Interview | Hertha-Verteidiger Niklas Stark - "Am meisten vermisse ich, mit Freunden in der Sonne zu essen"

Mi 22.04.20 | 18:53 Uhr
Archivbild: Niklas Stark beim Hertha BSC Training. (Quelle: imago images/M. Koch)
Bild: imago images/M. Koch

Nach erneuter Corona-Quarantäne hat Niklas Stark das Training bei Hertha BSC in der vergangenen Woche wieder aufgenommen. Im Interview spricht er über den eingeschränkten Trainingsalltag, die mögliche Fortsetzung der Bundesliga und Sehnsüchte.

Für Innenverteidiger Niklas Stark kam an diesem Mittwoch etwas Abwechslung in den - mittlerweile fast schon wieder gewohnten - Trainingsalltag bei Hertha BSC. Der Verteidiger sprach in einer Skype-Medienrunde über ...

... die Problematik, im Training keine Zweikämpfe führen zu können:

Fußball lebt von Eins-gegen-eins-Geschichten. Das sind so viele Situationen in 90 Minuten, die man jetzt einfach nicht trainieren kann. Zum Beispiel, wie ich den Gegenspieler decke, oder was passieren könnte, wenn ich in den Zweikampf gehe. Es ist schon nicht optimal, aber wir versuchen, das Beste daraus zu machen. Momentan lösen wir das trocken. Heißt: viele Situationen durchsprechen, Videos auswerten und, so gut wie es geht, unsere Sachen trainieren. Ich glaube aber, dass es beim ersten Spieltag nach der Corona-Pause jetzt nicht so sein wird, dass die Mannschaft bei 100 Prozent ist.

... die Stimmung unter dem neuen Trainer Bruno Labbadia und worauf der besonderen Wert legt:

Man spürt schon seine Leidenschaft, diese Detailverliebtheit, dass er einfach einen konkreten Plan hat. Da arbeiten wir jetzt jeden Tag dran. Damit es uns in Fleisch und Blut übergeht – dass wir nicht zu viel nachdenken auf dem Spielfeld, sondern einfach nur tun.

... die Möglichkeit, dass die Bundesliga schon Anfang Mai wieder fortgesetzt werden könnte:

Wir hoffen es. Mehr können wir leider nicht tun. Schön wäre es, damit wir auch wieder die Normalität reinkriegen. Wir versuchen uns hier im Verein jeden Tag an die Regeln zu halten, unsere Systeme aufzubauen, in denen wir uns dann bewegen und spielen. Daran halten wir uns zu 100 Prozent, der Rest liegt leider nicht in unseren Händen.

... die mögliche Gefahr, dass der Profifußball auf Grund der Sonderwünsche in schwierigen Corona-Zeiten sein Ansehen in der Gesellschaft verlieren könnte:

Das glaube ich nicht. Natürlich ist das schon ein Thema, bei dem sich unterschiedliche Meinungen bilden. Die Gesellschaft ist groß und jeder hat da eine andere Meinung. Ich als Fußballer will natürlich, dass die Saison wieder losgeht und dass wir die Saison zu Ende spielen können. Wir trainieren jetzt einfach so, damit wir am Tag X, wenn die Saison fortgesetzt wird, vorbereitet sind. Das ist unser einziges Ziel.

... eine mögliche Angst vor einer Corona-Infektion und schweren Verläufen:

Natürlich sollte man vorsichtig mit dem Thema umgehen, das hat uns die jüngste Vergangenheit gezeigt. Trotzdem finde ich, dass man dem Beruf nachgehen sollte, um einfach auch wieder ein nomales Leben reinzukriegen und sich davon nicht zu sehr beeinflussen zu lassen. Klar hat man das alles schon ein bisschen im Hinterkopf, deshalb umarmt man ja jetzt auch nicht jeden wie normalerweise. Respekt sollte auf jeden Fall da sein, aber im gesunden Maß.

... die Auswirkungen der Corona-Krise in seinem privaten Umfeld:

Ich komme ja vom Dorf, da ist es schon ein bisschen chilliger als in der Stadt. Natürlich, meinen Großeltern haben wir gesagt 'Bleibt mal zuhause!'. Die wenigen Wege, die sie zurücklegen, können sie auch drin machen - oder im Hof mal ein paar Arbeiten erledigen. Mein Vater und mein Bruder gehen auch für sie einkaufen. Solche Sachen haben wir dann schon gesagt. Aber im Familienkreis haben wir jetzt noch keine Infizierten gehabt.

... die Sache, die ihm gerade am meisten fehlt und was er als Erstes macht, wenn die Beschränkungen aufgehoben werden:

Was mir am meisten fehlt? Sich mittags oder abends ein paar Freunde zu schnappen, sich in die Sonne zu setzen und einfach was Essen zu gehen. Das sind so kleine Sachen, die eigenlich selbstverständlich sind, die jetzt wegfallen. Da hat man einfach das Bedürfnis, weil es schon so lange nicht mehr Realität war. Wenn ich jetzt einen Freund, den ich lange nicht gesehen habe, mit einem Fußkick begrüße, dann ist das auch schon ein bisschen komisch. Das ist zurzeit einfach so und schwer für jeden. Und daran müssen wir uns jetzt einfach halten. Wenn das Ganze vorbei ist, werde ich einfach auf dem Ku'damm auf und ab laufen - und mal in fast jedes Restaurant reinschauen.

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