Fünfkämpfer Schleu und Zillekens - Getrenntes Training für den gemeinsamen Traum

Mo 18.05.20 | 13:18 Uhr
Collage: Christian Zillekens / Annika Schleu (Quelle: imago images/Xinhua)
Video: rbb UM6 | 20.05.2020 | Jonas Schützeberg | Bild: imago images/Xinhua

Die modernen Fünfkämpfer Annika Schleu und Christian Zillekens sind ein Paar und leben zusammen. Zusammen trainieren dürfen sie derzeit aber nicht. Das Ziel Olympia verfolgen sie dennoch gemeinsam - wenn auch mit unterschiedlichen Ansichten.

Annika Schleu striegelt ein Pferd. Immer wieder streicht sie dem dunkelbraunen Wallach mit der Bürste über das Fell. Die moderne Fünfkämpferin bereitet sich auf dem Olympiagelände in Berlin auf das Training einer der fünf Disziplinen ihres Sports vor, das Springreiten.

Etwa 30 Kilometer weiter südwestlich schuftet ihr Freund Christian Zillekens im Luftschiffhafen. Gleichgewichts- und Kraftübungen stehen bei ihm auf dem Programm. Auch er ist Fünfkämpfer und trainiert mit dem Elite-Team der Männer.

Gemischte Gefühle mit Blick auf die Olympia-Verschiebung

Ein paar Stunden später stehen dann beide in der Küche ihrer gemeinsamen Wohnung in Potsdam. An der Wand hinter den beiden hängen Pärchenfotos. Doch auch wenn die modernen Fünfkämpfer ein Paar sind und zusammen leben, dürfen sie derzeit nicht gemeinsam trainieren. "Die Trainingsgruppen dürfen sich nicht treffen", erklärt Schleu.

Die Corona-Pandemie beeinflusst das Leben der beiden - und hat vor allem auch ihre sportliche Jahresplanung ordentlich durcheinander gewirbelt. Denn das Paar hat sich auf die Olympischen Spiele in Tokio vorbereitet. Dass die nun um ein Jahr auf 2021 verschoben wurden, nehmen die beiden mit gemischten Gefühlen auf.

Schleu: "Ich glaube, ich hätte dieses Jahr richtig gut sein können."

"Ich glaube, ich hätte dieses Jahr richtig gut sein können", erzählt Annika Schleu über ihre gute Form zu Beginn des Jahres. Die 30-Jährige war schon zwei Mal bei Olympia dabei. In Rio 2016 gelang ihr der überraschende Sprung auf Platz vier. Damit war sie in der Weltspitze angekommen, für Tokio liebäugelte sie mit einer Medaille. Dass sie sich nun ein weiteres Jahr darauf vorbereiten kann, ist für sie nicht unbedingt ein Gewinn. "Ich bin jetzt auch in einem Alter, wo ich keinen Vorteil mehr davon habe, wenn sich etwas nach hinten verschiebt", sagt sie.

Ganz anders sieht das bei ihrem Freund Christian Zillekens aus. "Die Zeit, die wir jetzt haben, kommt mir natürlich zu Gute", erzählt der 24-Jährige. Denn ausgerechnet bei seinem ersten Weltcupsieg Anfang Mai 2019 in Ungarn verletzte sich der Potsdamer an der Hand. Beim Fechten zog er sich einen Bänderriss zu, auch die Knochen hatten sich verschoben. "Ich hatte den Anschluss an die Weltspitze und musste die Saison abbrechen. Das hat mich natürliche in bisschen rausgebracht", sagt er.

Zillekens mit Zwangspause

Disziplinen wie Fechten oder Schwimmen konnte er eine Zeit lang gar nicht trainieren. "Ich sehe das natürlich auch als Chance, nochmal an den Schwächen zu arbeiten." Der Potsdamer will sich im starken Männerteam der Fünfkämpfer unbedingt ein Olympiaticket sichern. Das hat Schleu, die die gewonnene Zeit für ihre Masterarbeit nutzt, als beste Deutsche im Grunde sicher. "Natürlich ist das eine Motivation zu sehen, dass die eigene Lebenspartnerin so erfolgreich ist. Daran will man natürlich anknüpfen", beschreibt Zillekens die Situation.

Denn den Olympiatraum verfolgen sie gemeinsam. "Natürlich träumt man davon, dass man zusammen fahren kann", sagt die Berlinerin Schleu. "Das ist ein einmaliges Feeling. Dafür lohnt es sich immer zu kämpfen." Das werden beide jetzt noch ein Jahr lang tun. Größtenteils getrennt für ihren gemeinsamen Traum.

Sendung: rbb UM6, 20.05.2020, 18 Uhr

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