Spreefüxxe wollen in die Frauen-Bundesliga - Gratwanderung zum Aufstieg

Mi 26.04.23 | 15:47 Uhr | Von Lisa Surkamp-Erler
Djazzmin Trabelsi und Linea-Sophie Hoebbel von den Spreefüxxen jubeln (Quelle: IMAGO/Lobeca)
Audio: rbb24 | 26.04.2023 | Interview mit Susann Müller | Bild: IMAGO/Lobeca

Die Spreefüxxe peilen den Aufstieg in die Bundesliga an. Im Spitzenspiel gegen Göppingen am Samstag wollen sie sich in eine optimale Ausgangslage bringen - und langfristig den Alba-Frauen nacheifern. Von Lisa Surkamp-Erler

Hängende Köpfe, die Gesichter tief unter den Trikots versteckt, fassungslos und einfach nur enttäuscht: Die Bilder vom 2. Juni 2021 sind immer noch präsent bei den Spreefüxxen. Denn an jenem Mittwochabend hätten die Handballerinnen aus Berlin in die Bundesliga aufsteigen können.

Das Hinspiel hatten sie mit zwei Toren gewonnen, das Rückspiel zu Hause ging mit zwei Toren verloren. Doch weil die Spreefüxxe weniger Auswärtstore erzielt hatten, war er geplatzt, der Traum von der Erstklassigkeit. "Vor allem die, die das schon erlebt haben, versuchen natürlich, vorneweg zu gehen und die Mannschaft zu führen", sagt Trainerin Susann Müller fast zwei Jahre später.

Wegweisendes Spitzenspiel

Noch immer ist der Aufstieg das Ziel. Und dahin könnte das Team aus der Hauptstadt am Samstag (mal wieder) einen großen Schritt machen. Denn der aktuelle Tabellendritte empfängt den punktgleichen Zweiten Göppingen zum Spitzenspiel. "Ich denke, dieses Spiel am Wochenende ist ein wegweisender Faktor für uns, wo der Weg hingeht", so Trainerin Müller. Sie bereitet ihr Team auf ein schwieriges und vor allem hartes Spiel vor.

Mindestens einen Rang muss ihr Team noch gutmachen. Nur der Meister steigt direkt auf, der Zweitplatzierte muss - wie die Spreefüxxe vor zwei Jahren - in die Relegation. Bei nur noch fünf ausstehenden Partien spürt die 34-Jährige inzwischen eine "gewisse Anspannung" in ihrem Team. Zumal sich zuletzt die Verletzungen häuften. "Dementsprechend ist unser Kader extrem ausgedünnt momentan. Deshalb geht es auch darum, wie viel Kraft die Leute noch haben, die auf der Platte stehen können."

Semi-Profis mit straffem Programm

Überhaupt betreibt die Mannschaft großen Aufwand, um sich den Traum von der Bundesliga zu erfüllen. Denn die Spielerinnen sind alle berufstätig oder studieren. Dennoch trainieren die Spreefüxxe vier Mal wöchentlich, dazu kommen zwei individuelle Krafteinheiten und ein Techniktraining. "Es ist immer ein schmaler Grat", weiß Müller. "Die Mädels sind nur Semi-Profis und machen das alle zusätzlich zur Arbeit. Daher haben wir im Verein versucht, dass wir das Umfeld so professionell wie möglich machen."

Neben der Physiotherapie wurde so zum Beispiel auch die Arbeit mit einem Mentalcoach in dieser Spielzeit intensiviert. Und das alles zeigt offenbar Wirkung. "Vor allem die ganzen Top-Spiele haben wir in der Rückrunde gewonnen, was uns in der Hinrunde noch nicht so gelungen ist. Da sieht man, was wir gelernt haben und wie stark wir eigentlich auftreten können."

Überschaubares Zuschauerinteresse

Insbesondere zuhause sind die Berlinerinnen schwer zu schlagen. Seit Ende November haben sie in der Sömmeringhalle kein Spiel mehr verloren. Und das, obwohl das Zuschauerinteresse noch überschaubar ist. "Ich würde nicht sagen, dass bei uns das Publikum der große Faktor ist - ohne das abwertend zu meinen. So viele Zuschauer haben wir leider nicht", erzählt Müller.

Es ist Wahnsinn, was die da in die Halle bringen. Wenn unsere Mädels sehen, wie voll es da ist, würden sie sich das natürlich für uns auch mal wünschen.

Susann Müller über den (Zuschauer-)Erfolg der Alba-Frauen

Die ehemalige Rückraumspielerin schaut daher durchaus aufmerksam und mit Anerkennung auf die Frauen von Alba Berlin, die ebenfalls in der Halle in Charlottenburg spielen und von den Strukturen der Männer profitieren. Die Aufsteigerinnen, die ihre Saison gerade auf Platz vier beendet haben, lockten in dieser Spielzeit mehrmals rund 2.000 Zuschauer an. "Ich finde, dass das Wahnsinn ist, was die da in die Halle bringen. Wenn unsere Mädels sehen, wie voll die Halle da ist, würden sie sich das natürlich für uns auch mal wünschen", so Müller.

Erstliga-Etat ist bereits gesichert

Auch zwischen ihrem Team und den Füchsen gibt es eine Zusammenarbeit. Aber: "Momentan ist es so, dass jeder seins macht. Natürlich hilft Bob Hanning, wenn wir zum Beispiel Hallen brauchen. Da kommt schon Unterstützung", so Müller. Auch auf die Spiele der Spreefüxxe wird bei den Füchsen jetzt hingewiesen. Sie sieht das Problem vor allem in der Wahrnehmung ihres Sports. Frauenhandball werde so dargestellt, "als ob es eine andere Sportart ist". Noch dazu sei in einer Sportmetropole wie Berlin die Auswahl ohnehin riesig.

Mit einem Aufstieg in die Bundesliga könnte sich die Aufmerksamkeit für die Spreefüxxe deutlich erhöhen. Zumindest den nötigen Etat von 500.000 Euro hat der Verein bereits gesichert. Eine Entscheidung über eine mögliche Lizenz für die 1. Liga fällt erst im Mai.

Bis dahin müssen Susann Müller und ihr Team sich sportlich für den Aufstieg qualifizieren. "Mein Wunsch danach ist riesengroß und die Mädels wollen das auch. Es ist nochmal eine andere Attraktivität. Dann hat man mal Bietigheim oder Dortmund hier. Da kriegt man vielleicht auch nochmal andere Zuschauer in die Halle, weil das Champions-League-Mannschaften sind", hofft die Trainerin. Und dann spielen vielleicht bald zwei Frauenteams aus der Hauptstadt in der Sömmeringhalle erstklassig.

Sendung: rbb24, 29.04.2023, 21:45 Uhr

Beitrag von Lisa Surkamp-Erler

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