Vorfall im Oktober 2024 - Nach Angriff auf Zug mit Fußball-Fans: Mehr als 30 Wohnungen durchsucht

Di 11.03.25 | 15:34 Uhr
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Bundespolizisten kommen nach einem Einsatz mit Kartons aus einem Wohngebäude. am 11.03.2025. (Quelle: picture alliance/dpa/Christophe Gateau)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 11.03.2025 | Azzam / Kartschall / Sundermeyer | Bild: picture alliance/dpa/Christophe Gateau

Nach der Randale von Fußball-Fans in einem Sonderzug nahe dem brandenburgischen Gransee hat die Polizei am Dienstag Razzien durchgeführt. Bei der Durchsuchung von Wohnungen in mehreren Bundesländern wurden unter anderem Kugelbomben gefunden.

  • Im Herbst 2024 wurde ein Sonderzug mit Fußball-Fans ins Gransee gestoppt
  • Anhänger der Fußball-Drittligisten Hansa Rostock und Rot-Weiss Essen randalierten
  • Am Dienstag wurden 33 Objekte durchsucht und mögliche Beweise gesichert
  • 31 Personen stehen unter Verdacht
  • Ihnen wird Landfriedensbruch, gefährliche Körperverletzung, Sachbeschädigung und gefährlicher Eingriff in den Bahnverkehr vorgeworfen

Bundespolizisten haben am Dienstagmorgen eine Großrazzia im Zusammenhang mit einer Fußball-Gewalt durchgeführt. Rund 440 Beamte waren nach rbb-Informationen bei den Durchsuchungen von Wohnungen von 31 Verdächtigen im Einsatz - unter anderem in Berlin und Brandenburg.

Hintergrund ist eine Auseinandersetzung zwischen Hooligans der Drittliga-Vereine Hansa Rostock und Rot-Weiss Essen im vergangenen Herbst. Am 26. Oktober 2024 war ein mit Essener Fans besetzter Sonderzug in der Nähe von Gransee (Oberhavel) in Brandenburg von gewaltbereiten Hooligans gestoppt worden. Vermummte und aggressive Täter griffen daraufhin den stehenden Zug an. Es kam zu Schlägereien zwischen den Fan-Gruppen.

Mehrere Scheiben gingen zu Bruch, auch außerhalb der Waggons soll es zu Auseinandersetzungen gekommen sein. Der Sachschaden am Zug belief sich nach den Ermittlungen auf eine Schadenssumme von 118.000 Euro.

Kugelbomben und Übungsgranate gefunden

Laut Bundespolizei-Sprecherin Alina Müller wurden in der Folge gegen beide Fan-Gruppen ermittelt und mündete in die Razzia am Dienstag. Sie begann am frühen Morgen in mehreren Objekten in Nordrhein-Westfalen - darunter Essen und Oberhausen - sowie Mecklenburg-Vorpommern. Auch die Räumlichkeiten eines Fan-Projekts in Essen wurden von Polizisten durchsucht, ebenso jeweils ein Objekt in Berlin und Brandenburg.

Beschlagnahmt wurden demnach unter anderem Mobiltelefone und Unterlagen. An mehreren Einsatzorten wurde außerdem Pyrotechnik gefunden, wie es weiter hieß. "Wir haben in Essen zwei Kugelbomben gefunden und in Rostock eine Handgranate", sagte eine Sprecherin der Bundespolizei zu ersten Ermittlungsergebnissen. Bei der Handgranate handele es sich allerdings um eine "Übungsgranate", von der keine Gefahr ausgeht, weil sie nicht scharf gemacht werden könne.

Zudem wurden in Essen eine Schreckschusspistole, ein Butterfly-Messer sowie eine Luftdruckwaffe mit Prüfzeichen gefunden. In Essen und Oberhausen hätten die Tatverdächtigen massiven Widerstand gegen die Durchsuchung geleistet, hieß es von der Bundespolizei.

Nach monatelangen Ermittlungen vollstreckte die Bundespolizei jetzt nach rbb-Informationen im Auftrag der Staatsanwaltschaft Neuruppin 33 Durchsuchungsbeschlüsse gegen die 31 Verdächtigen. Ihnen wird unter anderem Sachbeschädigung, gefährlicher Eingriff in den Bahnverkehr, gefährliche Körperverletzung und Landfriedensbruch im besonders schweren Fall vorgeworfen.

Verabredung für Schlägerei im Zug

Die Fans aus Rostock und Essen sollen sich nach bisherigen Ermittlungen der Bundespolizei gezielt zu der Auseinandersetzung im Zug verabredet haben, wie eine Sprecherin am Dienstag mitteilte. In dem Zug hätten 780 Menschen gesessen, darunter auch Familien.

Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach von einem offenbar geplanten Gewaltexzess und forderte strafrechtliche Konsequenzen. Derartige Vorkommnisse könnten lebensgefährlich sein, vor allem im Bahnverkehr, heißt es in einer Mitteilung.

Die Mehrzahl der Verdächtigen ist bereits als "Gewalttäter Sport" aktenkundig. Auch drei rechtsextreme Straftäter sollen sich unter ihnen befinden. Haftbefehle hätte die Bundespolizei zunächst nicht vollstreckt, es gehe um die Sicherstellung von Beweisen, hieß es. Die Maßnahmen seien der Auftakt für weitere Ermittlungen.

Die Durchsuchungen fanden im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, im Brandenburger Landkreis Oberhavel, in Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin, Rostock, Greifswald, Anklam und Parchim, sowie in Nordrhein-Westfalen in Essen, Oberhausen, Bochum und Velbert statt.

Konsequenzen bei Hansa Rostock

Nach dem Überfall auf den Zug hatten fünf Aufsichtsräte von Hansa Rostock ihren Rücktritt erklärt. Mit dem Angriff sei eine rote Linie überschritten worden, hieß es. Hansa Rostock hatte sich von den Vorfällen distanziert. In der Vergangenheit waren Hansa-Fans schon mehrfach negativ in die Schlagzeilen geraten.

Der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Christian Pegel (SPD), sagte, er erwarte von Hansa Rostock nach dem Angriff deutliche Konsequenzen für die Täter. "Erneut hat eine kleine Gruppe von Kriminellen, die den Volkssport Fußball für ihre Lust auf Gewalt missbraucht, einen großen Schaden für den Verein, die Stadt und unser Land angerichtet", sagte Pegel weiter.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 11.03.2025, 19:30 Uhr

44 Kommentare

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  1. 44.

    Herrlicher englischer Humor eher.
    Im Bericht war nicht von Fans die Rede, wenn ich das "Verabredung für Schlägerei im Zug" lese. Rästelhaft ist mir allerdings, warum man Hools noch als Fußballfans bezeichnet. In erster Linie sind das einfach nur Schläger.

  2. 43.

    Wahrscheinlich waren die Vordrucke für die Massnahmen ausgegangen und mussten erst nachbestellt werden,hahaha, deutsche Bürokratie eben.

  3. 42.

    Tja, beim Heimspiel gegen Dynamo Dresden haben sie mit dem wahrlosen Abschießen von Leuchtraketen in den Gästeblock auch ihr ganzes Können gezeigt.
    Aber Hansa Rostock möchte irgendwie nichts daran ändern. Nicht umsonst gibt es kein Stadion in Deutschland bei dem die Heim-Ultras direkt neben dem Gästeblock stehen.

  4. 40.

    Unterirdischer Humor.
    Weshalb sollen Fans verprügelt werden können? Sind ja nicht alles Hools.
    Zäune könnte man um alle möglichen Einrichtungen oder Behausungen oder Stadtbezirke ziehen und nachgucken wer noch lebt.

  5. 38.

    Verstehe ich das richtig ? Im Oktober 24 ereignete sich die Randale, und im März 25 wurden Wohnungen im großen Stil zwecks Beweissicherung durchsucht ? Es fällt mir schwer, einen Sinn dahinter zu erkennen.

  6. 36.

    Nun höre sich die die Szene selbst feiern in den Kommentaren. Dabei, so der Inhalt des Artikels, seinen Gegenstände gefunden worden, die Silvester großen Schaden anrichten und auch im Stadion eingesetzt werden, mit verheerenden Wirkung.
    Liebe Szene der Schläger Trupps.
    Kauft euch Lippen Stift in dunklen blau und schwarz,
    Und geht, wie bei Monopoli,
    über Star und bewegt euch
    Zwei zeitstunden Richtung Westen.
    Ach geht gerade nicht weil die Polizei höflich an der Tür klopft. Man oder Mann was seit ihr für starke Typ. Wenn man Euch braucht seit ihr leider im Urlaub. Ach nicht am Strand.
    Na, auch hier gilt, ein rechtsstaatlichen Verfahren, gibt es in Mitteleuropa.

  7. 35.

    Wenn linke Frauen in Berlin demonstrieren und vermeintlich verbotene Parolen rufen, werden sie von der Polizei bewusstlos geprügelt. Wenn mehrfach wegen extremer Gewalt auffällig gewordene Fußballhools einen Zug zerlegen, in dem sich auch Kinder befinden, vollstreckt die Polizei noch nicht mal Haftbefehle - aber vor dem Gesetz sind alle gleich, wa?

  8. 34.

    Den Nickname nutze ich schon, da sind sie noch mit der Trommel um den Weihnachtsbaum gerannt.

  9. 33.

    Mir persönlich ist kein Verein ab den Regionalligen aufwärts bekannt, dem nicht Freunde der gepflegten Handgreiflichkeit gewogen sind. Die politische Richtung der Fans und Vereine sind dabei belanglos. Ebenso die Herkunft. Mit dem Finger in die jeweilige Himmelsrichtung zu zeigen, ist immer die richtige Richtung. Sogar Rote Brause Leipzig hat als Konstrukt Leute dieser Art unter den Fans. Jedes Wochenende können sich Schiries in allen unterklassigen Ligen auf Stress und Gewalt einstellen. Was da nicht von Hools oder wildgewordenen Vätern kommt, besorgen die Spieler.

  10. 32.

    Ich stolpere gerade über die 40% und wollte hiermit fragen, ob die belegbar oder gefühlt sind. Eine Quellenangabe würde mich in Entzücken versetzen. Bis da hin halte ich Ihre 40% für den üblichen Kokolores.

  11. 30.

    40% randalierende Idioten, die alles wollen außer Fußball schauen, verhindern, daß viele, viele Familien sich mit ihren Kindern, nicht mehr ins Stadion trauen. Böller, 200qm große Fahnen, sogenannte Einpeitscher auf den Sicherheitszäunen, bösartige Vereins Feindschaften, Mobs die sich zu Überfälle auf andere Fans verabreden usw. WAS HAT DAS NOCH MIT FUSSBALL ZU TUN?

  12. 29.

    Merkwürdig. Letztens kamen sie noch aus Brandenburg und haben sich über Berliner lustig gemacht.

    Blöd wenn man mit seinen geklauten Nicks durcheinanderkommt, nicht wahr?

  13. 28.

    Übungshandgranaten sind mititärisch.

    Ist der Bundeswehr mal wieder was abhandengekommen, Frank ?

  14. 26.

    Ihnen ist wirklich nicht mehr zu helfen, wenn Sie das Problem für Gesamtdeutschland nicht erkennen (wollen).

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