Unions Lenz über Zwangspause - "Die Playstation war mein bester Freund"

Mi 08.04.20 | 19:00 Uhr | Von Felix Edeha
Christopher Lenz (l.) im Duell mit Leverkusens Kevin Volland. Quelle: imago images/Contrast
Audio: Inforadio | 08.04.2020 | Jakob Rüger | Bild: imago images/Contrast

Nach drei Wochen Corona-Pause freut sich Christopher Lenz besonders auf den neuen, aber stark eingeschränkten Trainingsbetrieb bei Union Berlin. Seine freie Zeit hat er überwiegend mit Videospielen und Fitnessübungen überbrückt. Von Felix Edeha

Was Sie jetzt wissen müssen

So zuverlässig der Satz des Pythagoras die Beziehungen zwischen den Seitenlängen eines rechtwinkligen Dreiecks definiert, so genau lassen sich auch immer wieder die Verbindungen zwischen Fußballprofis und Spielekonsolen beschreiben. Besonders in Zeiten von Corona-Quarantäne.

"Natürlich hatte ich manchmal keinen Bock zu laufen", sagt Christopher Lenz vom Fußball-Bundesligisten Union Berlin, angesprochen auf seinen häuslichen Trainingsplan. "Dann bin ich halt erst später laufen gegangen und hab erstmal 'FIFA' oder 'Fortnite' gespielt", berichtet er. "Die Playstation war mein bester Freund."

Kollegen bei der Home Challenge gepusht

Fast genauso beliebt: den Fußball-Kollegen im Livestream beim Daddeln zuzugucken. So hat der gebürtige Berliner den virtuellen FIFA-Erfolg seiner Teamkollegen Julius Kade und Keven Schlotterback bei der Bundesliga Home Challenge an der Playstation gegen den VfL Bochum hautnah miterlebt. "Ich habe alle Spiele gesehen - im Union-Trikot - und die Jungs vor den Spielen ordentlich gepusht."

Doch auch ihm wurde nach drei Wochen in der eigenen Wohnung langweilig. Vor allem sehnte er sich nach einem strukturierten Tagesablauf und der Rückkehr an seinen Arbeitsplatz - dem Trainingsgelände An der Alten Försterei.

Neuer Trainingsalltag unter strengen Auflagen

Seit Beginn der Woche steht Lenz wieder auf dem Trainingsplatz: "Ich bin mega glücklich, wieder einen Alltag zu haben und es macht Spaß, einen Ball am Fuß zu haben. Unsere Trainingseinheiten sind halt unsere Hauptaufgaben und wenn die wegfallen, musst du dich komplett selbst mit einem personalisierten Trainingsplan beschäftigen. Das ist einfach nicht das Gleiche. Und ich habe die anderen Jungs vermisst."

Eingeteilt in Fünfer-Gruppen tasten sich die Köpenicker langsam an ihren neuen Alltag heran. Jede Gruppe trainiert getrennt, etwa anderthalb Stunden lang. Selbstverständlich ohne Körperkontakt - dafür mit viel Sicherheitsabstand. Zweikämpfe führen die Spieler höchstens mit Plastikstangen. 

Läufe, Technik- und Taktikübungen

Das Training von Urs Fischer besteht vor allem aus Läufen, Technik- und taktischen Übungen. Dann ist die nächste Fünfer-Gruppe dran. "Ich glaube, ich bin momentan noch nicht bei 100 Prozent, aber zum Glück habe ich noch ein bisschen Zeit, um das aufzuholen" so Lenz. 

Die erste Fünfer-Gruppe zieht sich zum Beispiel in der Heimkabine um, die zweite danach in der Gästekabine. In der Zeit wird dann wieder die leere Heimkabine desinfiziert und so wechselt sich das immer wieder ab.

Christopher Lenz

Von einer Rückkehr zur Normalität kann auch abseits des Felds keine Rede sein: "Die erste Fünfer-Gruppe zieht sich zum Beispiel in der Heimkabine um, die zweite danach in der Gästekabine. In der Zeit wird dann wieder die leere Heimkabine desinfiziert und so wechselt sich das immer wieder ab", so Lenz. Geduscht wird nach Möglichkeit zu Hause. 

"Die skurrilste Situation in meinem Leben"

Auch das Familienleben von Christopher Lenz hat sich verändert: Onkel und Großmutter, die zur Risikogruppe gehören, kann er nicht mehr sehen. Seine Mutter hat er ein Mal im Garten besucht - "mit fünf bis zehn Metern Sicherheitsabstand". Die Corona-Krise beschreibt der 25-Jährige als die "skurrilste Situation in meinem Leben".

Wie, wann und ob es überhaupt in der Fußball Bundesliga weitergeht, beschäftigt ihn. "Wir gehen davon aus, dass wir im Mai wieder spielen werden. Auch damit wir in der Vorbereitung jetzt ein Ziel haben, auf das wir hinarbeiten können."

Meistens nur teelfonisch. Mein Onekl oder Oma (Risikogruppe) treff ich gar nicht. Bei meiner Mutter war ich einmal im Garten, also mit 5- 10 Meter Abstand.
Meistens nur teelfonisch. Mein Onekl oder Oma (Risikogruppe) treff ich gar nicht. Bei meiner Mutter war ich einmal im Garten, also mit 5- 10 Meter Abstand.
Meistens nur teelfonisch. Mein Onekl oder Oma (Risikogruppe) treff ich gar nicht. Bei meiner Mutter war ich einmal im Garten, also mit 5- 10 Meter Abstand.

Ansteckungsgefahr großes Problem

Aber auch Lenz weiß: Selbst wenn die Bundesliga bald wieder starten würde, wäre die hohe Ansteckungsgefahr weiterhin ein großes Problem. Jedes Teammitglied müsste sich so gut wie täglich auf das Virus testen lassen. Sobald auch nur ein Test positiv ausfiele, müssten alle Kontaktpersonen des Betroffenen erneut zwei Wochen isoliert werden. "Das wäre natürlich sehr, sehr schwierig, weil dann eine Bundesliga-Mannschaft zwei Wochen lang nicht am Spielbetrieb teilnehmen könnte", so der Außenverteidiger. 

Christopher Lenz und seine Eisernen müssen nun die weitere Entwicklung abwarten. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat den Spielberieb vorerst bis zum 30. April ausgesetzt. Der Wunsch der DFL ist, dass ab Mai wieder ohne Zuschauer gespielt werden kann. 

Beitrag von Felix Edeha

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