell und mittlerweile werde ich bei jedem Spiel eher als "Mercedes" und nicht als Moritz angesprochen. Ich finde das richtig geil, Spitznamen gehören im britischen Fußball einfach dazu. Es zeigt die Wertschätzung für einen Spieler.

Sie sind bis zum Saisonende an Celtic ausgeliehen. Gibt es schon Pläne für die Zeit danach?

Schwer zu sagen, weil es noch relativ früh ist. Das werden mein Agent und die Vereinsvertreter besprechen. Ich bin relativ glücklich bei Celtic und es macht hier richtig Spaß. Jeder Tag ist ein Traum. Ich hoffe, es kann langfristig auch so weitergehen. Mal sehen, was passiert. Ich gebe weiterhin einfach Vollgas für Celtic.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Mathias Ehlers, rbb Sport

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