Energie Cottbus in der Corona-Krise - "Bei einem Saisonabbruch fehlen uns mehr als 300.000 Euro"

Do 09.04.20 | 15:48 Uhr | Von Andreas Friebel
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Energie-Präsident Matthias Auth und Sportdirektor Sebastian König im Gespräch. / imago images/Matthias Koch
Bild: imago images/Matthias Koch

Seit knapp einem Monat ruht inzwischen in der Regionalliga Nordost der Spielbetrieb. Die Saison ist auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Ob es noch einmal weitergeht? Völlig unklar. Energie Cottbus jedenfalls bereitet sich auf alle Eventualitäten vor. Von Andreas Friebel 

Erst am Dienstag telefonierte sich das Präsidium des FC Energie Cottbus wieder zusammen, um über die aktuelle Lage zu beraten. Seit dem Ausbruch der Corona-Krise ist bei dem Fußball-Regionalligisten nichts mehr wie es war. Die Spieler müssen sich zu Hause individuell fit halten. In der Geschäftsstelle ist kaum noch jemand zu finden. Alle Mitarbeiter machen Home-Office.

Präsident Matthias Auth hätte sich sicherlich auch einen etwas ruhigeren Einstieg in seine neue Aufgabe gewünscht, die er seit Januar ausübt. "Wir haben uns im Verein mehrere Szenarien zurechtgelegt, die vom besten Fall bis hin zur schlechtesten aller Möglichkeiten reichen", erläutert er im Gespräch mit rbb|24. Wobei der beste Fall eine Fortsetzung des Spielbetriebs mit Zuschauern und die schlechteste Variante der Abbruch der Saison wäre.

Auth: "Um es klar zu sagen: Wir wollen weiterspielen"

"Um es klar zu sagen: Wir wollen weiterspielen", unterstreicht Auth den Standpunkt der Lausitzer. Das hat auch mit dem aktuellen Stand in der Tabelle zu tun. Da liegt Energie nach einem etwas holprigen Start nach der Winterpause nur auf Rang drei. Wäre jetzt Schluss, hätte sich das Thema Aufstieg in die dritte Liga für diese Saison erledigt. "Wir haben in unsere Planungen aber auch die Fortsetzung der Saison als eine Art Turnier aufgenommen", so Auth.

Wie realistisch das ist, werden die nächsten Tage zeigen. Ziemlich realistisch ist aber davon auszugehen, dass ein vorzeitiger Saisonabbruch viel Geld kosten würde. "Wir nehmen pro Heimspiel etwa 70.000 Euro ein. Bei fünf noch ausstehenden Partien wären das mehr als 300.000 Euro, die uns fehlen würden."

Sponsoren weiter an Bord

Deshalb hat Energie Cottbus Ende März Kurzarbeitergeld beantragt. Bis Gründonnerstag gab es durch die Bundeagentur für Arbeit aber noch keine Reaktion darauf. Ganz anders ist das Signal von den Sponsoren des Vereins. "Bis heute hat uns kein Partner hängen lassen. Alle Sponsoren haben - trotz Corona-Krise - pünktlich bezahlt", sagt Präsident Auth.

Je länger die Krise dauert, desto schwieriger könnte das aber für die Unterstützer der Lausitzer werden. Deshalb schaut der Klubchef auch gespannt auf die kommende Woche. Nach den Osterfeiertagen wollen Bund und Länder entscheiden, ob die Einschränkungen im öffentlichen Leben etwas gelockert werden. "Nach dieser Entscheidung gehe ich davon aus, dass der NOFV gemeinsam mit den Vereinen in der Regionalliga einen Plan macht, wie es weiter geht. Ich glaube, das könnte kommende Woche Donnerstag oder Freitag passieren."

Was Sie jetzt wissen müssen

Lizenzbeantragung für dritte Liga gelockert

Dass sich die Regionalligisten aber darauf verständigen, wie in der 1. und 2. Bundesliga unter strengen Auflagen in kleinen Gruppen zu trainieren, hält Auth für nicht machbar. "Wir wollen gerne spielen. Unter welchen Rahmenbedingungen, wird sich zeigen. Ich finde es aber sehr wichtig, dass der NOFV versucht, mit allen Vereinen ins Gespräch zu kommen, um eine vernünftige Lösung zu erreichen."

Wir wollen gerne spielen. Unter welchen Rahmenbedingungen wird sich zeigen. Ich finde es aber sehr wichtig, dass der NOFV versucht, mit allen Vereinen ins Gespräch zu kommen, um eine vernünftige Lösung zu erreichen.

Matthias Auth

Der Deutsche Fußballbund (DFB) hat unterdessen schon mal den Weg freigemacht, um zur Not auch über den 30. Juni hinaus zu spielen. Einige Klubs in der Regionalliga Nordost stehen dem aufgeschlossen gegenüber. Außerdem wurden durch den DFB auch die Regeln für die Beantragung der Lizenz für die neue Drittligasaison etwas gelockert. "Wir haben bereits Ende Februar unsere Unterlagen beim DFB eingereicht. Zu einzelnen Punkten gab es dann Nachfragen. Die Beantwortung dieser Punkte ist aber durch den DFB erst einmal zurückgestellt", so Auth.

Vorsichtige Personalplanungen

Denn durch die Corona-Krise können unter anderem derzeit kaum konkrete Aussagen zu neuen Sponsorenverträgen gemacht werden. "Die aktuelle Saison ist finanziell abgesichert. Für die neue Spielzeit können wir momentan keine seriösen Aussagen treffen", sagt der Energie-Präsident mit Blick auf die Schwierigkeiten für die Zeit nach Corona.

Trotzdem laufen bei den Lausitzern vorsichtige Personalplanungen für die nächste Saison. Wie und in welcher Liga diese für Energie stattfindet, ist aber völlig offen. "Ich kann bestätigen, dass wir Gespräche mit Spielern aus dem aktuellen Kader und auch mit möglichen Neuzugängen führen. Aber konkretere Aussagen zu diesem Thema kann ich nicht machen", so Auth.

Stadionkosten aktuell zu hoch

Das gilt auch für den Plan, das Stadion der Freundschaft im nächsten Jahr in einer anderen Form zu bewirtschaften. Die jährlichen Kosten von geschätzt rund 1,5 Millionen Euro kann sich der Viertligist nicht mehr leisten und hat deshalb um Hilfe bei der Stadt Cottbus gebeten. "Die letzten Gespräche dazu gab es Mitte März. Ende April sollen diese wieder intensiviert werden", so der Wunsch von Auth. Denn auch wenn in Cottbus seit knapp einen Monat der Ball nicht mehr rollt, gibt es hinter den Kulissen eine Menge Arbeit.

Beitrag von Andreas Friebel

1 Kommentar

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  1. 1.

    "Je länger die Krise dauert, desto schwieriger könnte das aber für die Unterstützer der Lausitzer werden. "
    1% der Bevölkerung ist bisher "durchseucht", 99% demzufolge bisher nicht.
    Soll nicht alles zusammen brechen heißt es jetzt durchhalten. Ergo kein Spiel mit Zuschauern bis mindestens Jahresende.

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