Feuerzeug-Eklat - Union Berlin legt Berufung gegen DFB-Urteil ein - Zingler attackiert Kontrollausschuss

Sa 11.01.25 | 17:19 Uhr
  41
Bochum-Torhüter Patrick Drewes hält sich den Kopf, nachdem er von einem Union-Fan mit einem Feuerzeug getroffen wurde (Quelle: IMAGO / Matthias Koch)
Audio: rbb24 Inforadio | 11.01.2025 | Matthias Wetzel | Bild: IMAGO / Matthias Koch

Der 1. FC Union wehrt sich gegen das Urteil des DFB-Sportgerichts und den drohenden Punktabzug nach dem Feuerzeug-Eklat im Heimspiel gegen Bochum. Präsident Zingler kritisiert den Kontrollausschuss und das Verhalten des Gegners scharf.

Der Fußball-Bundesligist 1. FC Union Berlin geht mit rechtlichen Schritten gegen das Urteil des DFB-Sportgerichts und den drohenden Punktabzug vor. Das höchste Kontrollorgan des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hatte am Donnerstag entschieden, das Bundesliga-Heimspiel der Eisernen gegen den VfL Bochum nachträglich mit 2:0 für die Gäste zu werten.

Gegen die Umwertung dieses Spiels (Endstand: 1:1) durch das Urteil des DFB-Sportgerichts werde Union vor dem DFB-Bundesgericht Berufung einlegen. Diese Entscheidung des Vereinspräsidiums teilte der Klub am Donnerstagabend mit.

Bei der Partie im Stadion An der Alten Försterei Mitte Dezember war Bochum-Torhüter Patrick Drewes kurz vor Schluss beim Spielstand von 1:1 von einem Feuerzeug am Kopf getroffen worden.

"Dieses Urteil schadet dem Fußball enorm"

"Es ist schon schlimm genug, dass Personen bei Konzerten oder Sportveranstaltungen immer wieder Gegenstände auf Bühnen, in Innenräume oder auf den Rasen werfen. Leider ist das durch keinen Veranstalter zu verhindern", wurde Präsident Dirk Zingler in der Vereinsmitteilung zitiert. "Umso wichtiger ist es, diese Personen zu identifizieren, aus der Veranstaltung zu entfernen und mit der höchstmöglichen Strafe zu belegen, um potenzielle Nachahmer davon abzuhalten."

Viel schlimmer sei es jedoch, wenn jemand versuche, sich aus diesen für keinen Veranstalter zu verhindernden Ereignissen einen Vorteil zu verschaffen. "Das ist hier der Fall: Der eigentliche unsportliche Skandal hat nach dem Ereignis auf dem Rasen und heute vor Gericht stattgefunden."

"Schmierentheater ist Tür und Tor geöffnet"

Der 1. FC Union werde daher "alle uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel ausschöpfen und gegen das heutige Urteil vorgehen. Dieses Urteil schadet dem Fußball enorm, wird das nicht zu akzeptierende Werfen von Gegenständen aber nicht verhindern. Vielmehr setzen wir uns der Gefahr aus, dass in Zukunft nicht die sportlichen Leistungen der Mannschaften entscheiden, wie ein Spiel ausgeht, sondern mögliche Schmähungen, Beleidigungen, Rauch oder eben der Wurf eines Gegenstandes."

Darüber hinaus stellte Unions Präsident klar, dass die Frage, "ob für eine Seite eine Beeinträchtigung oder Schwächung vorliegt, das Spiel abgebrochen oder fortgesetzt wird, immer in der alleinigen Entscheidung des Unparteiischen" liegen müsse. "Wenn die nutznießende Partei ihre Schwächung selber erklären kann, brauchen wir keine unparteiischen Schiedsrichter mehr und dem Betrug bzw. einem Schmierentheater ist Tür und Tor geöffnet. Die benachteiligten Parteien werden nie in der Lage sein, das Gegenteil zu beweisen."

Zingler legt vor Heidenheim-Spiel nach

Im Vorfeld der Partie von Union am Samstag in Heidenheim legte der Präsident am Mikrofon des TV-Senders Sky mit scharfer Kritik am DFB-Kontrollausschuss nach. Der habe mit dem Vorsitzenden Anton Nachreiner an der Spitze "mal wieder ein politisches Exempel statuieren" wollen, sagte Zingler: "Er wollte ein Urteil erzwingen, um die Gewalt auf den Rängen zu bekämpfen. Dann wird auch gerne mal ein Schiedsrichter geopfert."

Es habe im Ermessen von Schiedsrichter Martin Petersen gelegen, das Spiel fortzusetzen. "Wenn man live erlebt hat, wie Herr Petersen aggressiv unter Druck gesetzt wurde vom Kontrollausschuss, doch zuzugeben, dass er einen Fehler gemacht hat. Wenn wir dahin kommen, dass der Kontrollausschuss die Schiedsrichter unter Druck setzt ... Deshalb habe ich gesagt: Dieses Urteil ist ein Skandal", sagte Zingler. Wenn der Schiedsrichter einen Fehler gemacht habe, dann müsse das Spiel wiederholt werden, so der Union-Präsident.

Weitere Vereine könnten als Nebenkläger auftreten

Zingler attackierte dabei auch die Bochumer. "Dass Bochum den Vorgang nutzt, um sich sportlich einen Vorteil zu verschaffen, das finde ich einen unfairen Skandal." Man müsse den Sport, den Fußball schützen. "Da soll sich Bochum an die Nase fassen. Da haben sie nicht fair gespielt", meinte Zingler. Es bestehe nun die Gefahr, dass permanent Spiele abgebrochen werden.

Laut Zingler hätten sich einige Rivalen im Abstiegskampf bei ihm gemeldet. "Die haben gefragt, ob sie mit einsteigen können, ob sie als Nebenkläger auftreten können", sagte der Klub-Chef mit Blick auf die folgende Verhandlung vor dem DFB-Bundesgericht. Um welche Vereine es sich handelt, wollte er nicht verraten: "So viele gibt es da unten nicht."

Bochum-Keeper Drewes mit Feuerzeug am Kopf getroffen

In der Nachspielzeit der Partie des 14. Spieltags zwischen Union und dem VfL Bochum war ein Feuerzeug aus dem Berliner Heimblock in Richtung des Bochumer Keeper Patrick Drewes geflogen und hatte diesen am Kopf gestreift, wie auf den TV-Bildern zu sehen war.

Das Spiel wurde nach dem Vorfall und einer fast 30-minütigen Unterbrechung durch Schiedsrichter Martin Petersen ohne Drewes fortgesetzt und beim Stand von 1:1 beendet. Da Bochum sein Auswechselkontingent bereits ausgeschöpft hatte, ging Angreifer Philipp Hofmann kurzzeitig ins Tor. Beide Teams passten sich den Ball anschließend lediglich hin und her.

"Vorne links oben" am Kopf sei er getroffen worden, hatte Drewes bei der dreistündigen Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht gesagt. "Das war schon ein Treffer, den ich wahrgenommen habe." Die Bochumer waren nach der Unterbrechung in der Partie nur unter Protest wieder auf den Platz gegangen.

Weiteres Sportgerichtsverfahren steht noch aus

Neben dem Verfahren zum Bochumer Einspruch gegen die Spielwertung gibt es weiterhin ein übliches Sportgerichtsverfahren, bei dem sich Union Berlin für das Verhalten des Zuschauers verantworten muss. Hier ist noch kein Urteil gefällt worden.

Die Strafe kann eine Geldstrafe sein, aber theoretisch auch bis zu einer Blocksperre oder einem Geisterspiel reichen. Solche Kollektivstrafen verhängte das Sportgericht in der Praxis allerdings seit 2017 nicht mehr.

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.01.2025, 8:45 Uhr

 

Die Kommentarfunktion wurde am 10.01.2025 um 10:10 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

41 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 41.

    "Aber es ist auch möglich, Verantwortung zu übernehmen."
    Das tut Herr Zingler. Er übernimmt Verantwortung für den Verein, ehrenamtlich.

    "Jeder Stadionbesuchende (außer Gäste) sind MitgliederInnen von Union."
    Falsch, ich war beim Spiel gegen den Schauspielerverein mit einem Freund, der Biene Maja-Fan ist.

    Konstruktive Vorschläge, wie der Verein oder jeder andere Veranstalter das Werfen von kleinen legalen Gegenständen verhindern kann?

  2. 40.

    Dieses Urteil welches durch das DFB Sportgericht gefällt wurde, ist aus meiner Sicht traurig u. beschämend zugleich.
    Zumal der Feuerzeugwurf erst in der Nachspielzeit stattfand, beim Stand des späteren Endergebnisses. Einmal angenommen der 1.FC Union Berlin verliert auch die Berufung, was passiert dann bei ähnlichen Vorfällen mit Spitzenprofimannschaften bis hinunter in den Amateurbereich wie z.B. Kreisliga C ?
    So bleibt bei mir ein muffiger Beigeschmack zu dem aus meiner Sicht (Fehl-)Urteil.

  3. 39.

    Bitte konstruieren Sie sowas Merkwürdiges nicht erneut. Auch wenn ich Ihre Meinung vermutlich teile, dass der Torwart hier eine schlechte Schauspielerei hingelegt hat, so muss man eines festhalten: Er wurde angegriffen. Der Werfer bekommt hoffentlich seine Strafe dafür. Union muss vors Gericht, denn gäbe es diese Möglichkeit nicht, so könnte man Vereine für Fehlverhalten nicht bestrafen (in wecher Form auch immer). Punktabzug sehe ich kritisch, denn das öffnet Leuten ganz neue Möglichkeiten der Manipulation.

  4. 38.

    Es ist normal alle Möglichkeiten einer Berufung zu nutzen. Aber es ist auch möglich, Verantwortung zu übernehmen. Jeder Stadionbesuchende (außer Gäste) sind MitgliederInnen von Union. Und mit dieser Berufung und der Begründung lehnt der Vorstand jegliche Verantwortung ab. Sehr schade!
    Ich möchte nicht hinter Plexiglas stehen müssen, weil einige Wenige ihre "Freiheit" leben wollen. Es bedarf ein schnelles Umdenken und härteres Durchgreifen. Auch bei den Fans...
    Eisern Berlin

  5. 37.

    Erstaunlich, wie wenig Bereitschaft besteht, die Konsequenzen des Vorfalls zu akzeptieren, die zwangsläufig waren. Wie soll das erst werden, wenn das Sportgericht seine Entscheidung getroffen hat.

  6. 36.

    Es ist doch nicht peinlich ein Rechtsmittel, dass einem zusteht, zu nutzen. Sie verstehen hoffentlich, dass man sich juristisch wehren kann.
    Die Interessen von DFL, DFB und Union müssen nicht zwangsläufig die selben sein.

    Urteile werden auch nicht sportlich akzeptiert, sondern juristisch.

  7. 35.

    Der Hauptfehler dieses Urteils liegt m.E. darin, dass Bochum 2 Punkte „geschenkt“ bekommt. Das Spiel wurde ordnungsgemäß zu Ende geführt und nicht abgebrochen. Damit es keine Nachahmer gibt, sollte deshalb Union der eine Punkt aberkannt werden und Bochum ihn behalten. Alle Vermutungen, dass man ein Spiel durch Schauspielerei beeinflussen kann sind dann hinfällig. Das jetzige Urteil stellt eine klare Benachteiligung der anderen in den Abstiegskampf verwickelten Mannschaften dar.

  8. 34.

    Nee, nicht verdrehen, bitte. Das Urteil ist nicht die Ursache, sondern die Auswirkung eines Vorfalls, den Bochum nicht zu vertreten hat.

  9. 33.

    Was sollte es in der Berufung neu zu verhandeln geben?

    Das Spiel gegen Bochum ist durch einen besonderen Zwischenfall aufgefallen und auch in der Vergangenheit sind sportlich erzielte Ergebnisse nach Einsprüchen und Gerichtsverhandlungen korrigiert worden.

    Die Messlatte für Umwertungen scheint mit dem Urteil ein Stück niedriger geworden zu sein, doch das kann genauso als Chance und Herausforderung für positive Veränderungen im Fussballsport betrachtet werden.

  10. 32.

    Sehr richtige Bemerkung und wenn irgendwann mal eine Möwe während des Fluges sich auf dem Kopf eines gegnerischen Spielers erleichtert, der Spieler dadurch fast in Ohnmacht fällt und nicht weiter spielen kann, sollte der Veranstalter auch bestraft werden. Er hätte für die Sicherheit der Spieler sorgen können, indem er Vogelschutznetze über dem Stadion anbringt.

  11. 31.

    Herr Zingler macht hier eine Täter Opfer Umkehr ,es geht nicht um den Gegenstand ,ich erinnere an Oliver Khan und den Golfball ,es geht um die Tat an-und für sich und die Nachteile die Bochum dadurch erlitten hat ,die Chance das der VfL das Spiel für sich entscheidet ,waren durchaus vorhanden .

  12. 30.

    Was heißt denn hier sportlich. Bin gespannt, wie zum Ende der Saison die Vereine das Urteil bewerten, die durch die 2 geschenkten Punkte eventuell absteigen müssen und Bochum den Klassenerhalt schafft. Durch das Urteil wird nicht nur Union bestraft, sondern auch völlig unbeteiligte. So etwas darf es nicht geben. Strafe für den Verursacher- ja, aber nicht die Mannschaften und die Vereine.

  13. 29.

    Also, jetzt bei jeder größeren Pyro Aktion aus dem Gästeblock sich hinschmeißen,über akute Atemnot klagen.Und schon hat man 3.Punkte.Oder,wie?Ein Fass ohne Boden. Die Herren im Frankfurter Elfenbeinturm wird dieses Urteil garantiert auf die eigenen Füße fallen.

  14. 28.

    Selbstverständlich ist es zulässig, alle Rechtsmittel auszuschöpfen. Es ist aber auch zulässig, das peinlich zu finden. Der ach so andere Verein entpuppt sich als ganz normaler Verein, dem es nur um das Geschäftliche geht… Vielleicht schwingt auch schon die Angst mit, dass der eine Punkt im Abstiegskampf am Ende noch ganz wichtig sein könnte?

  15. 27.

    Ganz, ganz schwach. Das Urteil konnte gar nicht anders ausfallen, wenn es abschreckende Wirkung haben soll. Dass Union jetzt rumjammert, anstatt das Urteil sportlich fair zu akzeptieren, ist richtig peinlich.

  16. 26.

    Genau so! richtig.

    Als ich gestern die Begründung des Spottgerichts gelesen habe, fiel mir nur ein "hoffentlich nimmt die Vereinsführung das nicht einfach so hin".

  17. 25.

    Die Entscheidung des Sportgerichts war erwartbar: Werfen von Gegenständen muss bestraft werden, auch wenn das Spiel nach der Zwangspause regulär beendet wurde.

    Dennoch: es hätte niemals eine Unterbrechung gegeben und auch kein "Nachspiel" vor Gericht, wenn der Torwart Patrick Drewes sich fair Verhaltens hätte. Denn das Plastikfeuerzeug streifte nur sein Kopf. Das danach von ihm inszenierte Theater war gewollt, um die Aufmerksamkeit auf eine Spielunterbrechung wenn nicht gar ein Spielabbruch zu provozieren, mit den sich dann ergebenden Folgen wie das Gericht geurteilt hat.
    Fazit: Spielunterbrechungen wird's dann beim nächsten Pappbecher wieder geben und man kann gespannt sein, wie oft das Theater sich wiederholen wird, denn es gibt ja dann das Urteil "FC Union - VfL Bochum".

  18. 24.

    Zingler braucht nicht runheulen, dass die Veranstalter machtlos seien. Union hat doch den Werfer des Feuerzeugs dingfest gemacht. Dann jetzt den wirtschaftlichen Verlust des Clubs durch den Punktabzug an den Herrn weiterreichen. Herr Zingler soll nicht jammern sondern den Täter verklagen. Dessen wirtschaftlicher Bankrott wird andere sicher zum Umdenken bringen.

  19. 23.

    Also wenn sie das den Spielern - auch von Union : zutrauen, dann ist der bzw. dieser Fußball eh schon am Ende.

  20. 22.

    Was für ein Schmierentheater. Als ob es Ziegler und Union um Sport bzw. im Profifußball um den Sport ginge. Das ist reines Geschäft, Geld.

Nächster Artikel