Union Berlin nach 0:0 gegen Leipzig - Jetzt fehlen nur noch die Tore

So 02.02.25 | 10:56 Uhr | Von Shea Westhoff
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Union Berlin gegen Leipzig
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Video: rbb UM6 | 02.02.2025 | Torsten Michels | Bild: IMAGO/Contrast

Der Punktgewinn gegen RB Leipzig kam einem Unioner Ausrufezeichen im Abstiegskampf gleich. Allerdings legte die Leistung auch ungelöste Fragen im Angriff offen. Doch Steffen Baumgart kommt der Lösung näher. Von Shea Westhoff

Es gleicht aktuell einem Fluch für den 1. FC Union Berlin, dass die Geschehnisse auf dem Platz nie für sich alleine stehen. Denn im grell ausgeleuchteten Fußballgeschäft ist jede Bewegung eingebettet in Narrative und vorgefertigte Deutungsmuster.

Natürlich macht das den Fußball auch reizvoll. Wenn ein Spieler das Tor trifft, dann ist das zwar interessant. Aber wenn sich dann noch urteilen lässt: "Ausgerechnet der! In den letzten X Spielen hat der doch kein Scheunentor getroffen!", dann hat das plötzlich eine neue Bedeutung.

Die Unioner Offensive war der Makel – wieder einmal

Union Berlin steckt gerade in einem vergleichbaren Narrativ fest, das machte die Vorstellung der Unioner am Samstagabend gegen RB Leipzig deutlich. Das Team von Steffen Baumgart präsentierte eigentlich eine Top-Leistung. Ohne Kontext würde man sicher urteilen: Die Defensive ließ die Leipziger Offensive überhaupt nicht zum Zug kommen. Was für ein lebendiger, fleißiger Fußball das war. Und dann die Torschuss-Statistik, 21:6! Union Berlin war die tonangebende Mannschaft.

Gut, das Tor sollte dann nicht fallen. So what, next time.

Aber so leicht ist es natürlich nicht, da gibt es das Narrativ. Und das lautet: Die Offensive war der Makel von Union – wieder einmal. Das Team erzielt ligaweit die wenigsten Tore. Und gegen Leipzig bekam man einen Eindruck, warum. Immer wieder starteten die Unioner ihre Angriffsversuche über ihre pfeilschnellen, emsigen Außenspieler Benedict Hollerbach und Tim Skarke. Meist mit langen Bällen bedient, trieben die beiden die Kugel ins letzte Spielfelddrittel. Was in vielen Fällen folgte, waren Flanken, die nichts einbrachten oder Quer-Ablagen für wenig aussichtsreiche Distanzschüsse. Hollerbach - mit mehr als 13 zurückgelegten Kilometern der Dauerläufer der Partie - schloss viermal selbst ab. Doch zu einer heroischen Rettungstat zwang er Keeper Peter Gulasci kein einziges Mal.

Union, das ist gerade Trial and Error

"Wenn du die Leistung siehst, wäre vielleicht auch mehr drin gewesen", sagte Trainer Steffen Baumgart nach dem Spiel mit einigem Recht. "Aber dazu musst du halt das Tor treffen." Daran müsse man nun weiterarbeiten.

Die Frage ist, welche Lösung der bekanntermaßen offensivbewusste Trainer für den vorhandenen Angriff findet. Für den seit Monaten glücklosen Jordan, an dem Baumgart zuletzt noch festhielt, stellte er diesmal Ivan Prtajin in die Startelf. Doch auch dessen Leistung lieferte kein "Heureka!" in Bezug auf die Stürmerfrage.

Union Berlin galt in seiner Ära als Bundesligist über die längste Zeit als genialischer Bundesliga-Eigenbrötler, der seine Gegner auf dem Platz wie auf dem Transfermarkt mit enigmatischen Manövern verlässlich an der Nase herumführte. Dieses untrügliche Gespür schien den Köpenickern zuletzt abhanden gekommen zu sein. Vielmehr beobachtete die faszinierte Fußballwelt den Verein seit mehr als einem Jahr beim zunehmend nervösen Trial and Error. Trainer, Spielsysteme, vermeintliche Hoffnungsträger, sie kamen und sie gingen.

Auch Steffen Baumgart experimentiert herum, was allerdings sehr verständlich für einen immer noch neuen Trainer ist. Im Fokus stand dabei zunächst die Abwehr: Er implementierte erstmal die Vierer-Abwehrkette (erstes Urteil: Error), um danach zur Fünferkette zu wechseln (vorläufiges Urteil: Volltreffer). Doch gegen Leipzig sah er sich genötigt, wieder zur Viererkette zu wechseln, denn die Innenverteidiger Kevin Vogt (verletzt) und Leopold Querfeld (gesperrt) fielen aus.

Die Defensive bleibt das Prunkstück

Aus dieser personellen Notwendigkeit heraus könnte sich möglicherweise eine Köpenicker Tugend entwickelt haben. Insbesondere der grätschende, ablaufende und bodycheckende Innenverteidiger Diogo Leite erinnerte an einen Leuchtturm an einer portugiesischen Steilküste, an der die gegnerischen Angriffswellen nur so zerschellen.

Diese Erkenntnis lieferte das Spiel gegen Leipzig allemal: Die Defensivarbeit von Union Berlin bleibt das Prunkstück der Mannschaft. Mehr noch: Ein Team, das einem Champions-League-Aspiranten dermaßen den Saft abdreht, sollte sich um das Thema Abstieg eigentlich keine Gedanken machen müssen.

Marin Ljubicic (r.)Der neue Union-Stürmer Marin Ljubicic war gegen RB bereits im Stadion | Bild: Imago/Matthias Koch

RB-Coach Marco Rose sagte nach dem Spiel anerkennend: "Heute kann sich der Trainer an die eigene Nase fassen. Weil wir in der ersten Halbzeit Union ein Stück weit anders erwartet haben und nie in unsere Abläufe gekommen sind, weder offensiv noch defensiv." Erst in der zweiten Halbzeit habe sein Team eine Antwort gefunden.

Und was den Unioner Sturm angeht, da schien sich ja immerhin während der Partie eine Transfer-Idee zu manifestieren. Mehrere Medien hatten am Samstag von einem Interesse der Köpenicker am 22 Jahre alten Angreifer Marin Ljubicic vom Linzer ASK berichtet. Gegen Leipzig wurde die Offensivhoffnung bereits im Stadion gesichtet.

Kann das Talent dabei helfen, dem Angriff mehr Durchschlagskraft zu verleihen? Es wäre mindestens eine willkommene neue Perspektive.

Transferupdate: Am Sonntagvormittag gab der 1. FC Union Berlin die Verpflichtung von Marin Ljubicic bekannt.

Beitrag von Shea Westhoff

10 Kommentare

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  1. 10.

    Ich hoffe das es ein Vorgriff auf nächstes Jahr ist.
    Jetzt noch mehr rumtauschen wird nur noch mehr Verunsicherung bringen.
    Auch Jordan wird wieder treffen .
    Die da sind sollen es richten.

  2. 9.

    ....und punktemäßig stehen die letzten Mannschaften in dieser Saison tatsächlich deutlich schlechter da, als in der vorhergehenden Saisons. Normalerweise wäre der Abstand mit bisher erreichten 21 Punkten nach unten deutlich kleiner.
    Dieses Jahr werden wohl schon 30 Punkte reichen, um nicht abzusteigen.

  3. 8.

    Ich glaube, da ist schon etwas wahres dran, auch wenn man es natürlich als Unioner anders sieht. Leipzig hat für ihre Verhältnisse schon extrem schlecht gespielt. Und das lag nicht nur ein einer besonders starken Unioner Mannschaft. Soll aber die Leistung nicht schmälern. Union ist wieder auf einem guten Weg.
    Bei Hertha ist es es auch so. Sie verlieren die Spiele, weil sie so extrem schlecht sind und nicht, weil die Gegner so gut sind.
    Und ja, Bayern ist momentan so klar Tabellenführer, weil die Mannschaften dahinter immer wieder unnötige Punkte liegen lassen.
    Blauweiße Grüsse

  4. 7.

    „ Union ist derzeit noch so gut weil die anderen so viel schlechter sind“

    Und Bayern ist nur Tabellenführer, weil die anderen so viel svhlechter sind.
    Und Real Madrid ist nur deshalb die weltbeste Mannschaft, weil die anderen so viel schlechter sind.
    Und Argentinien ist nur deshalb Weltmeister, weil die anderen so viel schlechter sind.

    Könnte man endlos fortsetzen. Wird deshalb nicht richtiger.

  5. 6.

    Union ist derzeit noch so gut weil die anderen so viel schlechter sind.

  6. 5.

    Weshalb Fake? Kennen Sie mich? Ich fürchte, Sie müssen akzeptieren, dass der Name auch von anderen Eltern gewählt wurde. Im Übrigen, wir liegen eh nicht weit auseinander, weshalb ich das Abgleiten ins Persönliche nicht verstehe. Ja, der Neue wird hoffentlich helfen, allerdings sehe ich es immer kritisch, wenn der Erwartungsdruck auf einen Einzelnen so hoch ist. Der Trainer steht für Offensive, bislang nicht zu merken im Ergebnis.

  7. 4.

    Mein Namensfake hat nur halb recht.

    Es fehlt überhaupt nicht an Stürmern, die Tore schießen wollen. Denn wollen wollen sie, wie gestern zu sehen war.
    Es fehlt an Dtürmern, die über ausreichend Effizienz und Kaltschnäuzigkeit verfügen.

    Aber jetzt gibt es ja Verstärkung. Hoffentlich!

  8. 2.

    Exakter Artikel. Genau so sehe ich das im Moment auch. Wenn wir so weiter auftreten, holen wir die nötigen Punkte. Gestern habe ich mal wieder UNION so gesehen, wie ich sie sehen möchte. Nur die Kirsche hat gefehlt. Weiter arbeiten.
    EISERN

  9. 1.

    „Nur noch“… Es zählen nunmal die Tore. Ohne Tore keine Siege. Es fehlt ein Stürmer, der diese schiessen will.

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