Reaktionen aus der Politik - Kritik an Kalou-Video - Lob für Hertha und die DFL

Di 05.05.20 | 16:24 Uhr
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Salomon Kalou nach einem Spiel von Hertha BSC. Quelle: imago images/Bernd König
Bild: imago images/Bernd König

Inmitten der Diskussion über einen Neustart der Fußball-Bundesliga hat Hertha-Profi Salomon Kalou mit seinem Video für neuen Gesprächsstoff gesorgt - und Kritiker eines Neustarts bestärkt. Die Politik reagierte empört auf den Livestream.

Am Tag nach dem brisanten Facebook-Video von Salomon Kalou aus der Hertha-Kabine, in dem der Ivorer eigene Hygieneverstöße und die einiger Mannschaftskollegen und Vereinsbetreuer festhielt, hat sich auch die Politik zu Wort gemeldet.

Am Dienstag kritisierten Politiker parteiübergreifend das Kabinen-Video von Hertha-Profi Kalou - und lobten zugleich die Reaktion von Hertha BSC und das Hygienekonzept der Deutschen Fußball Liga (DFL). Am Mittwoch soll in einer Telefonkonferenz zwischen den Ministerpräsidenten der Länder und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über eine Fortsetzung der aktuellen Fußball-Bundesligasaison entschieden werden.

Kritik an Kalou - Lob für DFL

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) begrüßte die Reaktion von Hertha BSC, Kalou mit sofortiger Wirkung zu suspendieren. "Das Hygienekonzept der DFL muss natürlich auch gelebt werden und deswegen war es richtig, dass dieser Verein nach diesem Video auch Konsequenzen gezogen hat", sagte Spahn im Deutschlandfunk. Er hoffe, dass "jetzt alle verstanden haben, dass es hier um was geht".

Das von der DFL vorgelegte, 41 Seiten umfassende, Hygienekonzept lobte Spahn: "Das grundsätzliche Konzept macht Sinn und kann im übrigen auch Vorbild für andere Profisport-Bereiche sein", erklärte der CDU-Politiker.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) bezeichnete das Verhalten Kalous im Rahmen der Senats-Pressekonferenz am Dienstag als "ausgemachte Blödheit". Müller sagte: "Das ist nicht nur für die Betroffenen oder Hertha schädlich, sondern es wirft ein insgesamt ungutes Bild auf den Sport. Wer sowas tut, erweist allen Beteiligten einen Bärendienst."

Ähnlich äußerte sich der FDP-Vorsitzende Christian Lindner. Lindner forderte harte Strafen für Fußballprofis wie Kalou, die sich nicht an Hygiene- und Abstandsregeln halten. "Das ist ein Warnschuss für alle, dass jeder Verantwortung tragen muss", sagte Lindner am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Solches individuelle Fehlverhalten muss daher so streng geahndet werden, dass es selbst Fußballmillionären richtig weh tut. Dennoch darf daraus nun kein Schaden für die Liga insgesamt entstehen", sagte Lindner. Der 41-Jährige befürwortet, die Bundesliga-Saison ohne Publikum fortzusetzen.

"Hygienekonzept der DFL scheitert an der Realität"

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kritisierte Salomon Kalou ebenfalls deutlich, lobte gleichzeitig aber auch das Hygienekonzept. "Da macht die Liga hervorragende Konzepte, und dann gibt es Einzelspieler, wie jetzt zu lesen war, die sich sehr, sehr, sehr unglücklich verhalten. Ich finde auch gut, dass Profivereine sehr hart dagegen entscheiden, weil das bringt das ganze Konzept in Verruf", meinte der CSU-Politiker auf einer Pressekonferenz.

Noch deutlicher kritisierte Kevin Kühnert, Bundesvorsitzender der Jusos, das Verhalten von Herthas Offensivspieler bereits kurz nach der Veröffentlichung des Video. Auf Twitter teilte der SPD-Politiker den Livestream und schrieb dazu: "Das Hygienekonzept der DFL scheitert an der Realität. Ganz konkret am Intellekt einiger Spieler und Vereinsvertreter".

Auch Kühnerts Parteigenosse Karl Lauterbach, der sich bereits in der Vergangenheit gegen einen baldigen Neustart der Bundesliga ausgesprochen hatte, sah sich durch das Video aus der Hertha-Kabine bestätigt. "Er hat der Bundesliga einen guten Dienst erwiesen, es war ein Gebot der Ehrlichkeit. Die Regeln machen ja überhaupt keinen Sinn. Sie haben strenge Regeln in der Kabine, aber sobald sie auf den Platz laufen, gilt das alles nicht mehr. Das kapiert natürlich kein Fußballer. Daher haben mich die Bilder bei Hertha BSC überhaupt nicht überrascht. Ich hoffe, dass die Ministerpräsidenten sich die Entscheidung nochmal überlegen. Sollten die Konzepte genehmigt werden, ist das ein Fehler."

Sendung:  rbbUM6, 05.05.2020, 18:00 Uhr

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10 Kommentare

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  1. 10.

    Da hat der"Richtige " den Affen gemacht und erhält gerechterweise seine Strafe.
    Bei dem Gehalt würde ich auch nicht heulen...


  2. 9.

    Lob für Hertha und die DFL. Wie bescheuert ist das denn! Geld, Geld, Geld, Geld, Geld geht vor Geshundheit! Und das ist tieftraurig und unmoralisch.

  3. 8.

    Derjenige, der die Missstände aufdeckt, wird bestraft. Was sind wir für eine heuchlerische Gesellschaft geworden. Soll das ein Beispiel sein, für unsere junge Generation,.." schau mal , nicht wer den Missstand publik macht, ist ein Held, sondern ein Verräter und gehört bestraft. Beispiele derart, gibt es leider schon zu Genüge auf der Welt.

  4. 7.

    Weshalb?
    Hertha und DFL bereiteten nur den kommerziellen Boden auf dem ein Kalou aufgehen konnte.

  5. 6.

    Er ist unmöglich was es seitens Der Politik für Kommentare zu diesem Vorfall gibt!
    KALOU hat lediglich die Nachricht überbracht, dass in der Liga gelogen und betrogen wird. Gemacht und geduldet haben es andere. Und die müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Die, die nicht dafür sorgen, dass Spieler und Betreuer die Abstands - ubd Hygieneregeln einhalten! Was in den USA die Waffenlobby ist, ist in Deutschland die Auto- und Fußballlobby.

  6. 5.

    Ganz im Ernst, ich verstehe das große Brimborium um dieses Händeschütteln nicht. Entweder man möchte dieses ganze Fußballtohuwabohu möglichst schnell wieder haben und im Fernsehen anschauen oder nicht. Und wenn wieder gespielt wird, dann wird gerannt, gerempelt und getreten. Wer nun über einen lächerlichen Handshake überrascht ist, dem werden eventuell die Haare zu Berge stehen, wenn er sieht, wie viel Körperkontakt bei so einem Fußballspiel stattfindet. Mir wird es nicht fehlen, aber die Diskussion um den Körperkontakt im Team finde ich absolut scheinheilig.

  7. 4.

    Bravo Salo, nach Whistleblower des Monats, nun der Buhmann desselben. Da schau mal an, wer nun alles mit den "Finger" auf dich zeigt
    1. Der Jens der als Minister seit Monaten ein Eigentor nach den anderen schießst;
    2. Der Michael der regierende Mitläufer, der sich dem Jens beim Eigentorschiessen angeschlossen hat, obwohl ihn seine Senatoren davor warnten;
    3. Der Christian, der immer Abseits stehende, dort den Ball spielen will;
    4. Der Markus der den Bayern Ostern die Tore zum Halleluja vernagelte und ihnen verbat die heiligen Schriften auf einer Bank im Grünen zu lesen

  8. 3.

    Und wieder ist der Whizzleblower Schuld, der offenlegt, wie es läuft. Ein Konzept zu machen ist das eine. Das Hertha die Umsetzung nicht überwacht, zeigt das Video ganz klar. Und daran ist Kalou Schuld? Einen Spieler kaltstellen ist nicht ein Konzept umsetzen.

  9. 2.

    Nicht nur das! Auch wegen der Gehaltskürzung haben sie schlecht gegenüber den Verein geäußert! Hat nicht Michael Preetz behauptet, daß die Spieler dies aus freien Stücken tun, um den Verein in dieser schwierigen Zeit zu helfen? Scheint wohl nicht ganz der Fall zu sein!

  10. 1.

    Henrik Kuchno, Skjelbred, Rune Jarstein, Petar Pekarik, Vedad Ibisevic und Kalou haben gegen die Hygieneregeln verstoßen, in dem sie einem Spieler die Hand gegeben haben. Aber nur Kalou wird suspendiert! Verstehe ich nicht. Zum Händegeben gehören immer zwei!

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