Bundesliga-Rekord - Unglaubliche erste Hälfte: Union sichert sich mit 4:4 gegen Stuttgart den Klassenerhalt

In einem außergewöhnlichen Fußballspiel haben sich Union Berlin und der VfB Stuttgart mit einem 4:4-Unentschieden getrennt. Alle acht Tore fielen in der ersten Hälfte. Der Punkt reicht Union Berlin außerdem zum sicheren Klassenerhalt.
- Das 4:4-Unentschieden besiegelt den Klassenerhalt für Union Berlin
- Noch nie sind acht Tore in einer ersten Bundesliga-Halbzeit gefallen
- Für Union trafen Diogo Leite, Leopold Querfeld und zweimal Andrej Ilic
- In der zweiten Hälfte ließ die Berliner Abwehrreihe nichts mehr zu
Kein Sieger in einer verrückten Partie: Mit einem Spielstand von 4:4 (4:4) endete das Aufeinandertreffen zwischen Union Berlin und dem VfB Stuttgart, das in die Bundesliga-Geschichte eingeht. Noch nie zuvor waren in einer ersten Halbzeit acht Tore gefallen.
Der Spielverlauf
Abtasten? Fehlanzeige. Union Berlin ließ Stuttgart keine fünf Minuten, um sich an die Stimmung im Stadion An der Alten Försterei zu gewöhnen. Nach einem Kopfball von Danilho Doekhi konnte der Stuttgarter Jeff Chabot nicht sauber klären. Der Nutznießer: Andrej Ilic, der den Ball eiskalt im rechten Eck zum 1:0 verwandelte (5. Minute).
Wenige Minuten später wurde es erneut laut unter den Union-Fans. Diogo Leite stand nach einem Freistoß genau richtig, wurde von der Stuttgarter Defensive weitgehend ignoriert und köpfte so zielsicher zum 2:0 ein (19.). Luft zum Durchatmen blieb weiterhin nicht, denn auf einmal stand es nur noch 2:1. Deniz Undav zeigte keine Nerven und zog nach Vorlage von Maximilian Mittelstädt schnörkellos ins linke untere Eck ab.
So verrückt dieses Spiel bisher verlief, so verrückt ging es weiter. Auftritt Enzo Millot: Mit einem sehenswerten Schuss mit links schlenzte der Offensivmann den Ball aus der Distanz ins Netz zum 2:2 (30.). Vier Tore in 30 Minuten - und das Spiel war wieder ausgeglichen.
Ob Leopold Querfeld sich von diesem Schuss inspiriert fühlte? Es besteht zumindest die Möglichkeit, denn in der 39. Minute packte der 21-Jährige ein Traumtor aus 34 Metern aus, das alles bisher Gesehene in den Schatten stellte. Mit perfekter Flugkurve flog der Ball in den rechten Winkel – Alexander Nübel hatte keine Chance.
Union lag wieder in Führung – für fünf Minuten. Denn dann war auch Jeff Chabot dran, traf per Kopfball zum 3:3 (43.) und beobachtete kurz drauf seinen Kollegen Chris Führich, wie er das Netz erneut wackeln ließ (45.+1).
Die ungläubigen Gesichter auf den Tribünen durften sich immer noch nicht in die Pause verabschieden, denn Andrej Ilic wollte auch nochmal ran. In der sechsten Minute der Nachspielzeit der ersten (!) Hälfte traf er zum 4:4. Erneut per Kopf. Eine unfassbare Halbzeit nahm damit sein Ende und ließ alle Zuschauer und Beteiligten sprachlos zurück.
Sebastian Hoeneß und Steffen Baumgart riefen in der Halbzeitpause offenbar zu mehr Ruhe auf – und das zeigte sich im jetzt sehr veränderten Spiel. Beide Mannschaften wirkten bedachter, vielleicht auch ein bisschen kraftloser. Die Abwehrreihen standen nun besser. Das berühmte Pulver war tatsächlich verschossen und die zweite Hälfte in diesem irren Spiel blieb ohne Tore.
Union Berlin hat damit 13 Punkte Abstand auf den Relegationsplatz. Ein Vorsprung, der in vier ausstehenden Spielen nicht mehr aufzuholen ist. Es steht also fest: Auch in der kommenden Saison spielen die Köpenicker erstklassig.

Person(en) des Tages
Die Spielstände für die Zuschauer im Stadion An der Alten Försterei werden nicht elektronisch angezeigt und angepasst – wie in den meisten Stadien - sondern händisch. Wie genau? Mitarbeiter der Köpenicker wechseln große, weiße Tafeln aus, auf denen die jeweiligen Zahlen zu sehen sind. Diese schieben sie dann in die entsprechende Vorrichtung, sodass alle Anwesenden vor Ort erkennen können, wie es aktuell steht.
Es bleibt zu vermuten, dass die zuständigen Herren heute die schweißtreibendsten 45 Minuten ihrer Amtszeit hingelegt haben. Aber nie war es wichtiger, den Spielstand aktuell zu halten. In so einer Halbzeit kann man sonst auch mal durcheinanderkommen.
Was war denn da los?
Von diesem Spiel wird einiges hängenbleiben. Unter anderem: das Traumtor von Leopold Querfeld aus 34 Metern. Das zweite Saisontor des 21-Jährigen können sich Fußball-Liebhaber in Dauerschleife zu Gemüte führen. Und das Ganze wird noch besser, wenn man weiß: Die Torwahrscheinlichkeit für diesen Treffer lag bei 1,2 Prozent, laut bundesliga.de. Nicht mehr und nicht weniger. Ein Fakt, der dieses Spiel eindrücklich beschreibt.
Zählbares
- Jubiläum: Die Partie gegen Stuttgart war das 200. Bundesligaspiel von Union Berlin.
- Die Köpenicker sicherten sich bisher sechsmal den Klassenerhalt in der Bundesliga - dreimal davon in Spielen gegen Stuttgart.
- Zur Halbzeit stand es zwar 4:4, die xGoals-Werte der beiden Mannschaften lagen aber bei 1,00 (Union Berlin) und 0,75 (Stuttgart). Das bedeutet: Berlin hatte in der ersten Hälfte Chancen, die statistisch im Durchschnitt zu 1,00 Toren führen. Bei Stuttgart wären 0,75 Tore zu erwarten gewesen.
Stimmen zum Spiel
Steffen Baumgart (Trainer Union Berlin): "Als Trainer willst du defensiv natürlich ein bisschen klarer stehen, gerade weil wir es die letzten Wochen hingekriegt haben. Diesmal haben wir es gar nicht hingekriegt. Dafür haben wir bei Standards richtig gut ausgesehen."
Christopher Trimmel: "Das müssen wir heute feiern. Das ist nichts Selbstverständliches. Wenn man die letzten sechs Wochen von uns sieht, dann haben wir uns den Klassenerhalt natürlich verdient, weil die Resultate gestimmt haben und die Leistung."
Sebastian Hoeneß (Trainer VfB Stuttgart): "Ich finde, wir sind super mit dem Rückschlag umgegangen. Man darf nicht vergessen, wir sind eine junge Mannschaft. [...] Dass es dann am Ende nicht zum Sieg reicht, ist schade, aber das Positive überwiegt heute."
Der Liveticker zum Nachlesen
Sendung: rbb24 Inforadio, 19.04.25, 18:30 Uhr