Hertha und die Stadien - Nur nach Hause gehen wir nicht

| Von Jakob Rüger
  3
Der damalige Hertha-Trainer Helmut Kronsbein umarmt am 31.05.1980 seinen Spieler Uwe Kliemann (Quelle: imago/Sportfoto Rudel)
Audio: Inforadio | 24.07.2017 | Jakob Rüger | Bild: imago/Sportfoto Rudel

125 Jahre Hertha BSC, das sind Skandale, Erfolge, Niederlagen und schillernde Figuren.  Der Verein hat eine ereignisreiche Geschichte hinter sich. Auch was die Heimspielstätten der Alten Dame in der Stadt betrifft. Von Jakob Rüger

Alles begann auf dem sogenannten Exer, dem Exerzierplatz des Alexander-Regiments an der Schönhauser Allee. Dort spielte Hertha BSC 1884 seine ersten Partien. Vom Exer ist heute nichts mehr übrig. Schon zur damaligen Zeit, war es kein normaler Fußballplatz. Tore und Spielfeldmarkierungen mussten selbst mitgebracht werden, und die Spieler zogen sich in benachbarten Gaststätten um. Was heute undenkbar für die Hertha Stars ist, war damals Normalität.

Der erste richtige Fußballplatz der Alten Dame war ab 1905 der Schebera-Platz. Benannt und errichtet vom  Gastwirt Joseph Schebera an der Behmstraße im Berliner Ortsteil Gesundbrunnen. Hier begann Herthas Erfolgsgeschichte. 1906 gab es die erste Berliner Meisterschaft, die Blau-Weißen erspielten sich einen treuen Zuschauerstamm. Die Pacht für den Platz betrug übrigens 50 Pfennig im Monat. Was heute nach einem Trinkgeld klingt, war Anfang des 20. Jahrhunderts eine Menge Geld, das Hertha über erhöhte Mitgliedsbeiträge aufbrachte.

Die legendäre "Plumpe"

Doch irgendwann war die Pacht für den Verein nicht mehr zu bezahlen. Nach zahlreichen Streitigkeiten mit dem Platzbesitzer Schebera kaufte Hertha 1923 das Gelände gegenüber dem "Exer" in Berlin-Wedding. Kurz darauf begannen die Bauarbeiten für das neue Stadion Gesundbrunnen, besser bekannt als Plumpe. So wurde im Berliner Volksmund das Areal um den Gesundbrunnen genannt. Hier war auch erstmals der legendäre Hertha Schlachtruf zu hören: "Ha Ho He – Hertha BSC". Über 35.000 Zuschauer fanden in der Plumpe Platz. Unvergessen die beiden steilen Hintertortribünen, die Uhrenberg und Zauberberg genannt wurden.

"Wir konnten immer zu Fuß zum Platz gehen", erinnert sich Herthas ehemaliger Spieler und Fan Uwe Kliemann an die Plumpe. "Manchmal haben wir auf dem Zauberberg in einem Baum gesessen und das Spiel geschaut. Weil es so voll war, hätten wir als Kinder sonst nichts gesehen. Und dann saßen wir dort 90 Minuten auf der Astgabel." Bis heute gilt die Plumpe als schönstes Berliner Fußballstadion, die Anforderungen an die neu gegründete Bundesliga konnte es aber nicht erfüllen. 1963 zog Hertha BSC deshalb vom Eigenheim ins Olympiastadion zur Miete. Der Verein häufte jedoch Schulden in Höhe von rund 6,6 Millionen Mark an. Deshalb entschloss sich Hertha die ohnehin nicht mehr ligataugliche Plumpe 1972 zu verkaufen. Hertha Präsident Heinz Warneke warnte damals vor der umstrittenen Entscheidung: "Wenn wir nicht verkaufen, gehen wir in Konkurs."

| Bild:

Zu groß, zu klein

Der Verkauf an die Stadt rettete Herthas Existenz. Die Spielstätte wurde 1974 schließlich abgerissen, um 440 neuen Wohnungen Platz zu machen. Heute erinnern nur noch vier Fußballspieler-Skulpturen von Michael Schoenholtz an die frühere Hertha Heimat am –Bhf. Gesundbrunnen. Mit der neuen Heimat, dem weitläufigen Olympiastadion, wurden Fans und Verein aber nie richtig warm. Schon in den 70er und 80 Jahren war das Olympiastadion viel zu groß. Teilweise verloren sich gerade einmal 5.000 Zuschauer im weiten Rund. Als Hertha Mitte der 80er Jahre sogar  in die drittklassige Amateuroberliga abstieg folgte auch aus finanziellen Gründen der nächste Umzug, ins Poststadion. Die kleine Arena war extrem unbeliebt bei den Fans.  Hertha wurde in den zwei Jahren in Moabit nie heimisch und voll wurde es nur bei den Lokalduellen gegen Nachbar Türkiyemspor.

Mit der Rückkehr in den bezahlten Fußball Ende der 90iger Jahre folgte der Umzug zurück ins mittlerweile morsche Olympiastadion. Nach einer gründlichen Renovierung im Zuge der Weltmeisterschaft 2006 bis heute die Heimat von Hertha BSC. Doch viel Fans, gerade die Älteren, trauern noch immer der Plumpe hinterher. Dort war man ganz dicht dran am Spielfeldrand, roch den Rasen und hörte die Schreie der Spieler. Genau das wollen Verein und Fans wieder haben. Hertha BSC arbeitet am nächsten  Kapitel seiner Geschichte und will ab 2025 wieder in einem reinen Fußballstadion spielen, am liebsten in der eigenen Arena.

Beitrag von Jakob Rüger

3 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 3.

    Sie brauchen niemanden zu "belehren". Legen Sie mal lieber ihre Rot - Weiße Brille ab. Selbstreflektion scheint nicht ihre Stärke. Warum glauben Sie sich über andere erheben zu dürfen? Minderwertigkeitskomplex?

  2. 2.

    Ein Zuhause habt ihr nicht :)

  3. 1.

    " ... kaufte Hertha 1923 das Gelände gegenüber dem "Exer" in ..."
    Was kauften sie? Das Postamt N58?
    Behm- / Swinemünderstr., das Eck mit der ehemaligen Plumpe, ist schon etwas weiter entfernt als <gegenüber>.
    Und:
    "Bis heute gilt die Plumpe als schönstes Berliner Fußballstadion ..." stelle ich einfach mal stark in Frage. Mit der
    blau-weißen Brille vielleicht, ein Besuch bei Union belehrt schnell eines Besseren.

Das könnte Sie auch interessieren