Falsches Flutlicht und fehlende Dachstücke - Das millionenschwere Hindernis im Aufstiegsrennen von Energie Cottbus

Mi 05.02.25 | 06:09 Uhr | Von Jakob Lobach
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Die Haupttribüne des Stadions von Energie Cottbus | Bild: IMAGO/Matthias Koch
IMAGO/Matthias Koch
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 04.02.2025 | Phillip Manske | Bild: IMAGO/Matthias Koch

16 Spiele trennen Energie Cottbus vom Traum-Durchmarsch in die 2. Bundesliga. 16 Spiele und die Stadion-Auflagen der DFL. Energie müsste bis zu 2,5 Millionen Euro investieren, um die zu erfüllen – und bittet nun um Hilfe. Von Jakob Lobach

Eine gute Woche ist es her, dass die Vorboten der 2. Fußball-Bundesliga ins Leag Energie Stadion einzogen. Dort, wo Energie Cottbus sich zuletzt an die Tabellenspitze der 3. Liga schoss, waren Vertreter der Deutschen Fußball Liga (DFL) zu Gast. Hände schütteln, durch das Stadion spazieren, Notizen machen. Ein noch lockeres Wiedersehen mit dennoch ernstem Hintergrund: 16 Spieltage vor Saisonende darf Energie nicht mehr nur vom Durchmarsch in die 2. Bundesliga träumen. Der Verein muss für den freudigen Fall der Fälle planen.

Das Stadion erfüllt die Lizenzanforderungen nicht

Der Besuch der DFL offenbarte hierbei eine wenig freudige Planungsgrundlage: Das Stadion von Energie ist knapp elf Jahre nach dem bis dato letzten Cottbuser Spiel in der zweiten Liga für diese heute nicht mehr geeignet. Bis zu zweieinhalb Millionen Euro müssten in kurzfristige Umbauarbeiten investiert werden, um bis zum Sommer die Stadion-Kriterien der DFL zu erfüllen. Viel Geld verbunden mit einer wichtigen Frage: Wo soll es herkommen? Eine Frage, in der die Energie-Verantwortlichen einen regionalen Scheidepunkt sehen.

"Mit diesem Stadion, in diesem Zustand gibt es keine Chance, hier eine Lizenz für die zweite Liga zu bekommen", fasst Energie-Präsident Sebastian Lemke im Stadioninneren am rbb-Mikrofon zusammen. "In die Jahre gekommen", sagt Lemke über den Bau. Man sieht es ihm an. Die schiefen Schwingtüren am Eingang des Spielertunnels, abbröckelnde Ecken an den Tribünentreppen, alte Werbebanner statt LED-Banden, ausgebleichte Plastikschalen für die Auswechselspieler – das Gegenteil von Moderne. Dennoch bleibt der Eindruck, dass im Cottbuser Stadion durchaus Zweitligaspiele ausgetragen werden könnten.

"Regelwerk für Stadien und Sicherheit" umfasst fast 100 Seiten

Das Problem liegt im Detail des "Anhang VI" der DFL-Lizensierungsordnung. Auf knapp 100 Seiten wird im "Regelwerk für Stadien und Sicherheit" unter anderem erklärt, dass Sitzplätze mindestens 50 Zentimeter breit sein müssen, es in den Kabinen mindestens je sechs Einzelduschen braucht und das Flutlicht mit mindestens 1.200 Lux Helligkeit leuchten muss. "Wir haben aktuell gerade mal 800 Lux", fasst Präsident Lemke eines der Probleme zusammen.

In anderen Worten: Steigt Energie tatsächlich im Mai in die 2. Bundesliga auf, braucht sein Stadion eine neue Flutlicht-Anlage. Hinzu kommen weitere Hindernisse: Nicht überdachte Sitzplätze in den vier Ecken des Stadions, Auswechselbänke mit vier Plätzen zu wenig, auf denen man noch dazu bei Regen nasse Füße bekommt, fehlende technische Kapazitäten und Anschlüsse für Medien und Fernsehübertragungen.

Es wäre schlimm, wenn dieser Verein sportlich das Wunder des Aufstiegs schafft und der dann an der Infrastruktur scheitert.

Sebastian Lemke, Präsident von Energie Cottbus

Energie als kulturelles Angebot

Unabhängig davon, ob der Aufstieg tatsächlich gelingt, muss Energie bis zum 1. März vorsorglich eine Zweitliga-Lizenz bei der DFL beantragen. Weder Flutlicht noch Dach müssen bis dahin ausgebessert sein, aber der Verein muss dem Verband einen wasserdichten Plan vorlegen, wann und wie dies geschieht – die Finanzierung inklusive. "Es wäre schlimm, wenn dieser Verein sportlich das Wunder des Aufstiegs schafft und der dann an der Infrastruktur scheitert", sagt Präsident Lemke.

Energie Cottbus bemüht sich schon länger um zusätzliche finanzielle Förderungen vonseiten der Stadt Cottbus, den umliegenden Gemeinden und dem Land Brandenburg. "In der ganzen Region kennt man Cottbus durch Energie Cottbus", sagt Lemke. Er sieht Energie als kulturelles und emotionales Angebot, das das Leben in der Lausitz bereichert und interessant macht. "Wer in dieser Region schafft es sonst, alle 14 Tage 10.000 Menschen in ein Stadion, in ein Theater oder in einen Tierpark zu bekommen", fragt Lemke.

In den vergangenen Jahren warb Energie mit vielen Gesprächen und Anträgen bei der Wirtschaftsregion Lausitz (WRL) um Fördermittel. Rund 10,3 Milliarden Euro wurden dem Land Brandenburg rund um den Kohleausstieg für regionale Investitionen vom Bund zugesichert. Rund 3,6 Milliarden darf das Land selbst vergeben. Den Antrag von Energie Cottbus lehnte die WRL vergangenen Sommer allerdings ab. Energie protestierte energisch und erreichte immerhin etwas: Zusammen mit der WRL und der Stadt Cottbus wird der Verein in einer Studie untersuchen, ob und wie sich sein Stadion und dessen Umfeld langfristig im großen Stil modernisieren und nutzen lassen.

Das Flutlich im Stadion von Energie Cottbus | Bild: IMAGO/Matthias KochLeuchtet zwar, aber nicht hell genug: Das Flutlicht im Energie-Stadion | Bild: IMAGO/Koch

30 bis 40 Millionen für ein modernes Stadionumfeld

Hierfür werden 2,5 Millionen Euro selbstverständlich nicht reichen. "Ich mag die Zahl kaum aussprechen", sagt Präsident Lemke, tut es dann aber doch. Schätzungsweise 30 bis 40 Millionen Euro brauche man, um das Stadion als sportliche Energie-Heimat, aber auch als moderne Veranstaltungsstätte und Wirtschaftsstandort herzurichten. Bis hin zu einem Stadion-Neubau scheint dabei alles möglich. "Die Stadt hat sich klar positioniert, dass sie helfen will", sagt Lemke. Bürgermeister Tobias Schick erklärte dem rbb am Montag etwa, zeitnah Energies Trainingsplätze in städtischer Hand modernisieren zu wollen.

Schick betonte aber auch, dass es für mehr Modernisierung "die Finanzierungsquellen des Landes" brauche. Auch Energies Lemke fordert ein Bekenntnis monetärer Natur auf Landesebene: "Möchte das Land Brandenburg, möchte die Wirtschaftsregion der Lausitz einen Zweitligisten haben", fragt er. Wenn ja, müsse man sich gemeinsam mit Stadt und Verein an einen Tisch setzen. Die 30 bis 40 Millionen für den großen Umbau wären dabei erstmal zweitrangig. Im Fokus stünden das kurzfristig benötigte Geld für Flutlicht und Co.

Zurück zur Ausgangsfrage: Wo soll dieses Geld herkommen? Alleine kann Energie Cottbus als Drittligaaufsteiger mit ohnehin hohen Mehrkosten im Aufstiegsfall die Umbaumaßnahmen nicht stemmen. Selbst bei großer Hilfe durch Sponsoren ist die Hürde groß. "Auch wir als Stadt, die Gemeinden und das Land müssen gucken, was wir möglich machen können", sagt Bürgermeister Schick. Zahlen will er allerdings vorerst keine nennen.

"Die Gefahr eines Aufstiegs rückt näher."

Anders als die umliegenden Landkreise. Die Verwaltung von Oberspreewald-Lausitz etwa erklärte auf rbb-Anfrage, "weder willens noch in der Lage" zu sein, "Sanierungsmaßnahmen am Stadion des FCE mit öffentlichen Mitteln zu unterstützen". Auch der Landkreis Spree-Neiße erteilte dem mit Blick auf die "schwierige Haushaltssituation" eine Absage. Und das Ministerium für Bildung und Sport vom Land Brandenburg erklärte dem rbb gegenüber, für Profisport-Vereine wie Energie Cottbus nicht zuständig zu sein.

Bleibt die Frage, ob ein anderer Teil der Landesregierung sich für eines seiner sportlichen Aushängeschilder finanziell verantwortlich fühlt? Oder ob Energie und seine Sponsoren notfalls nicht doch in der Lage wären, zumindest erste wichtige Modernisierungen in Eigenregie zu tragen? "Wir haben nicht viel Zeit, um die Auflagen der DFL zu erfüllen", mahnt Cottbus Bürgermeister Schick jedenfalls. Und Energie-Präsident Lemke ergänzt: "Die Gefahr eines Aufstiegs rückt näher."

Sendung: rbb DER TAG, 04.02.2025, 18 Uhr

Beitrag von Jakob Lobach

49 Kommentare

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  1. 49.

    Zitat: "Kann man sich nicht wirklich ein Vorbild an unseren Freunden vom FC Union nehmen? Dort hat die Stadt ja unter die Arme gegriffen und dem Verein das Stadion für sehr günstige Konditionen (Stichwort symbolscher Euro) überlassen. Auch das NLZ der Eisernen wurde ja durch Steuergelder finanziert."

    Mal davon ab, dass das Stadion der Freundschaft bereits dem FCE gehört, sollte mittlerweile bekannt sein, dass der FCU das Stadiongelände erst im letzten Jahr zum Verkehrswert und nicht für einen "symbolischen Euro" vom Senat erworben hat. Zudem ist eine Teilfinanzierung eines NLZ mittels Fördergelder etwas anderes als die Sanierung einer Spielstätte für (Halb-) Profis.

    Nichtsdestotrotz wünsche ich dem FCE, dass man das irgendwie gebacken bekommt und die Lausitzer das Land Brandenburg demnächst in der 2. Liga repräsentieren.

  2. 48.

    Zitat: "Man kann natürlich auf wie bei Rot Weiss Wuhletal seine arbeitsscheuen Bezieher ranholen und so richtig Baukosten sparen."

    Anstatt hier solch einen unterirdischen Mist zu schreiben, sollten Sie mal aus Ihrer Westend Blase rauskommen und den großen Rest der Stadt entdecken. Dann würden Sie auch checken, dass das Wuhletal in Marzahn-Hellersdorf liegt und dort der FV Rot-Weiß 90 Hellersdorf und nicht der Ihnen verhasste 1. FC Union Berlin spielt, dessen Stadionbauer Sie hier diffamiert haben.

  3. 47.

    Deine Aussage wiederspricht sich, wie kann ein Verein der deiner Meinung nach pleite ist, sein Stadion selbst ausbauen? Darum geht es doch, ohne finanzielle Hilfe von Stadt und Land geht es nicht und ging es auch bei anderen Vereinen nicht.

  4. 46.

    Wieso sollen hier Landesgelder aufgewendet werden? Dieser Pleiteverein hat es doch seit Jahren selbst in der Hand gehabt, das Stadion auszubauen. Profifußball heißt eben auch Strukturen schaffen, wenn die das nicht hinkriegen, müssen sie halt in der 3. Liga bleiben.

  5. 44.

    Ich bin mal gespannt, sollte es Babelsberg jemals in die 3.Liga schaffen wer dann bei eventuellen Auflagen zahlt?
    Der Verein kann es dann wohl auch nicht aus eigener Kraft.

  6. 43.

    Fussball war mal Sport - nicht Baurecht. Wird ja immer gern über Bürokratieabbau geredet. Es liegt nicht an den Leuten, die Regeln durchsetzen müssen, sondern an immer abenteuerlicher werdenden Regeln, die die Leute „erfinden“. Woher kommt dieser Unfug? Früher genügte ein reguläres Spielfeld.

  7. 42.

    Wie soll ein Verein in der Regionalliga bzw Viertligist allein Millionen in ein Stadiongelände investieren? Kennen Sie die Einnahmen eines Viertlgisten? Dann gerne mal die Rechnung aufzeigen, wie man davon Millionen in das Stadion stecken kann.
    NOCHMAL: Der Verein hat seit Jahren mindestens 1 Mio jährlich in den Betrieb gesteckt, de facto ins Stadion investiert.
    Sie können ja gerne Beispiele bringen, für Vereine die es geschafft haben, so ganz ohne Hilfe von Außen (Politik oder Mäzen bzw Investor) ein Stadion(um)bau zu finanzieren.

  8. 41.

    Hauptsache die Potsdamer Stadien werden mit öffentlichen Geldern saniert! Ist klar....

    Und größenwahnsinnig jst in CB niemand, ihre Wahrnehmung scheint etwas gestört zu sein.

  9. 40.

    Nochmal.

    Cottbus hat es jahrelang versäumt in die Infrastruktur zu investieren. Wenn das Stadion dadurch nicht zweitliga tauglich ist. Dann sollte man das akzeptieren und in Zukunft vielleicht vermehrt in die Infrastruktur investieren, anstatt über die Landkreise, Landesregierung zu schimpfen.

    Sie heute wiederum auf der PK von Energie Cottbus.

    Öffentliche Gelder sollten sinnvoll eingesetzt werden und nicht für einen, dem Größenwahn verfallenen, Profiverein.

  10. 39.

    Ich verstehe einfach nicht warum so etwas wie Sanierung oder Neubau in anderen Bundesländern funktioniert? Warum versteht man im Land Brandenburg nicht, dass Cottbus die einzige Möglichkeit auf Profifußball ist? Es muss jetzt endlich gehandelt werden sonst wird es keinen Profifußball in Brandenburg mehr geben! Jetzt sind alle gefragt Verein, Stadt und Land!

  11. 38.

    Zweiter Versuch:
    Der Verein hat im Juli 2011 das Stadion plus Gelände von der Stadt Cottbus gekauft. Zuvor hat der Verein bereits die Nordwand als auch Südtribüne in Eigenregie gebaut und meines Kenntnisstandes bezahlt (vorheriger Beitrag mit Links wurde leider nicht gepostet), also nix Stadt oder Land Brandenburg (die waren hilfreich bei anderen Umbauten).
    Seither zahlt der Verein jährlich laut eigenen Angaben der letzten Jahre mindestens 1 Million um Stadion und Gelände zu betreiben.
    Wenn man also hier argumentiert, sollte man alle Fakten auf den Tisch bringen.

  12. 37.

    Kann man sich nicht wirklich ein Vorbild an unseren Freunden vom FC Union nehmen? Dort hat die Stadt ja unter die Arme gegriffen und dem Verein das Stadion für sehr günstige Konditionen (Stichwort symbolscher Euro) überlassen. Auch das NLZ der Eisernen wurde ja durch Steuergelder finanziert. Es gibt also die Möglichkeiten, dass die Stadt bzw. das Bundesland hilft. Wenn es denn gewollt ist.

  13. 35.

    ... "Das Stadion wurde in den Jahren 2010 und 2011 mit Mitteln des Konjunkturpakets II in Höhe von etwa acht Millionen Euro saniert, um so die Tauglichkeit des Stadions für die Ansprüche der DFB-Spielklassen des SV Babelsberg 03 und 1. FFC Turbine Potsdam langfristig zu sichern"

  14. 33.

    Von welcher Regierung? Bundesregierung, Landesregierung? Wohl kaum!

    Sie haben anscheinend eine intellektuelle Lücke.

  15. 32.

    Ihr Karli in Potsdam wurde vor 10 Jahren durch Fördergelder der Regierung saniert!
    Also wenn man keine Ahnung hat....

  16. 31.

    Was sind Sie denn für ein kluger Hellseher...!
    Vor 7 Monaten war Energie noch 4.Liga.

    Jetzt gilt es mit Auge und Weitsicht den Verein und das Stadion profigerecht auszurichten. Die absehbar höheren Fersehgelder klug und schrittweise investieren, ohne den Verein bei Abstieg in Insolvenzgefahr zu bringen.
    Im Übrigen ist Cottbus Eigner des Stadions, dies unter bei vielen anderen Vereinen nicht der Fall. z.B. Dresden

  17. 30.

    Mittlerweile dreht sich in unserer Stadt alles nur noch um den Sport, dank dem Oberbürgermeister. Alle sind genervt, aber keiner traut es sich auszusprechen. Und ich kann das geheule und gebettel von Energie nicht mehr hören. Feiern sich als die großen in der Stadt und natürlich kennt man Cottbus nur durch Energie. Das finde ich schon sehr anmaßend und arrogant. Die Stadt und die Region hat noch viele andere tolle Aushängeschilder, doch das wird von der Presse und der Stadt selbst vollkommen vergessen. Wirklich traurig

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