50 Jahre "Tor des Monats" | Silvio - Vom Seitfallzieher zur Säge

Fr 26.03.21 | 21:16 Uhr | Von Ilja Behnisch
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Torsten Mattuschka (l.), Silvio und Patrick Kohlmann (r.) zersägen die Medaille für das Tor des Monats (imago images/Matthias Koch)
Bild: imago images/Matthias Koch

Als Union Berlins Silvio im September 2011 das "Tor des Monats" erzielte, sagte er, er müsse die Auszeichnung eigentlich mit seinen Mitspielern teilen. Kurz darauf wurde die Idee in die Tat umgesetzt. Von Ilja Behnisch

Im gemeinsamen Rückblick auf den September 2011, auf das erste "Tor des Monats" in der Geschichte des 1. FC Union Berlin, wirken Carlos De Oliveira Silvio (36), Torsten Mattuschka (40) und Patrick Kohlmann (38) ein wenig wie die Blues Brothers. "Wir bringen die Band wieder zusammen", heißt es schließlich im Kult-Film aus dem Jahr 1980. Ein Motto, das auch für die drei Ex-Unioner gelten könnte.

Denn eigentlich wird seit nunmehr 50 Jahren der "Torschütze des Monats" gekürt und nicht etwa das "Tor-Trio des Monats". Aber bei Union ticken die Stadionuhren bekanntlich anders. Weshalb der eigentliche "Torschütze des Monats", der Brasilianer Carlos De Oliveira Silvio, den alle nur Silvio nennen, seine Auszeichnung auch mit denen teilte, die an der Entstehung des Treffers maßgeblich beteiligt waren. Ein Treffer, so simpel wie schön. Langer Ball aus der eigenen Hälfte von Kohlmann zu Mattuschka, der den Ball Volley und per Direktabnahme weiterleitet zu Silvio, dessen artistischer Seitfallzieher wiederum die logische wie anspruchsvolle Vollendung dieses Gemeinschaftswerks ist.

Wahlkampf für das "Tor des Jahres"

Von der Sportschau findet dennoch nur ein einzige Medaille ihren Weg nach Berlin Köpenick. Kein Problem, denkt sich Vollstrecker Silvio und will das gute Stück in drei Teile teilen. Gesagt, getan. Wenn auch mit weitaus mehr Aufwand als vermutet. "Silvio hat sich die Hände verbrannt", erinnert sich Torsten Mattuschka gegenüber dem rbb. "Das war richtig anstrengend, das Sägen." Vor allem aber, so der Ex-Kapitän, sei die Aktion "sinnbildlich für unseren Mannschaftsgeist, dass jeder jedem alles gegönnt hat."

Gegönnt hätten sie Silvio, der zwischen 2011 und 2014 insgesamt 47 Spiele (9 Tore) für Union absolvierte, wohl auch den Titel für das "Tor des Jahres". Weshalb sie gehörig die Werbetrommel rührten bei den Eisernen und bis zum Äußersten griffen: zur Gitarre. Im Trainingslager war am Instrument der Meister selbst, Silvio. Und hinter und neben ihm die gesamte Mannschaft, die auf die Idee von Pressesprecher und Hobbymusiker Christian Arbeit sang: "Kohle spielt raus, Mattuschka rein, Silvio schießt für uns das Tor des Jahres."

Die Medaille? Verschollen!

Das erzielte dann allerdings ein spanischer Künstler namens Rául. Was Patrick Kohlmann beim vom rbb arrangierten Wiedersehen via Videotelefonie zu der folgenden Vermutung veranlasst: "Ich glaube wegen dem Lied haben wir nicht gewonnen." Ein Treffer, fast so gut wie ein Tor des Monats. Aber "Kohle" sagt eben auch: "Ist ja schön, dass man nach all der Zeit noch etwas hat, worüber man sich unterhalten kann, woran man sich zusammen erinnern kann."

Nicht so gut erinnern können sich die drei, wo ihr Stück von der Medaille eigentlich verblieben ist. Nicht weiter schlimm, scheint Mattuschka zu denken: "Ich war und bin eine Schlampe." Immerhin, Silvio hat nochmals eine vollständige zugeschickt bekommen von der Sportschau-Redaktion.

Unions Silvio erzielt das Tor des Monats im September 2011 (imago images/Matthias Koch)
11. September 2011: Unions Silvio erzielt per Seitfallzieher das 2:1 gegen den FC Ingolstadt (Endstand 4:1) und zugleich das "Tor des Monats".. | Bild: imago images/Matthias Koch

Eine Rückkehr des Trios als Trainer?

Schaut man den Dreien beim Erinnern zu, bekommt man eine Ahnung davon, was Fußballer nach ihrem Karriere-Ende oftmals meinen, wenn sie beteuern, vor allem das Gemeinschaftsgefühl einer Mannschaft zu vermissen. Vielleicht spielt Silvio auch deshalb wieder Profi-Fußball, nachdem er die Karriere eigentlich schon beendet hatte. Beim FC Wil in der Schweiz, zweite Liga.

Sollte er danach Trainer werden wollen und Co-Trainer brauchen, so Mattuschka, solle er sich doch bei ihm und "Kohle" melden. Schließlich ist Mattuschka als solcher bei der VSG Altglienicke aktiv, Kohlmann als Co-Trainer bei Holstein Kiel. Dann wäre die Band wieder zusammen: "Kohle", "Tusche" und Silvio. Zumindest wie man schöne Tore schießt, wissen die Drei nur zu gut.

Beitrag von Ilja Behnisch

1 Kommentar

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  1. 1.

    Super Aktion damals, die mir auch heute noch ein Grinsen ins Gesicht treibt. :-)

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