Volleyball-Playoffs - Volleys steuern auf enges Finale zu
Ein Schreckensgegner zum Abschluss: Am Sonntag empfängt Berlin die Überflieger aus Lüneburg zum ersten Finalspiel. Die Paarung enthielt in dieser Saison bereits Zündstoff. Der Abomeister stellt sich auf harte Partien ein. Von Shea Westhoff
Wenn Jake Hanes auf den bevorstehenden Finalgegner Lüneburg angesprochen wird, zeigt sich sein großer Respekt deutlich. "In dem Team sind eine Menge harter Arbeiter", sagt der Diagonalangreifer der BR Volleys. "Sie haben eine beeindruckende Saison gespielt. Das wird ein harter Kampf."
Der US-Amerikaner hat Anlass zur Demut. Fünfmal traf sein Team in der laufenden Spielzeit auf die "Lünehünen", wie der Verein aus der Hansestadt seine Spieler bezeichnet. In den umkämpften, engen Partien in Liga, Pokal und Champions League haben die Berliner mit drei zu zwei Siegen aktuell denkbar knapp die Nase vorn.
Hanes' emotionales Wiedersehen mit Lüneburg
Die bislang letzte Begegnung der beiden Top-Teams blieb dabei besonders in Erinnerung und fand in Jake Hanes ihren umstrittenen Protagonisten: In einem emotionalen Spiel räumte der US-Amerikaner bei einer Ballrettungs-Aktion einen Mitarbeiter am Anschreibetisch ab, woraufhin ihm in der Lüneburger Arena ein Pfeifkonzert entgegengellte. Hanes, der zunehmend die Nerven zu verlieren schien, wurde vom Platz gestellt - und leistete sich noch ein gestenreiches Scharmützel mit dem Schiedsrichter. Am Ende verloren die Berliner.
"Bei wichtigen Spielen versuche ich, eine Extraportion Energie reinzubringen und dadurch auch das Team in die richtige Richtung zu pushen", sagt Hanes mit Blick auf seine umstrittene Darbietung im März, für die er sich bereits in einer öffentlichen Mitteilung entschuldigte. "In diesem Spiel war es nicht das richtige Maß oder die richtige Form von Energie. Das will ich nicht wiederholen."
Man kann aber auch so sagen: Wenn der 2,10m große Schlüsselspieler der Volleys derart die Fassung verliert, dann hat der Gegner wohl auch etwas richtig gemacht.
Lüneburger Parade-Saison
Am Wochenende setzten die Niedersachsen einer packenden Halbfinalserie gegen VfB Friedrichshafen ein Ende, indem sie den Dauerfinalisten im fünften Spiel aus den Playoffs kegelten. Damit durchbrach Lüneburg nebenbei die Endspiel-Hegemonie der Volleyball-Bundesliga: Seit 2012 hatten durchweg die Berliner und die Friedrichshafener den Titel unter sich ausgemacht.
Dabei bewies das Team aus der 70.000-Einwohnerstadt einmal mehr, welcher Faktor die heimische Arena ist: Vor eigenem Publikum gab das Team um Mittelblocker Xander Ketrzynski in der Hauptrunde ein einziges Spiel verloren (0:3 gegen die Volleys Herrsching).
In der Zuschauerwertung ist der Verein bei einem Schnitt von 2.915 bereits Zweiter hinter Berlin (4.362).
Auch in der Champions League sorgte Lüneburg für Aufsehen, ausgerechnet gegen die Berliner. Nach Hin- und Rückspiel warf die Mannschaft von Trainer Stefan Hübner die Volleys aus der Königsklasse, Schluss war für Lüneburg im Viertelfinale gegen das polnische Topteam CMC Zawiercie.
Dagostino: "Zeigen, dass wir das bessere Team sind"
"Wir haben eine Menge Erfahrung in unserem Team", sagt Hanes über den mit vier Olympia-Teilnehmern ausgestatten Berliner Kader. Die Lüneburger hingegen hätten "eine Menge jugendlicher Energie".
Die Finalserie, die am Sonntag (16 Uhr) in der Max-Schmeling-Halle ihren Auftakt hat, könnte entsprechend eine enge werden. "Jetzt haben wir noch mal die Möglichkeit, zu zeigen, dass wir das bessere Team sind", sagt Hanes' Teamkollege und Landsmann Kyle Dagostino. "Und dafür gibt es wohl kaum einen besseren Weg, als in der Finalserie den Titel zu holen."
Sendung: DER TAG, 24.04.2025, 19 Uhr