Romy Kasper gewinnt virtuelle Rad-Bundesliga - Ausreißversuch im Wohnzimmer

So 17.05.20 | 16:48 Uhr | Von Andreas Friebel
Radsportlerin Romy Kasper (Quelle: imago images/Johannes Koziol)
Audio: Inforadio | 17.05.2020 | Andreas Friebel | Bild: imago images/Johannes Koziol

Radsportlerin Romy Kasper hat eine lange Leidenszeit und viele Verletzungen hinter sich. Jetzt konnte Lausitzerin aber endlich mal jubeln. Sie gewann die erstmals durchgeführte virtuelle Rad-Bundesliga. Von Andreas Friebel

Romy Kasper stand in ihrer Karriere selten ganz oben auf dem Treppchen. Und um ein Haar hätte die Forsterin ihre Laufbahn schon beendet. Denn zwischen Oktober 2017 und Juni 2018 war die 32-Jährige gleich sechs (!) Mal schwer gestürzt. So zog sie sich bei der Bahnrad-EM in Berlin Rippenbrüche und eine Lungenquetschung zu. Kaum saß sie wieder auf dem Rad, folgte der nächste Unfall. Nach einem schweren Sturz bei einem Rennen in England Mitte 2018 nahm sich Kasper anschließend eine längere Auszeit und dachte auch über ein Karriereende nach. Doch mit Blick auf die Olympischen Spiele in Tokio wollte es die junge Frau noch mal wissen. Tokio ist nun zwar verschoben, dafür gewann sie aber drei von fünf Rennen in der virtuellen Rad-Bundesliga. Und seit Samstag darf sich Kasper nun virtuelle deutsche Meisterin nennen. "Keine Ahnung, ob es da jetzt einen genauen Titel gibt. In jedem Fall habe ich mir den Gesamtsieg in der virtuellen Bundesliga geholt."

"Das war eine schöne Abwechslung zum Trainingsalltag"

Mit dieser Art Rennen zu bestreiten haben die Radsportler Neuland betreten. Und das sah wie folgt aus: Das normale Rennrad wurde ins Wohnzimmer gestellt. Das Hinterrad fixiert, mit allerlei Technik verbunden. Und mittels Computer in Echtzeit in eine Rennsimulation übertragen. 60 Frauen machten dabei mit. "Das war eine schöne Abwechslung zum Trainingsalltag. Auch, um mal etwas intensiver zu fahren und nicht nur stupides Grundlagentraining zu machen. Trotzdem würde ich das alles nicht überbewerten", sagt Romy Kasper.

Letztjähriger WM-Kurs von Yorkshire wurde nachgefahren

Denn am Ende entschieden Kraft und Ausdauer die Rennen. Das Wetter, die Taktik oder die Teamkollegen, die in der Realität Einfluss nehmen: All das gab es im heimischen Wohnzimmer natürlich nicht. "In der Realität sehe ich bei meiner Konkurrentin schon im Gesicht, ob sie bei einem Anstieg mit den Kräften kurz vor dem Ende ist. Und ob eine Attacke jetzt Sinn macht. In der virtuellen Welt sieht man das nicht. Man kann es nur probieren."

Am Samstag klappte es. Kaspers Ausreißversuch fünf Kilometer vor dem Ziel konnte die Konkurrenz nicht mehr kontern. Diesmal wurde der letztjährige WM-Kurs im englischen Yorkshire nachgefahren.

Kasper nutzt die Zeit für ihre Masterarbeit

Wann Kasper in der Realität dort wieder unterwegs sein wird, weiß sie noch nicht. Im Moment sieht der internationale Rennkalender den 1. August als Neustart der Radsaison vor. "Ob es wirklich so kommt, ist schwer abzuschätzen. Es sind noch zweieinhalb Monate Zeit bis dahin. Da kann viel passieren."

Und deshalb bleibt die 32-Jährige einfach entspannt. Und nutzt die freie Zeit, um beruflich voranzukommen. Kasper studiert nebenbei in Leipzig und beginnt jetzt mit ihrer Masterarbeit. "Ich wollte sie eigentlich nach den Olympischen Spielen in Tokio schreiben. Jetzt habe ich sie nach vorn gezogen. Und will sie in diesem Jahr fertig schreiben. "Am besten noch vor den ersten Rennen."

Thematisch hat sich die Lausitzerin etwas ganz Aktuelles ausgesucht: Die Auswirkungen der Coronakrise auf die Spitzensportler. Und dabei bekommt sicher auch die virtuelle Rad-Bundesliga ein bisschen Platz eingeräumt.

Sendung: Inforadio, 17.05.2020, 16.15 Uhr

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Beitrag von Andreas Friebel

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