Ex-Herthaner Mathew Leckie - Vom glanzlosen Bundesliga-Profi zum australischen WM-Star

Do 01.12.22 | 18:43 Uhr
  3
Der australische Nationalspieler Mathew Leckie bejubelt seinen Siegtreffer gegen Dänemark bei der WM 2022 (imago images/PA Images)
Bild: imago images/PA Images

Bei der Fußball-WM ist Mathew Leckie der Offensiv-Star seiner Mannschaft und schoss Australien ins Achtelfinale. In seinen zehn Jahren in Deutschland dagegen schaffte es der Linksaußen nie, sich wirklich durchzusetzen. Von Lukas Witte

"Die Gefühlslage ist sehr schwer zu beschreiben. Ich bin müde und erschöpft, aber auch glücklich und stolz darauf, was wir gemeinsam als Team geleistet haben", sagte der Australier Mathew Leckie nach dem Spiel seiner Nationalmannschaft gegen Dänemark. Der 31-jährige Fußball-Profi hatte gerade sein erstes WM-Tor geschossen und damit ganz "Down Under" zum Jubeln gebracht. Denn durch seinen Siegtreffer zum 1:0 schafften die Australier erstmals seit 2006 den Einzug ins Achtelfinale einer Weltmeisterschaft.

Überraschungsteam der Gruppe D

Die Nationalmannschaft mit dem Spitznamen "Socceroos" überzeugt bei dem Turnier in Katar vor allem durch ihren Kampfgeist und Teamwork. Als geschlossene Einheit schlugen sie in ihrer Gruppe D Tunesien und Dänemark und qualifizierten sich überraschend als Zweitplatzierte hinter dem aktuellen Weltmeister Frankreich für die K.o.-Phase. "Wir wussten von Anfang an, dass wir das schaffen würden. Natürlich gab es eine Menge Leute, die gezweifelt haben, aber wir als Team wussten es einfach", erklärte Leckie.

Er ist dabei einer der wichtigsten Spieler der Australier. Bei seiner dritten WM-Teilnahme geht er als Leader voran und sorgt immer wieder für Offensivgefahr. "Er ist so ein wichtiges Mitglied unseres Teams, so ein Tier, so ein Biest", sagte sein Kapitän Mathew Ryan der dpa über ihn. Leckie als Star seines Teams bei einer Fußball-Weltmeisterschaft? Das dürfte viele deutsche Fußball-Fans überraschen.

In Deutschland unter dem Radar

Denn in Deutschland ist der Linksaußen kein Unbekannter. 2011 kam er aus Adelaide zu Borussia Mönchengladbach in die Bundesliga, konnte dort aber in seinen neun Einsätzen nicht besonders überzeugen und wechselte schließlich zum FSV Frankfurt eine Klasse tiefer. In den zwei Jahren in Hessen lief es etwas besser und Leckie kam in der Saison 2013/14 auf ordentliche 19 Scorer-Punkte (zehn Tore, neun Vorlagen) in der 2. Bundesliga. Ein Jahr später gelang ihm dann mit seinem neuen Verein FC Ingolstadt der Aufstieg ins Oberhaus.

Zurück in der Bundesliga bekam er nun zwar deutlich mehr Einsatzzeit, viel daraus machen konnte er allerdings nicht. In zwei Erstliga-Jahren mit insgesamt 62 Spielen hatte Leckie nur drei Tore für den FCI erzielt, der 2017 wieder abstieg. Allerdings ohne den Australier, denn der schaffte es trotz seiner wenig beeindruckenden Leistung, einen neuen Bundesligisten als Arbeitgeber zu finden: Hertha BSC.

Fast gelang ihm bei Hertha der Durchbruch

Vier Jahre lang spielte er für die Berliner und kam für diese sogar in der Europa League zum Einsatz. In seiner ersten Saison in der Hauptstadt sah es kurz so aus, als könne er bei Hertha den Durchbruch schaffen. Am fünften Spieltag hatte er bereits vier Tore geschossen und war fest in der Startelf gesetzt. "Gerade habe ich einen Lauf. Hoffentlich geht es so weiter", sagte er damals.

Doch daraus wurde nichts. Nur zwei weitere Treffer gelangen dem Australier im weiteren Saison-Verlauf, einer davon im europäischen Wettbewerb. In den Jahren danach flog Leckie dann wieder weitestgehend unter dem Radar, traf nur noch zweimal und gab drei Vorlagen.

Von dem Offensiv-Star, von dem Australiens Kapitän Mathew Ryan bei dieser WM so schwärmt, war zu seiner Zeit in Deutschland kaum etwas zu sehen. Seit 2021 spielt Leckie wieder in seiner Heimatstadt bei Melbourne City.

Leckie träumt von mehr

Wie ist der 31-Jährige, der in seinen zehn Jahren in Deutschland kaum Spuren hinterlassen konnte, nun also in Katar zum offensiven Führungsspieler seiner Mannschaft geworden? Leckie macht vor allem seine Mitspieler dafür verantwortlich. "Wir sind ein richtig gutes Team und kämpfen füreinander. Alle sind einfach unglaublich. Wenn wir zusammenarbeiten, sind wir eine der besten Mannschaften hier. Das ist unser Spirit", sagt er. Vielleicht hat es also einfach nur den richtigen Moment, das richtige Umfeld und die richtigen Team-Kollegen gebraucht, damit der 31-Jährige doch noch einmal auf einer großen internationalen Bühne glänzen konnte.

Allerdings könnte auch dieser zwischenzeitliche Höhenflug nun im WM-Achtelfinale ein jähes Ende finden. Denn dort treffen die Australier auf Argentinien und Weltstar Lionel Messi. Dass dieser sich einmal mit der Offensivstärke des Führungsspielers Mathew Leckie beschäftigen muss, hätte wohl auch niemand gedacht.

Und Leckie selbst träumt sogar von noch mehr. "Diese WM hat bisher gezeigt, dass nicht immer die Mannschaft gewinnt, die auf dem Papier die besseren Spieler hat. Ein funktionierendes Team wird immer individuelle Klasse schlagen. Warum sollten wir also nicht noch ein paar Leute ärgern und so weit wie möglich kommen", sagt der Angreifer. Mit einem Siegtor gegen Argentinien würde sich Leckie zumindest in der australischen WM-Geschichte unsterblich machen und endlich seine Spuren hinterlassen.

Sendung: rbb24, 01.12.2022, 18 Uhr

3 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 3.

    „ Vier Jahre lang spielte er für die Berliner und kam für diese sogar in der Europa League zum Einsatz.“

    Merkste selbst oder?

  2. 2.

    "Vom glanzlosen Bundesliga-Profi zum australischen WM-Star" - nun, bei Hertha zu einem Star zu reifen, ist eben nahezu ein Wunschtraum. Seit Jahren dümpelt dieser Verein im Abstiegsdrittel, wo soll da die Qualität kommen, einen Spieler zum Star zu machen. Erinnert sei da an Deisler, der dem schnöden Mammon folgte, nur von diesem Verein weg zu kommen und scheiterte dann grandios.

  3. 1.

    Einer der besten Herthaner ever, okay war ein Spaß, aber gut fand ich ihn immer.

Nächster Artikel