Auswärtssieg in der Analyse - Fabian Reeses Energie beflügelt Herthas Auferstehung in Ulm

So. 20.04.25 | 19:07 Uhr | Von Till Oppermann
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Herthas Fabian Reese jubelt gegen Ulm (Bild: IMAGO/Lucca Fundel)
Video: ARD Sportschau | 21.04.2025 | Bild: IMAGO/Lucca Fundel

Die erste Halbzeit verschläft Hertha BSC auswärts in Ulm – und gewinnt am Ende dennoch gegen den Abstiegskandidaten. Einmal mehr verhilft der fast verbissen kämpfende Fabian Reese Hertha entscheidend zum Sieg. Von Till Oppermann

Im Ulmer Donaustadion lag Herthas Matchwinner nach dem Abpfiff am Boden. Die 90 Minuten Fußball davor hatten nicht nur körperlich viel Kraft gekostet, auch nervlich waren sie ziemlich intensiv. Besonders für einen Perfektionisten wie Fabian Reese, dem ins Gesicht geschrieben stand, welche körperlichen Qualen ihm die erste Hälfte gegen den Aufsteiger bereitet hatten. Ihr zum Trotz gewann Hertha BSC am Sonntag in Ulm, bewies dabei allerdings erneut auch, was eine wirklich erfolgreiche Saison der Berliner verhindert hat.

Hertha fehlt die Spannung

In einer Liga, in der selbst den besten Teams die Konstanz fehlt, ist Hertha keine Ausnahme. An guten Tagen spielen die Blau-Weißen die Sterne vom Himmel, aber an schlechten Tagen geht gar nichts. In der ersten Hälfte sah es sehr danach aus, als wäre der Ostersonntag 2025 einer dieser schlechten Tage. Auf der einen Seite standen die Gastgeber aus Ulm, die sich in jeden Zweikampf warfen, den Bällen hinterher sprinteten und sich angetrieben von ihrem Trainer Robert Lechleiter gegenseitig motivierten und antrieben.

Auf der anderen Seite spielte Hertha seltsam spannungslos. Kapitän Toni Leistner und Mittelfeldspieler Kevin Sessa überboten sich zeitweise mit Fehlpässen. Ulm spielte die Partie im Kampf gegen den Abstieg wie ein Finale. Bei Hertha dagegen sah es so aus, als würden manche Spieler auf dem Platz schon darüber nachdenken, ob sie ihren Sommerurlaub auf Mykonos oder Sardinien verbringen sollen. Das Gegentor in der zehnten Minute stand sinnbildlich für dieses Gefälle zwischen den Teams.

Ausgangspunkt des Ulmer Angriffs war eine Hertha-Flanke auf einen unbesetzten zweiten Pfosten. Danach konterten die "Spatzen" so zügig, dass beim Tor durch Aaron Keller gleich vier Ulmer in Herthas Strafraum waren. Ihnen stellten sich nur Leistner und Linus Gechter entgegen. Wobei "entgegenstellen" die grundfalsche Beschreibung für ihr Abwehrverhalten ist. Beide liefen nur rückwärts und kamen nicht in den wichtigen Zweikampf. Gerade Gechter war so weit von den Ulmern entfernt, dass man sich nicht gewundert hätte, wenn er einfach weiter über die Tartanbahn bis in die Ulmer Fankurve gelaufen wäre.

Die Vorteile von Herthas wechselhaften Leistungen

Der Vorteil an Herthas fehlender Konstanz: Selten in dieser Saison spielen die Berliner zwei deckungsgleich oder auch nur ähnliche Halbzeiten hintereinander. Die hochveranlagte Mannschaft ist durchaus in der Lage, sich zusammen zu nehmen. Auch in der zweiten Halbzeit gegen Ulm zeigte Hertha, was möglich ist, wenn alle bei der Sache sind. "Die Mannschaft war bereit, gegen Widerstände anzukämpfen, ein Comeback zu starten und in der zweiten Hälfte mit einer unfassbaren Energie das Spiel zu drehen", lobte Trainer Stefan Leitl nach Spielende.

Dabei verzichtete Herthas Chef an der Seitenlinie auf ein Eigenlob. Das stinkt zwar bekanntlich, aber wäre am Sonntag durchaus angebracht gewesen. Schließlich gab Leitl seiner Mannschaft mit der Einwechselung von Jon Dagur Thorsteinsson für Kevin Sessa einen entscheidenden Impuls. Der Isländer stand noch keine Minute auf dem Platz, als er schon im Mittelfeld den Ball gewann und in Reeses Lauf spielte. Herthas Starspieler hatte anschließend keine Mühe zum Ausgleich zu verwandeln.

Die Energie des Fabian Reese

Die "Energie", von der Leitl sprach, brachten auch andere ins Spiel. Aber keiner verkörpert dieses Wort so sehr wie Fabian Reese. Wenn er Fußball spielt, guckt er, als würde es um Leben und Tod gehen. Mindestens. So auch nach seinem zweiten Tor, für das er den Ball nach einer fantastischen, weil anspruchsvollen Vorlage von Gechter mit vollem Risiko unter die Latte geschossen hatte.

Dass Hertha nun aus den letzten fünf Spielen 13 von 15 möglichen Punkten geholt hat, ist insbesondere Reeses sieben Toren in diesen besagten Partien zu verdanken. "Er ist ein unheimlich guter Junge, der alles für die Mannschaft tut, damit sie gewinnt", schwärmte Florian Niederlechner nach dem Spiel. Sollte Hertha den Ausnahmekönner im Sommer verlieren, müssen die Berliner nicht nur seine Tore, sondern auch seine Mentalität ersetzen. Letzteres könnte deutlich schwerer werden.

Spätes Siegtor durch einen Joker

Dass Hertha durch ein Traumtor von Ulm vor einen weiteren Widerstand gestellt wurde und auch diesen durch den späten Siegtreffer des eingewechselten Niederlechners überwand, spricht für die Entwicklung unter Leitl. Zumindest in den Ergebnissen liefert er seit Wochen die so dringend gesuchte Konstanz. Spätestens mit dem Sieg in Ulm ist klar, dass Hertha die Klasse halten wird.

Die Planungen der sportlichen Leitung können also intensiviert werden. Sie stehen vor einer komplizierten Aufgabe. Die finanzielle Lage zwingt Hertha Personalkosten einzusparen und hohe Ablösen zu kassieren. Gleichzeitig lechzen Fans, Umfeld und Vereinskasse nach dem Aufstieg in die Bundesliga. Der ist ohne die Energie von Fabian Reese schwer vorstellbar.

Sendung: Abendschau, 20.04.2025, 19:30 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

21 Kommentare

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  1. 21.

    Zitat: "Was kommt und passiert, liegt in weiter Ferne."

    Das (Nah-)Ziel für diese Saison war laut Herrich der Aufstieg in die Bundesliga, der als "alternativlos" bezeichnet wurde. Drescher hat das zwar später revidiert und als "aus dem Zusammenhang gerissen" bezeichnet; aber fest steht doch, dass Hertha aufgrund der sehr angespannten finanziellen Situation in der nächsten Saison mit erheblich weniger Geldmitteln für den Aufstiegskampf auskommen muss. Maza ist schon so gut wie weg und auch andere Leistungsträger wird man wohl abgeben müssen, wenn einigermaßen entsprechende Angebote eintrudeln. Und wenn Reese geht, fällt ein nahezu Erfolgsgarant weg, den man so nicht ersetzen wird können. Das ist alles sehr nah und nicht "in weiter Ferne", Christian.

  2. 20.

    Hotte und Jürgi wissen offenbar mehr. Absolut spekulativ, was die beiden schreiben. Was kommt und passiert, liegt in weiter Ferne. Die Stadionmiete beträgt knapp vier Millionen Euro und wurde bisher immer bezahlt, wenn auch rückwirkend zum Saisonende. Keine Mär, sondern Tatsache. Hertha hat eine hervorragende Jugendarbeit, und die Akademie gehört zu den besten der Bundesrepublik.
    Fröhliche Ostern

  3. 19.

    Ich glaube, Jürgie, das Sie weitgehend richtig liegen . Ein Aufstieg in 2026 ist völlig unrealistisch. Dazu müsste Hertha BSC alle ihre derzeitigen Leistungsträger behalten und zusätzlich noch paar richtig gute dazu bekommen.Was angesichts der miserablen Finanzlage unmöglich erscheint.Im Raum stehen zwar Spielerverkäufe die ein paar Millionen einbringen und hohe Gehälter einsparen ,demgegenüber stehen die im Herbst anstehende Bezahlung der 40 Millionen Anleihe an die Gläubiger, weitere Verbindlichkeiten in hohem Euro Bereich ,Stundungen der Stadt Berlin für bereits mindestens 2Saisons Stadionmiete . Geht man davon aus das es pro Saison 17 Heimspiele im Olympiastadion sind macht das bereits 34 Heimspiele aus Der Verein hatte mal pro Heimspiel eine Miete zwischen 170000 und 200000 Euro genannt! Macht also weitere 6,5 Millionen Schulden bei der Stadt aus. Und die werden auch dieses und nächstes Jahr gestundet werden müssen.Alles in allem : nicht wirklich positiv für die Charlottenburger.

  4. 18.

    Die Frage ist doch, ob Reese heute überhaupt noch bei Hertha spielen würde, wenn er sich nicht in der Saisonvorbereitung verletzt hätte.

  5. 17.

    Spekulativ, man könnte auch fragen, wo würde Hertha stehen mit Reese in Saisonhälfte 1?

    Schade...Ha Ho He

  6. 15.

    Falsch gelesen!
    Das Ziel war diese Saison der Aufstieg oder wenigstens in nähe der Aufstiegsplätze!
    Weit verfehlt!
    Über die Ziele der nächsten Saison habe ich mich nicht geäußert

  7. 14.

    Ja, Wunschdenken. Oder wollen Sie Herthanern die Kenntnis über den Zustand ihres Vereins absprechen?
    Nicht nur rotweiß hat Träume, blauweiß auch. Wie jeder Fan seines Lieblingsvereins.
    HaHoHe nach Köpenick

  8. 13.

    Hallo lieber Herthafan: Punktemässig mag das stimmen mit dem Klassenerhalt, aber glauben Sie ernsthaft auf einen möglichen Aufstieg von Hertha BSC im nächsten Jahr? In die 1. Bundesliga??? . Wohl eher Wunschdenken. Im Sommer werden eine Menge Spieler den Verein verlassen Einige freiwillig,andere unfreiwillig. Fachleute schätzen die Einnahmen durch Spielerverkäufe auf ca. 25-30 Millionen. Das reicht bei weitem nicht für eine Umschichtung der fälligen Ablöse im Herbst. Mit welchem Spielerkader will man dann aufsteigen, vorausgesetzt man bekommt überhaupt im Sommer die nötige Lizenz???

  9. 12.

    Reese schaut so wie Ronaldo.
    Genauso Arrogant.
    Wenn alles nur von einem Spieler abhängig ist, sieht man die Mittelmäßige Qualität des gesamten Kaders , die höchstens Zweitligatauglich ist.Reese wird zu einem anderen Verein wechseln und dort allenfalls auf der Bank versauern, weil er nichts anderes ist als ein ganz normaler Zweitligaspieler, der nur von den Medien und den Fans Hochgezattzt und überbewertet wird.

  10. 11.

    Ziel: Aufstieg verpasst
    Ziel: Abstieg verhindern fast erreicht
    Trainer Fiel wurde entlassen
    Der erste nimmt schon sein Hut( Zecke Neuendorf)
    Tja, wenn Amateure im Verein sind, dann kommt sowas dabei
    raus.
    Bin Herthafan , aber man muß sich ehrlich machen:
    Was wäre Hertha ohne Reese ?
    Gestern fehlte auch Maza
    Sessa, Demme und Cuisance völlig überfordert

  11. 10.

    Ich glaube diese Frage bekommen wir am Ende der nächsten Saison beantwortet und es wird keine positive sein

  12. 9.

    Immer gleich wieder diese Träumereien...

    Der BCC 777 kann, allein auf Grund dessen das man Millionen im 2 stelligen Bereich einnehmen muss, glücklich sein überhaupt die Lizenz zu bekommen.

    Und nach all den Verkäufen von Spielern die dafür nötig sind, wird der BCC 777 dahin abrutschen wo er hingehört, nämlich in Liga 3 !!! :o)))

  13. 8.

    Die Kommentare 3 - 6 sind vollkommen richtig. Das bedeutet eben aber auch, dass es sehr fragwürdig ist, den Erfolg einer Mannschaft von e i n e m Spieler abhängig zu machen. Wenn Hertha wirklich zurück in die erste Liga will, muss sie sich in dieser Qualität breiter aufstellen. Das aber ist angesichts des finanziellen Spielraums fast unmöglich. Das bedeutet eigentlich, versuchen sich in der zweiten Liga zu entschulden (wahrscheinlich über einen größeren Zeitraum) und erst dann wieder einen Versuch zum Aufstieg zu machen. Ob das aber möglich ist…….?

  14. 7.

    Was soll ich bitte von Mannschaften halten, die Ausfälle von einzelnen Spielern nur unzureichend ausgleichen können?

  15. 6.

    Zur Frage von @Eusebio "Wo würde Hertha ohne Reese stehen ?"
    eine andere Frage "Wo würde Hertha m i t Reese -ohne Verletzung in der 1. Halbserie- stehen ?"

  16. 5.

    Die Frage müsste lauten : Wo würde Hertha stehen wenn Reese nicht zusammengetreten würde

  17. 4.

    Wo würde Hertha stehen, wenn Fabi die ganze Saison hätte spielen können?
    Alles nur Spekulativ, es ist wie es ist.

  18. 3.

    Weiter so, dann schafft ihr in der nächsten Sauson den Aufstieg! HaHoHe-HerthaBSC!

  19. 2.

    Wo würde Hertha ohne Reese stehen ?

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