Clubs in Berlin und Brandenburg - So reagiert der regionale Sport auf die Corona-Krise
Die DFL rechnet wegen Corona mit Geisterspielen in der Fußball-Bundesliga. Auch die anderen Sportvereine in der Region trifft der Rat von Gesundheitsminister Spahn, möglichst keine Events mit mehr als 1.000 Menschen zu veranstalten, massiv.
Zuschauerausschlüsse, Spielabsagen oder sogar Meisterschaftsabbrüche? Die regionale Sportwelt steht unter Zugzwang. Wie geht sie mit der Corona-Krise um?
Fußball-Bundesliga
Die Fußball-Bundesliga könnte am nächsten Spieltag vor leeren Rängen spielen. Dieses Szenario hält die Deutsche Fußball Liga (DFL) für wahrscheinlich. "Wir würden am liebsten schon nächsten Spieltag mit Zuschauern spielen. Das ist aber leider nicht realistisch", sagte Geschäftsführer Christian Seifert am Montagmittag bei "Bild live". Eine komplette Spieltags-Absage schloss der 50-Jährige aus.
Die Berliner Clubs zeigen sich erst einmal abwartend. Hertha BSC stand bereits vor dem Ligaspiel gegen den SV Werder Bremen (2:2) am vergangenen Samstag sowohl mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) als auch mit dem zuständigen Gesundheitsamt in regelmäßigem Austausch. So werde man es auch weiterhin angehen, sagte Manager Michael Preetz. "Wir sind in einem täglichen Austausch mit dem Robert-Koch-Institut und den Gesundheitsbehörden in Berlin. Letztlich wird es eine Entscheidung der Gesundheitsbehörden in den jeweiligen Städten sein", so Preetz. Man werde die Situation in den nächsten Tagen und Wochen sehr eng begleiten.
Auch der 1. FC Union Berlin möchte sich erst konkret zu diesem Thema äußern, wenn es eine Entscheidung gibt. "An einer Diskussion über Eventualitäten werden wir uns nicht beteiligen", sagte Sprecher Christian Arbeit. Für die Köpenicker steht diesen Samstag im Stadion An der Alten Försterei das Heimspiel gegen Rekordmeister FC Bayern München an.
Im Gegensatz zu anderen Bundesligisten setzen beide Vereine ihren Kartenvorverkauf für die kommenden Heimspiele derzeit fort.
Regionalliga Nordost
Vom drohenden Zuschauerausschluss bei Fußballspielen wäre der Viertligist FC Energie Cottbus besonders betroffen. "Wir sind als Verein wirtschaftlich auf die Zuschauereinnahmen angewiesen", sagte Energies Pressesprecher Stefan Scharfenberg-Hecht rbb|24. Die Corona-Krise sei für den Verein noch nicht relevant, man stehe aber mit dem Krisenstab der Stadt in ständigem Austausch und würde den Anweisungen des zuständigen Gesundheitsamts Cottbus Folge leisten.
Scharfenberg-Hecht verwies bei Fragen zur finanziellen Entschädigung auf den Nordostdeutschen Fußballverband. Der hatte zum Thema Corona-Krise wenig zu sagen. Geschäftsführer Holger Fuchs betonte die Entscheidungsgewalt der zuständigen Gesundheitsämter, deren Anweisungen von Brandenburg bis Thüringen völlig unterschiedlich ausfallen könne, was mögliche Spielabsagen oder Geisterspiele beträfe.
In diesem Punkt äußerte Energies Pressesprecher Scharfenberg-Hecht ebenfalls Bedenken. "Wenn in Altglienicke gespielt wird und wir unser Heimspiel absagen müssen, wäre das schon eine Art Wettbewerbsverzerrung." Das müsse in Zukunft klar geregelt werden.
Eishockey
Bereits diesen Mittwoch starten die Playoffs der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Die Eisbären Berlin steigen aber erst nächsten Dienstag (17.03.2020) als Tabellenvierter im Viertelfinale gegen Düsseldorf in die entscheidende Phase der Saison ein. Bis dahin dürfte eine Entscheidung gefallen sein, ob die Spiele mit oder ohne Zuschauer stattfinden.
Das für Infektionskrankheiten zuständige Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin unterscheidet allerdings zwischen Indoor- und Outdoorveranstaltungen in seiner Risiko-Bewertung. Die Ansteckungsgefahr sei bei Freiluftverantsaltungen geringer, Sportveranstaltungen in der Halle könnten daher eher ohne Zuschauer durchgeführt werden. Das betrifft auch die Sportarten Volleyball, Handball und Basketball.
Basketball
Die Basketball-Bundesliga beobachtet die Situation wegen der sich weiter ausbreitenden Epidemie, hat aber noch keine Entscheidungen bezüglich Spielabsagen oder Geisterspielen getroffen. Man wolle erst die weitere Entwicklung in der Fußball-Bundesliga verfolgen. "Wir warten fast sekündlich auf Neuigkeiten. Wir sind mit den Gesundheitsbehörden in Berlin in Kontakt. Wir sind aber vorbereitet für alle Eventualitäten", sagte Alba-Manager Marco Baldi der dpa. Das nächste Heimspiel des deutschen Pokalsiegers am Samstag gegen Braunschweig soll nach aktuellem Stand ebenso mit Zuschauern stattfinden.
Volleyball
Kaweh Niroomand, Manager der BR Volleys, äußerte sich vor dem Spiel gegen den VfB Friedrichshafen am Sonntag (16:30 Uhr) gegenüber dem rbb optimistisch, dass die Partie wie geplant angepfiffen wird. "Stand jetzt soll das Spiel stattfinden. Das ist ein Beschluss den der Volleyball-Ligaverband mit den anderen Verbänden der Hallensportarten getroffen hat", so Niroomand. Solange keine Anweisungen der örtlichen Behörden kämen, würden die Spiele durchgeführt weden. Die BR Volleys hatten am Montag bereits mehr als 6.000 Tickets für das Spitzenspiel verkauft.
"Natürlich muss man aber die Entwicklung in Berlin abwarten", sagte Niroomand weiter. Im Fall einer Absage sei es wichtig, dass einheitlich entschieden werden würde und "der Fan sich nicht fragt, warum findet das Basketballspiel statt und ein Volleyballspiel nicht". Natürlich würden Absagen oder Spiele unter Zuschauerausschluss ein großes Loch in den Haushalt der BR Volleys reißen. Dennoch sollen die Besucher für mögliche Absagen entschädigt werden. "Wir sind uns alle einig, dass der Fan bei einer Absage nicht unter den Folgen leiden soll", erklärte Niroomand. Erste Gespräche habe er mit den Ticketanbietern diesbezüglich bereits geführt.
Handball
Gegen Zuschauerausschlüsse und Spielausfälle spricht sich der Präsident der Füchse Berlin, Frank Steffel, aus. "Wenn wir bei jedem Grippevirus zukünfitg Sportveranstaltungen verbieten wollen, brauchen wir keine Sportveranstaltungen mehr durchführen." Außerdem verwies Steffel auf die negativen Auswirkungen möglicher Partien vor leeren Rängen. Für Vereine außerhalb des Fußballs hätten Geisterspiele dramatische wirtschaftliche Konsequenzen bis hin zur Insolvenz. "Wir können Spieler nicht einfach in Kurzarbeit schicken", äußerte sich der Füchse-Boss gegenüber der dpa.
Leichtathletik
Der Berliner Halbmarathon soll nach jetzigem Stand trotz der anhaltenden Coronavirus-Krise am 5. April stattfinden. "Aktuell planen wir mit der Umsetzung, beobachten die Lage und
Entwicklung aber natürlich genau", sagte Sprecher Robert Fekl der dpa am Montag. Man sei ständig in engem Austausch mit den Gesundheitsbehörden. "Letztendlich sind sie verantwortlich für die Regularien", sagte Fekl.
Der Berliner Halbmarathon mit seiner Strecke über 21,095 Kilometer quer durch die Hauptstadt feiert in diesem Jahr sein 40. Jubiläum und ist laut Informationen auf der Veranstaltungs-Website mit 34.000 Teilnehmern bereits ausgebucht. Er gehört nach eigenen Angaben zu den größten Halbmarathons der Welt.
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