Hertha vor dem Hoffenheim-Spiel - Jetzt fehlt noch das Sportliche

Do 16.03.23 | 15:43 Uhr
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Das Team von Hertha BSC bildet einen Kreis (imago images/RHR-Foto)
Bild: imago images/RHR-Foto

Mit angeschlagenem Trainer und neuem Geldsegen reist Hertha zum Auswärtsspiel gegen Hoffenheim. Nach der Rettung der Lizenz muss gegen den Tabellenletzten dringend ein Sieg her, um auch sportlich die Weichen auf Klassenerhalt zu stellen.

Das Thema der Woche

Bevor es am Samstag (15:30 Uhr) zum Keller-Duell nach Sinsheim geht, hatte Hertha unter der Woche einen prominenten Ausfall zu beklagen. Cheftrainer Sandro Schwarz fehlte bei der Pressekonferenz am Donnerstag wegen eines Magen-Darm-Infekts, wird zur Partie im Kraichgau aber wohl wieder rechtzeitig fit werden.

Sein Vertreter Volkan Bulut gab den Journalisten aber ebenso souverän Auskunft. Dabei wollte der Co-Trainer dem bevorstehenden Abstiegsduell nicht zu viel Bedeutung zusprechen: "Für euch ist es natürlich eine besondere Konstellation, weil zwei Mannschaften aus dem Tabellenkeller aufeinandertreffen. Für uns macht das in der Vorbereitung aber keinen Unterschied."

Ein Sieg gegen den Tabellenletzten würde Hertha allerdings guttun. Nur zwei Punkte trennen beide Teams voneinander. Heißt im Umkehrschluss: Bei einer Niederlage könnten plötzlich die Berliner zum Schlusslicht werden.

Zumindest finanziell ist der Verbleib in der Bundesliga aber in dieser Woche schonmal gesichert worden. Am Montag stellte Hertha den neuen Investor 777 Partners vor. Das US-Unternehmen hat die Anteile des umstrittenen Geldgebers Lars Windhorst übernommen und sogar noch aufgestockt. 777 hält künftig 78,8 Prozent an der Hertha BSC GmbH und Co. KGaA und hat dem Hauptstadtklub dafür rund 100 Millionen Euro überwiesen.

Es war eine dringend benötigte Finanzspritze. Ohne das Investment hätte wohl sogar die Lizenz für die kommende Bundesliga-Saison in Gefahr geraten können. Zumindest diese Sorge ist vor dem Keller-Duell am Samstag nun vom Tisch. Im restlichen Saisonverlauf zählt nun also nur noch die Leistung auf dem Rasen, um die Klasse zu halten.

Der Gegner

Die TSG 1899 Hoffenheim ist der bisher größte Verlierer der Bundesliga-Rückrunde. Während sie im Oktober noch mit dem europäischen Wettbewerb liebäugelten, herrscht plötzlich große Abstiegsangst. Nicht einen einzigen Punkt haben die Kraichgauer seit dem 18. Spieltag geholt und sind damit in der Tabelle bis auf den letzten Platz abgerutscht.

Im Februar zog der Klub die Reißleine und entließ den damaligen Trainer André Breitenreiter. Für ihn kam Pellegrino Matarazzo, der für die Wende sorgen sollte. Doch der gewünschte Effekt blieb aus. Auch unter dem neuen Trainer hat die TSG bislang alle fünf Spiele verloren. "Wir nehmen die Ergebnisse natürlich zur Kenntnis. Aber unabhängig davon wissen wir aufgrund unserer Analysen auch, wo ihre Stärken sind", sagte Hertha-Co-Trainer Bulut.

Denn tatsächlich war bei den Hoffenheimern zuletzt nicht alles schlecht. Gegen den Champions-League-Anwärter SC Freiburg hätte es fast für ein Unentschieden gereicht. Über weite Strecken waren sie die bessere Mannschaft, doch eine unnötige gelb-rote Karte gegen Verteidiger Ozan Kabak in der Schlussphase schwächte sie so sehr, dass sie in letzter Minute doch noch die Niederlage kassierten.

Zum Angeben

Hertha hat auswärts große Probleme. Die letzten sieben Partien in der Fremde gingen verloren. Länger blieben die Berliner nur innerhalb der Saison 2016/17 ohne Auswärts-Punkt (9-mal). Hoffenheim verlor hingegen bislang alle Rückrundenspiele und stellte mit sieben Niederlagen in Folge einen neuen Vereinsnegativrekord auf.

Für mindestens eine der beiden Mannschaften wird am Samstag die Negativserie reißen. Im Falle eines Remis sogar für beide.

Die Aufstellung

In Sinsheim wird Trainer Sandro Schwarz wieder auf das in der Rückrunde neu etablierte 5-3-2-System setzen. Bis auf die deutlichen Niederlagen in Dortmund und Leverkusen hatte die Formation seiner Mannschaft neue Stabilität in der Defensive verschafft. Zeitgleich gelang es über die Flügel mit Hereingaben auf die Doppelspitze für mehr Torgefahr zu sorgen.

Personal

Die Mannschaft von Hertha BSC bildet einen Kreis (imago images/Kirchner-Media)
imago images/Kirchner-Media

Bei Hertha fehlen:

Jean-Paul Boetius (Schulterverletzung)

Chidera Ejuke (Knieverletzung)

Kelian Nsona (Knieverletzung)

Auch personell wird es im Vergleich zum 1:1-Unentschieden gegen Mainz am vergangenen Spieltag wohl keine großen Experimente geben. Für eine Rotation in der Verteidigung würde Augustin Rogel bereitstehen, der möglicherweise Filip Uremovic in der ersten Elf ersetzen könnte. In der Doppelspitze wäre neben dem gesetzten Florian Niederlechner Top-Torjäger Dodi Lukebakio wieder von Beginn an eine Option. Allerdings müsste er dafür Jessic Ngankam verdrängen, der gegen Mainz souverän vom Elfmeterpunkt verwandelte und zuletzt auch für das intensive Pressing der Berliner besser geeignet zu sein schien.

So könnte Hertha beginnen: Christensen - Rogel, Kempf, Dardai - Richter, Cigerci, Plattenhardt - Tousart, Serdar - Ngankam, Niederlechner

Die Prognose

Für Hertha birgt die Partie ein gewisses Risiko. Denn obwohl sie als kleiner Favorit in den Kraichgau reisen und die TSG derzeit in einer Negativ-Spirale gefangen ist, dienten die Berliner schon häufig als Aufbaugegner für Mannschaften in genau solchen Situationen. Sollten die Gastgeber eine ähnlich gute Leistung zeigen wie zuletzt gegen Freiburg, könnte es für Hertha ein schwieriges Auswärtsspiel werden.

Der rbb|24-Tipp: Ein hart umkämpftes 1:1-Unentschieden.

Sendung: rbb24, 16.03.2023, 18 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Wie Sie richtig schreiben: Es gab keine Alternative. Von daher kann man als Herthaanhänger nur nach vorne schauen und hoffen, dass es sportlich wieder besser wird. Hertha hat schon etliche dunkle Jahre überstanden, und es wird auch diesmal weitergehen. Es gibt noch immer eine stabile Fanbasis, die sich für die Mannschaft und den Fußball interessiert, und deshalb ist auch die Seele von Hertha noch da.

  2. 1.

    130 Jahre Tradition. Und was ist aus Hertha geworden? Ein Konstrukt, abhängig von Geldgebern, ohne eigenes Stadion, mit einem Präsidenten, der noch vor ein paar Jahren genau das, was jetzt passiert, mit Bengalos verteufelt hätte. Schon klar, es gab keine Alternative. Doch jetzt habt Ihr nicht nur Anteile verkauft, sondern Eure Seele und Eure Moral. Was vor Jahren begann, nimmt ein trauriges Ende.

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