Kommentar | Wiederaufnahme des Bundesliga-Spielbetriebs - Ein verheerendes Signal
Die DFL hat ein Konzept zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der 1. und 2. Bundesliga vorgestellt - mit Geisterspielen und wöchentlichen Corona-Schnelltests für die Profis. Ein weiterer Beweis für die gesellschaftliche Sonderstellung des Fußballs. Von Lars Becker
Die Fußball-Bundesliga macht sich bereit für die Rückkehr zum Spielbetrieb. Ist es nicht ein verheerendes Signal, wenn die Profis ihren Kontakt- und Zweikampf-Beruf wieder ausüben dürfen, während die Bevölkerung angehalten ist, Abstand zu halten, auch am Arbeitsplatz?
Es ist nicht sinnvoll, dass fitte Sportler ohne Symptome regelmäßig, mindestens einmal die Woche, getestet werden. Es ist nicht angemessen rund 20.000 Tests bei zumeist jüngeren Menschen jenseits der Risikogruppen anzuwenden.
Die Sonderrolle des Miliardengeschäfts Fußball
Angeblich 0,4% der vorhandenen Kapazitäten - für einen Promilleanteil der Bevölkerung! Und: Hält das ausgearbeitete Konzept tatsächlich der Realität stand? Die Zuverlässigkeit der Corona-Schnelltests ist fraglich. Ein positiver Befund soll nicht zwangsläufig zur Quarantäne des gesamten Teams führen. Aber: Nur eine Partie mit einem einzigen infizierten Profi - und das ganze Konzept platzt.
Dass der Profi-Fußball - wie alle anderen Unternehmen - seine Interessen vertritt, ist legitim. Aber die Skeptiker in Gesellschaft und Politik dürften sich bestätigt fühlen: Dem Milliardengeschäft Fußball könnte kommende Woche erneut eine Sonderrolle eingeräumt werden. Ein Ärgernis. Vor allem, wenn die Politik diesen Weg so mitgeht.
Sendung: ARD Mittagsmagazin, 24.04.2020, 13 Uhr