Fische fangen im Winter - Das ist beim Angeln in den kalten Monaten zu beachten
Wenn die Blätter fallen, wird es draußen dunkel, ungemütlich und dann frostig. Doch gerade der Spätherbst und auch der Winter können eine vielversprechende Zeit für Anglerinnen und Angler sein. Wenn sie denn einige Dinge beherzigen. Von Friedrich Rößler
Ein lauer Sommertag neigt sich dem Ende. Die untergehende Sonne spiegelt ihr leuchtendes Rot auf der Wasseroberfläche und plötzlich erwacht die zum Leben. Fische springen heraus und verwandeln den in sich ruhenden See in ein brodelndes Spektakel. Dieses Naturschauspiel fällt im Winter eher aus, denn Fische sind wechselwarme Tiere. Und ähnlich wie wir Menschen sind sie bei Schnee und Kälte nicht gerne draußen, sondern fahren ihren Stoffwechsel herunter, werden inaktiv und fressen weniger.
Wer (von den Menschen) allerdings den harten Bedingungen trotzt, kann gerade bei der Raubfisch-Angelei einen großen Fang machen. In den kalten Monaten verringert sich die Zahl der Angelbegeisterten erheblich und dadurch werden Hecht, Zander und Barsch unvorsichtiger, denn auch die müssen irgendwann mal fressen. Wir haben einige Tipps fürs Fischen im Winter.
1. Winterplätze aufspüren
Im Gegensatz zum Sommer, wo sich die Fische auf viele Stellen in den Gewässern verteilen können, bleiben ihnen im Winter wenige Alternativen. Sie suchen sich Plätze, an denen sie ohne viel Energie aufzuwenden bleiben und gleichzeitig fressen können. Und an denen es irgendwie auszuhalten ist. An der Wasseroberfläche ist daher eher wenig los, die Tiefe zieht die Fische an. Oder die Wärme. Und da alle Fische diesen Antrieb haben, tummeln sie sich oft an ihren Winterplätzen. Sie müssen eben nur gefunden werden.
Es lohnt sich, von Land aus Hafenanlagen zu befischen, da die oft ausgebaggert wurden. Außerdem sind stadtnahe Gewässer immer etwas wärmer und so steigt die Chance, dass sich dort die Flossenträger ihr winterliches Stelldichein gegeben haben.
Wer zusätzlich noch ganz genau die Natur beobachtet, entdeckt eventuell jagende Wasservögel wie zum Beispiel Haubentaucher. Und wo das sogenannte "Echolot des kleinen Mannes" ist, sind die Beutefische und damit auch die Räuber nicht weit.
2. In der Tiefe
Warum Fische im Winter den Gewässergrund bevorzugen, lässt sich am besten mit einer physikalischen Besonderheit von Wasser erklären. Es hat bei vier Grad Celsius die größte Dichte und sinkt daher nach unten. Bei Frost und Schnee befindet sich daher das wärmste Wasser am Gewässergrund und daher hoffentlich auch die Fische.
3. Flache Gewässer
Wenn ein Gewässer eher klein und flach ist, so kann es sich bei günstigem Wind und Sonnenschein nicht am Grund, sondern eher an der Oberfläche erwärmen und sich dadurch in ein gemütliches Plätzchen für Beutefische und dadurch in ein Jagdrevier für Raubfische entwickeln. Hechte könnten dann plötzlich im wohlig temperierten Flachwasser für eine kurze Zeit jagen. Diesen Moment sollte man dann nicht verpassen.
4. Andere Beißzeiten
Eine sommerliche Faustregel besagt, dass in der Dämmerung, also mit den ersten und letzten Sonnenstrahlen, die Raubfische am besten beißen. Selbstverständlich ist das im Winter anders. Da man davon ausgeht, dass mit steigender Wassertemperatur die Aktivität der Fische in der kalten Jahreszeit zunimmt, gelten die Mittagsstunden dann als Happy Hour. Die winterlichen Essenszeiten könnten für Barsch und Hecht von 10 bis 14 Uhr und für den Zander von 16 bis 20 Uhr liegen. Allerdings gilt dieser Zeitplan ohne Gewähr.
5. Der richtige Happen
Keine Angst vor großen Ködern im Winter. Egal ob Naturköder in Form von toten Köderfischen oder Kunstköder in Form von Gummifischen - im Winter mögen Hechte große Happen. Wenn sich der Räuber schon bewegt, dann sollte es sich auch lohnen - Aufwand und Nutzen spielen beim Jagdverhalten daher eine große Rolle. Außerdem sind im Gegensatz zum Frühjahr oder Sommer die bevorzugten Beutefische - meistens die geschlüpfte Brut - nicht mehr so klein, sondern hatten Zeit zum Wachsen.
Bei Barschen und Friedfischen soll es sich genau andersherum verhalten. Diese bevorzugen eher kleine Happen, lieber nur eine oder zwei Maden am Haken oder nur einen Wurm.
6. In der Ruhe liegt die Kraft
Wer eher energiesparend am Gewässergrund liegt oder im erwärmten Flachwasser chillt, hat eher wenig Lust, kräftezehrend einer flinken Beute hinterher zu schwimmen. Deswegen sollten sämtliche Köder ganz langsam an der Angel geführt werden. Im Idealfall trudelt der verlockende Happen direkt am hungrigen Räubermaul vorbei und ein kurzer Schnapp führt dann zum Fangerfolg.
7. Unterschiedliche Schonzeiten
Die beiden Landesverbände in der Region, der Deutsche Anglerverband Landesverband Berlin und der Landesanglerverband Brandenburg, geben für ihre Angelgewässer unterschiedliche Schonzeiten aus, in denen beliebte Zielfische wie zum Beispiel Hecht oder Zander nicht beangelt werden dürfen. Schonzeiten sollen laichende Fische vor übermäßigem Angeldruck schützen und außerdem dazu beitragen, dass sie sich ungestört fortpflanzen können.
In Berlin ist es zum Beispiel vom 1. Januar bis 30. April jeden Jahres verboten, dem Hecht nachzustellen. Brandenburg gibt seine Hechtschonzeit vom 1. Februar bis 31. März an. Es empfiehlt sich also unbedingt die Gewässerordnung des jeweiligen Angelgewässers komplett zu lesen, um herauszufinden, wann welchem Fisch nicht nachgestellt werden darf. Oder ob eventuell weitere Einschränkungen existieren. Das gilt insbesondere für Flüsse und Seen, die nicht zum Landesverband Berlin oder Brandenburg gehören.
8. Auf zu neuen Ufern
Besonders im Winter lockt auch die nicht allzu weit entfernte Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns. Ab dem 15. Dezember eines jeden Jahres darf wieder auf die Meerforelle geangelt werden. Der Raubfisch gilt zwar als anglerisch anspruchsvoll, gehört aber zu den wertvollsten Speisefischen Deutschlands und wird daher "Der Fisch der tausend Würfe" genannt. Im März bevölkert dann der Hering in riesigen Schwärmen die Küste. Das silberne Gold der Ostsee kündigt dann das Ende des Winters an.