Zweite Fußball-Bundesliga - Fünf Erkenntnisse aus Herthas Unentschieden gegen Magdeburg

Fr. 25.04.25 | 21:50 Uhr
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Hertha-Spieler vor der Fankurve (imago images/Michael Taeger)
Audio: rbb24 Inforadio | 26.04.2025 | Lars Becker | Bild: imago images/Michael Taeger

Gegen Magdeburg läuft Hertha BSC vor allem in der ersten Halbzeit gehörig hinterher. Fünf Gründe, warum es am Ende doch zum Punktgewinn reichte - aber nicht zu mehr. Von Ilja Behnisch

Hertha kann sich anpassen

Mit einem Expected-Goals-Wert von 1,67 zu 0,78 ging der 1. FC Magdeburg gegen Hertha BSC in die Pause. Gefühlt hätte man sich auch über ein 3:1 der Gäste nicht wundern müssen. Die auswärtsstärkste Mannschaft der zweiten Liga dominierte die Partie ab der dritten Minute fast nach Belieben. Umso erstaunlicher, dass sich das Bild in der zweiten Halbzeit überhaupt nicht bestätigte. Die Berliner wirkten nun deutlich klarer in ihrem Spiel, ließen sich nicht mehr so sehr stressen vom Magdeburger Pressing und erzeugten immer wieder Ruhephasen bei eigenem Ballbesitz. Auch ließ sich das Team vor lauter Angst nicht mehr so tief in die eigene Hälfte drängen, wie noch in den ersten 45 Minuten.

Kurzum: Die Analyse in der Halbzeit-Pause schien gesessen zu haben. Und besser noch: Die Mannschaft konnte umsetzen, was daraus abgeleitet wurde. Erst Recht, als mit Florian Niederlechner ein klarer Zielspieler in die Partie kam (65.), der es Fabian Reese ermöglichte, auf den Flügel auszuweichen, wo er an diesem Abend entschieden besser aufgehoben war.

Ibrahim Maza ist ein Mensch

Es war die vielleicht schwächste Vorstellung des 19-jährigen Mega-Talents in den vergangenen Wochen. Das darf er aber durchaus positiv sehen. Denn zum einen hat das Spiel gegen giftige Magdeburger gezeigt, dass er durchaus noch Baustellen hat, an denen es zu arbeiten gilt. So verpasste Maza immer wieder den richtigen Zeitpunkt für das Abspiel. Oder aber er verlor den Ball durch viel zu riskante Dribblings in gefährlichen Zonen. Heißt aber auch: Der Junge ist ein Mensch. Davon war nach den starken Leistungen zuvor nicht unbedingt auszugehen.

Die Standards haben Ausbau-Potential

Klingt komisch, schließlich war es ein Freistoß von Michael Cuisance, den Linus Gechter in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit zum 1:1 ins Glück schädelte. Dennoch. Die vier Ecken versandeten mehr oder weniger uninspiriert im Berliner Frühlingsabend. Auch die sonstigen Freistoß-Versuche liefen eher unter dem Motto "wird schon", als dass sie einem klaren Plan zu folgen schienen.

Auffällig war das insbesondere in der vierten Minute der Nachspielzeit, als Cuisance von der rechten Seite und auf Höhe des Strafraums nochmals die beste Möglichkeit besaß, für Gefahr zu sorgen. Doch der Franzose mit dem feinen linken Fuß prügelte den Ball scheinbar ohne Hintergedanken in die Mitte. Dass es bei Standards aber mehr geben darf als das Prinzip Hoffnung, lässt sich beim Stadtrivalen Union Woche für Woche bestens studieren.

Die Linksverteidiger-Position bleibt eine Baustelle

Für den defensiv griffigen, offensiv aber häufig harmlosen und gegen Magdeburg gelb-gesperrten Deyovaisio Zeefuik durfte sich einmal mehr der vom rechten Flügelstürmer zum linken Schienenspieler umgeschulte Marten Winkler probieren. Und während man etwa beim Spiel in Köln noch durchaus Phantasie entwickeln konnte, warum das eine gute Idee sein könnte, ließ einen diese Partie etwas ernüchtert zurück.

Defensiv deckte er viel Raum und wenig Gegenspieler. Offensiv trat Winkler überhaupt nicht in Erscheinung. Dabei wäre er mit seiner Geschwindigkeit durchaus prädestiniert gewesen, die hoch aufgerückten Magdeburger in Umschaltmomenten schlicht zu überlaufen. Doch entweder fehlte ihm das Gespür für den richtigen Moment, den Mitspielern die Fähigkeit, überhaupt ins Umschalten zu kommen oder aber Winkler im letzten Drittel einmal mehr die Ruhe und Genauigkeit in der finalen Aktion.

Die Stimmung ist erstklassig

62 Tausend Zuschauer waren es letztlich, die an einem wunderschönen Frühlingsabend den Weg ins Berliner Olympiastadion fanden. Die Sonne legte sich ins Zeug und über das weite Runde, als wolle sie auch das letzte Fan-Herz mit einer weiteren Saison zweiten Liga versöhnen. Weil auch die Gäste aus Magdeburg mit rund 15 Tausend Fans zugegen waren, entwickelte sich neben einem zumindest in der ersten Halbzeit unterhaltsamen Spiel eine mindestens ebenso prächtige Stimmung.

Und weil die Hertha am Ende zwar die unterlegene Mannschaft war, aber nicht einmal verloren hat, könnte man ihren Fans fast zurufen, dass die Liga-Zugehörigkeit doch eigentlich fast schon egal ist, angesichts des erstklassigen Rahmens. Zumal man der alten Weisheit, das Olympiastadion sei nur dann so richtig atmosphärisch, wenn es ausverkauft ist, inzwischen entgegen halten kann: Knapp 60 Tausend reichen dicke. Andererseits: Der nächste matschig-graue November kommt so sicher wie die nächste Trainer-Entlassung. Bitter.

Sendung: rbb24 Inforadio, 25.04.2025, 22:15 Uhr

16 Kommentare

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  1. 16.

    Sie haben so recht mit allem.
    Wie soll eine richtige Mannschaft und Kontinuität entstehen, wenn permanent neue Spieler zueinander finden müssen. Sie werden bei uns ausgebildet und dann abgekauft. Da zählt dann eben das Geld, aber sicher auch die 1. Liga.

  2. 15.

    >> Und Kaiserslautern hat nicht mal eine vernünftige Handballmannschaft. <<
    Vorsicht! Handball ist vielleicht kein so glücklich gewähltes Beispiel. Ich weiß zwar nicht, ob ein waschechter Kaiserslauterer sich noch eher den Fuß abhacken würde, ehe er nach Mannheim rüberfährt, aber wen es um Sport "in der Region" geht, spielen die Rhein-Neckar-Löwen sicher eine Rolle.

    Am Ende ist die schon tausendmal geführte Diskussion um Zuschauerzahlen im berliner Sport, die Konkurrenz durch andere Sportarten, bla, bla, bla vollkommen sinnlos. Besonders mit Nils!

  3. 14.

    Ich finde es traurig, dass einem 19-Jährigen wie Maza in so jungen Jahren mit Millionensummen der Kopf verdreht wird. Traurig finde ich es auch, dass Maza sich nicht Zeit gibt, und auch Hertha, hier bei seinem Verein zu reifen. Da macht ein Verein gute Jugendarbeit, statt Dank gibt es Millionen an Ablöse.

    Niederlechner war erneut einer der Spieler auf dem Platz und setzte erneut gute Aktzente. Warum muss er gehen? Kann man ihm nicht einen Jahresvertrag mit einem Gehalt zwischen 100.000 bis 200.000 Euro geben? Dann hätte man einen guten Ersatzspieler oder ist heutzutage solch ein Gehalt zu wenig?

    Als Fan ist es traurig mit anzusehen, dass es nur um Geld geht. Söldner werden hin- und hergeschoben. Viel lieber würde ich eine Mannschaft auf dem Platz sehen, die Erfolge feiert und durch Niederlagen wächst, bei der aber kein so großer Personalwechsel jedes Jahr stattfindet. Und wo auch einem Trainer Zeit gegeben wird,

  4. 13.

    Was gibt es denn in ganz Sachsen-Anhalt sonst noch so außer den FC Magdeburg und den SC Magdeburg was auch nur annähernd für hohe Besucherzahlen sprechen würde? Und Kaiserslautern hat nicht mal eine vernünftige Handballmannschaft.

  5. 12.

    Was bei diesen Zahlen Spielereien immer gerne vergessen wird, ist die Konkurrenz zu den Füchsen, Alba , BR Volleys Union und Eisbären - da kann der Sportinteressierte breit auswählen.
    In K. Lautern - um bei Ihrem Beispiel zu bleiben- gibt es nur den FCK. Ähnliches gilt im übrigen auch für Gelsenkirchen.

  6. 11.

    ZB. Der 1.FC Kaiserslautern hat einen Durchschnitt von 45000 Zuschauer. Hier leben Einhunderttausend Menschen.
    Ich möchte nur damit sagen das es nichts ungewöhnliches ist das 45000 Herthafans ins Stadion gehen in einer Dreimillionenstadt.
    Magdeburg ist auch mit etwas mehr als Zweihunderttausend Einwohner relativ klein, hat aber trotzdem 15000 Fans mitgebracht.

  7. 10.

    Sogar der große FC Barcelona hat nur einen Besucherschnitt von gut 45000 und da werden ja auch ein paar Auswärtsfans zugegen sein. Der spielt sogar immerhin erstklassig und regelmäßig CL. Zudem leben über 2 Mio Leute in und 1 Mio um die Stadt herum. Also was wollen Sie uns mit dieser sinnfreien Aussage sagen?

  8. 8.

    Verdient? Und eine Einteilung, wer wohin gehört? Lächerlich. Es geht um Leistung und Ergebnisse. Sonst müsste ja niemand mehr spielen.

  9. 7.

    Können Sie nicht lesen ?
    Wenn sie schon auf meine Meinung antworten, dann bitte mit meinem Namen, nicht mit Nils oder so.
    Außerdem waren alleine 15000 Magdeburger Fans im Stadion.
    Nach meiner Rechnung waren es dann 45000 Herthafans
    In einer 3,5 Millionenstadt nichts besonderes.

  10. 6.

    Danke Nils für diesen „Kommentar“ - da war wohl Ostern verhagelt? Die schon angeführte Zuschauerzahl sagt ziemlich eindeutig, dass sehr viele Ihre Wünsche nicht teilen. Auchwenn gestern die Leistung insgesamt nur ok war, hat es doch wohl 60.000 Leuten gefallen, was soll also das ewige Rumgenörgle? Zukunft der Hertha wird eh‘ am Finanztisch entschieden…
    DAS ist bitter!

  11. 5.

    Hertha BSC hat klar das Saisonziel Aufstieg, dann Meisterschaft und Champions League Verpasst. Es war eine ganz schwache Saison, die hoffentlich nächstes Jahr mit dem Abstieg in die Drittklassigkeit mündet.

  12. 4.

    Superstimmung, tolle Atmosphäre und ein z.T. recht flottes Spiel. Aber irgendwie fehlte die Brisanz: FCM wollte aufsteigen?
    Hat man nicht so zwingend gesehen… Lag aber vielleicht auch an Hertha. Reporter hat etwas Unrecht, da dieses Jahr auch im Nieselnovember und im Arschabfrierfebruar Tausende kamen - Schnitt von über 50.000.
    Ja, soooo macht auch 2.Liga Spaß und die erste wird recht langweilig: Interessiert wirklich jemanden, ob nun Bayer oder Bayern oder der BVB vorne liegt?
    Schön wäre jetzt noch ein Berlinderby, aber dazu müsste Union wohl nächstes Jahr absteigen… Ob die Dame noch mal hochkommt, liegt vielleicht auch am Verbleib Reeses.
    Gester sprachen viele datüber und irgendwie war die Stimmung auch ein bisschen wehmütig. Warum wohl??

  13. 3.

    Sie wissen ja offensichtlich alles ganz genau, insbesondere auch wer in die 1. Liga gehört und wer nicht. IMHO gehören die besten 18 Mannschaften da hin, und zu denen zählten insbesondere Schalke und meine Hertha in dieser Saison leider nicht. Und was genau bedeutet "mehr als unverdient", wenn in einem Fußballspiel ohne entscheidende Schiri-Aussetzer am Ende ein Unentschieden steht? Haben dann nicht beide Mannschaften gleich viele Tore geschossen, was, wenn ich mich recht erinnere, der Zweck des Spiels ist?

  14. 2.

    Magdeburg hätte den Sieg verdient gehabt. Hertha in der 2. Halbzeit besser, aber trotzdem ist das 1:1 mehr als unverdient. Stimmung war 1. Liga. Was sollen Kiel, Hoffenheim, Heidenheim, Roter Mist Leipzig in der 1. Liga?
    Völliger Blödsinn.
    Hertha, Schalke, Magdeburg, FCN, Kaiserslautern gehören da hin.

  15. 1.

    Ein 1:1 gegen eine starke Mannschaft wie Magdeburg ist doch durchaus akzeptabel.

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